Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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In Akurenam, einem größeren Dorf, war 
die Aufnahme sehr freundlich. In vielen dieser 
Dörfer war vorher noch nie ein Weißer gewesen. 
Von Ebomuku bis Nsoro war ein Weißer 
der Expedition, wahrscheinlich Oberleutnant Trenck, 
marschiert. « 
Die Schwierigkeiten begannen hinter Oweng 
nach der überschreitung des Komo. In den 
Jessuk-Dörfern Ajulmabang und Asogobur 
konnte ich die letzten Akurenam-Träger aus- 
wechseln. In Nsogobur hieß es, daß die nächsten 
Dörfer, Ojerk-Dörfer, uns auflauerten, ebenso 
seien die Wege in südöstlicher Richtung gesperrt. 
Unser Ziel war Metak, wo wir etwas von 
der Grenzexpedition zu erfahren hofften, über die 
niemand nähere Auskunft geben konnte. Es hieß 
nur, daß sie die große Straße passiert hätte und 
weiter vorn wäre. Den Gerüchten von den un- 
ruhigen Ojerk-Stämmen legte ich keine allzu 
große Bedeutung bei. In Nsogobur konnten 
die ausgeregten Träger nur mit Mühe vorwärts 
gebracht- werden. Ich schickte den farbigen Feld- 
webel Jakibu, einen sehr ruhigen Soldaten, mit 
6 Mann zur Sicherung voraus, dann folgten 
wir Europäer mit 4 Soldaten, dann die Träger- 
karawane mit dem Rest der Soldaten. Jakibu 
stieß schon nach ½ Stunde auf die erste sogenannte 
Wache, 4 bewaffnete Leute, die in dem voll- 
kommen unübersichtlichen, alten Farmland an 
dem nur etwa 30 em breiten Weg gedeckt ge- 
sessen hatten. Diese Wache war gar nicht zum 
Schießen gekommen; sie war offenbar von der 
Spitze überrascht worden. Ich ließ sie festnehmen. 
Von jetzt ab wurde mit äußerster Vorsicht und 
langsam marschiert. Schon nach wenigen Minuten 
hörten wir die ersten dumpfen Schüsse der Busch- 
gewehre, denen der scharfe Knall der Soldaten- 
gewehre folgte. Ein Zweifel über die kriegerische 
Absicht der Gegner war nunmehr ausgeschlossen. 
Die Spitze war auf die zweite Wache gestoßen. 
Die Kampfesweise ist für den Europäer und die 
Karawane die denkbar gefährlichste. Im dichten 
Farmland schießen diese Wacheleute auf etwa zehn 
Schritt und verschwinden, ohne daß man sie zu 
Gesicht bekommt. Die Spitze stieß auf eine dritte 
und vierte Wache, ehe sie an das Dorf heran- 
kam, wobei jedesmal einige Schüsse gewechselt 
wurden. Hier fand der Hauptwiderstand statt. 
Im Sumpfland, das nur auf wackeligen Stämmen 
zu passieren war, lagen die Ojerks gedeckt. Im 
Dorf, dessen Eingänge durch schwere Pfähle ver- 
rammelt waren, wurde die Kriegstrommel gerührt 
und gesungen. Die Gegner schrien, wir dürften 
nicht passieren. In den Sumpf fieelen vier 
Pangwe des Dorfes Ainsok. Während der 
Feldwebel mit der Spitze das Dorf von der Seite 
angriff, warteten wir vor dem Dorfe. Der Gegner 
  
flüchtete; wir stiegen den sehr steilen Hang zum 
Dorf hinan, zertrümmerten die Balken und 
drangen in das Dorf ein, in das die Spitze von 
der Seite eingedrungen war. Ich ließ sofort 
nach allen Seiten Wachen ausstellen. Nach etwa 
20 Minuten kam im strömenden Regen die Träger- 
karawane an. Verluste hatten wir nicht gehabt; 
einem Soldaten war durch einen Schuß, der aus 
dem Dorf abgegeben wurde, ein eckiges Geschoß 
durch den Stiefel gegangen und hatte den Fuß 
geschrammt. 6 
Ich ließ die Umgegend des Dorfes freischlagen, 
um Schußfeld zu erhalten und einen überfall der 
Gegner zu verhindern. Das für mich hergerichtete 
Haus — ich reiste, um Trägerschwierigkeiten zu 
vermeiden, ohne Zelt — wurde nach außen durch 
Planten und Balken gesichert. Die erbeuteten 
Gewehre und ein Faß Pulver wurden vernichtet. 
Der Gegner griff nachts nicht an; in der ganzen 
Umgebung wurde eifrig die Alarmtrommel gerührt. 
Vor dem Abmarsch am nächsten Morgen wurde 
das Dorf in Brand gesteckt. Von den Trägern 
kannte angeblich nur einer die Gegend und einen 
Weg zum Abanga, alle andern behaupteten, 
hier nicht bekannt zu sein. So mußten wir uns 
schon der Führung dieses einen Trägers anver- 
trauen. Wir hofften, Metak in 1 bis 1½ Tagen 
zu erreichen, was nach der Karte uns möglich 
erschien. Eine genaue Orientierung war aus- 
geschlossen. Die vorhandenen Karten sind noch 
zu ungenau. Die dort verzeichneten Namen waren 
niemandem bekannt. Einen südöstlichen Weg, wie 
wir ihn gehen wollten, behauptete der Führer 
nicht zu kennen. Wir gedachten in dieser Rich- 
tung möglichst bald die Straße Etum—Metak 
zu erreichen. So folgten wir dem Führer. 
Wenige Minuten hinter dem Dorfe wurde von 
der Seite in die Karawane hineingeschossen und 
ein etwa 10 m hinter uns gehender Träger am 
Rücken verletzt. Der Schuß kann nur aus nächster 
Nähe, auf etwa 3 bis 5 m, abgegeben sein: es 
war eine etwa drei Finger breite Brandwunde, 
die der Träger erlitten hatte und die nur von 
dem Feuerstrahl des Gewehrs herrühren konnte. 
An der Reislast waren vom Schrot Schußspuren 
zu sehen. An dem Versteck des Schützen waren 
die Spitze, wir Europäer und einige Träger vor- 
beigegangen, ohne den Mann zu entdecken. 
Die Pangwe hatten uns vorher schon ge- 
sagt, daß die Ojerk die Soldaten vorbeilassen 
und dann auf uns schießen würden. Dieser Vor- 
fall war der beste Beweis dafür, daß diese War- 
nung berechtigt war, gleichzeitig gibt er aber auch 
einen Begriff, wie ungeheuer dicht und unüber- 
sichtlich das Gelände ist und in welcher ständigen 
Gefahr der Europäer schwebt. Es mag nur ein 
für uns glücklicher Zufall gewesen sein, daß der 
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