Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Der Kcherboden ä den Bezirken Baonjo 
u a. 
Von Dr. O. Mann. 
J. 
Der Banjobezirk ist im allgemeinen ziemlich 
dünn befiedelt; nur in seinen südlicheren Gebieten, 
im Mambilaland, findet sich eine etwas zahl- 
reichere Bevölkerung. Die Ursache dieser dünnen 
Besiedelung dürften die andauernden kriegerischen 
Unternehmungen der Fullastämme gewesen sein; 
denn außerordentlich heftige Fehden fanden zwischen 
den einzelnen Fullagroßen und vor allem zwischen 
den Fullas und den in die Berglandschaften sich 
zurückziehenden Heidenstämmen statt. Noch heute 
finden wir überall die Heidenstämme in den Ge- 
birgen hausen, während die ebenen Gebiete im 
Besitze der Fulla sind. Noch heute sind die 
Heidenstämme vielfach außerordentlich scheu und 
fliehen beim Herannahen einer Karawane sofort 
in ihre fast unzugä#zglichen Felsschlupfwinkel. Da 
die Einwanderung der Fulla nur in geringer 
Zahl erfolgte und die Fulla als Viehzüchter 
weit ausgedehnte Gebiete für sich in Anspruch 
nahmen, ja in Anspruch nehmen mußten, da sonst 
zur Trockenzeit ihre großen Viehherden nicht die 
genügende Nahrung finden konnten, so erllärt sich 
daraus, daß in den wenig fruchtbaren Gebirgs- 
ländern eine verhältnismäßig zahlreichere Be- 
völkerung wohnt, als in den großen ausgedehnten 
und teilweise recht fruchtbaren Ebenen. 
Der im Banjobezirk vorherrschende Gneis ist 
bedeckt von einer meist ziemlich mächtigen Schicht 
rötlichen Lehms, die oft mit 7 bis Sm noch nicht 
durchtäuft ist. Dieser rote Verwitterungslehm 
wird fast überall mehr oder weniger stark lateri- 
tisiert. Nicht gerade selten ist zu beobachten, daß 
die einzelnen Eisenerzpartikelchen sich zu einem 
zelligen festen Gestein zusammenschließen, das 
häufig ½ m und mehr mächtig wird und natür- 
lich das Eindringen von Pflanzenwurzeln im 
Boden unmöglich macht. Infolgedessen ist dieser 
Lehm recht wenig fruchtbar und kann nur in 
Nokfällen als Ackerboden benutzt werden; denn 
mit der Bildung von Eisenerzknollen geht fast 
immer eine sehr starke Auslaugung Hand in Hand. 
Die Granite werden ebenfalls häufig von 
einem derartigen Lehm bedeckt. Doch finden sich 
die Granite nicht gerade selten auch direkt an- 
stehend und große Felskuppen bildend, so be- 
sonders im Gebiete vom Galim. In solchen 
Gegenden wird ein Granitblock auf den andern 
aufgetürmt, eine Verwitterungsschicht bildet sich 
sast nirgends und infolgedessen auch meist kein 
Ackerboden. Derartige Gebiete sind glücklicher- 
weise räumlich nur ziemlich beschränkt. 
Größeren Einfluß auf die Bodenbeschaffenheit 
haben die anßerordentlich zahlreichen Quarzgänge, 
  
selbst wenn es sich um ursprünglich nur recht 
wenig mächtige Gänge handeln sollte. Denn ein 
solcher kleiner Quarzgang zerfällt in seine ein- 
zelnen Bruchstücke und erfüllt mit diesen den 
ganzen Boden. Da diese Bruchstücke für einen 
Weitertransport durch Wasser an den meist flachen 
Hängen zu schwer sind, so wird wohl der zwischen 
ihnen sich ursprünglich befindende Lehm aus- 
gespült; die Quarze dagegen bleiben zurück und 
bilden daher nach kurzer Zeit einen sehr steinigen 
und infolgedessen auch wenig fruchtbaren Boden. 
Auf den mächtigeren Quarzgängen, die oberfläch- 
lich in ein Haufwerk von einzelnen Blöcken zer- 
fallen sind, wächst natürlich sowieso nichts. Dia- 
base und Diorite bilden einen meist ziemlich 
steinigen Boden an den Hängen des Gendero- 
gebirges, einem Gebiete, das für Landwirt- 
schaft nicht in Frage kommt. Die Trachyte 
und ihre Tuffe bilden hier den gleichen wenig 
fruchtbaren Boden, wie er uns auch aus dem 
Bamendabezirk bekannt ist. Der Basalt, der 
sich namentlich im Gebiete von Tingere sowie bei 
Bakari und im nördlichen Tibatilande in größerer 
Ausdehnung einstellt, liefert auch hier einen roten, 
meist ziemlich tiefgehenden Lehm, der noch ver- 
hältnismäßig den besten Boden im Banjobezirk 
darstellt. Freilich haben die Basaltgebiete im 
Verhältnis zu den basaltfreien Gebieten nur einen 
recht geringen Umfang. 
Für den Ackerbau kommen im Banjobezirk 
eigentlich nur die Alluvialauen in Betracht. 
Größere derartige Alluvionen finden sich am Mbam 
und fast allen seinen Nebenflüssen, am Mao Meng, 
am Faro und am Mao Deo. Auch die Taraba 
hat eine große Anzahl derartiger weitausgedehnter 
Alluvialauen. Meist sind diese Auen 500 bis 
600 m breit und aufgebaut aus grauen und 
blauen Tonen mit einzelnen Sandeinlagerungen 
dazwischen. Diese Tone sind oberflächlich zu 
einem tiefbraunen, oft fast schwarzen Lehmboden 
verwittert, der allerorten von den Eingeborenen 
für ihre Farmenanlagen benutzt wird. In der 
Regenzeit stehen diese Gebiete meist vollkommen 
unter Wasser und erst mit dem sinkenden Wasser- 
stande können sie vielsach in Arbeit genommen 
werden. Auch hier läßt sich dieselbe Beobachtung 
wie im Benue machen, daß mit dem fallenden 
Wasser immer neue Gebiete bepflanzt werden, so 
daß sich die Bestellzeit für den Acker über die 
Monate Oktober, November, Dezember ausdehnt 
und die ersten Ernten schon erfolgen, wenn die 
letzten Acker überhaupt noch nicht bestellt sind. 
In Gebieten, die der Überschwemmung nicht aus- 
gesetzt sind, wird auch schon zu Beginn der 
Regenzeit gesät oder gepflanzt und die Ernte 
wird gegen Ende der Regenzeit eingebracht. 
Angebaut wird fast überall das Durrha-
	        
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