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in Tätigkeit. Dem Ngi-Bund, einem reinen
Männerverein, gehören die erwachsenen Männer
des Dorfes an; die erwachsenen Knaben werden
in Stägigen Feierlichkeiten in diesen Ngi-Bund
aufgenommen. Weiber und Kinder dürfen die
Figur nicht ansehen.
In Eteng rief abends der Ngi-Priester mit
dumpfer verstellter Stimme in Begleitung von zwei
Leuten, welche eine Klingel und eine Trompete
aus Antilopenhorn trugen, die Mitglieder zum
Palaver. Es handelte sich, wie wir erfuhren, um
Feststellung der Todesursache irgendeines kürzlich
Verstorbenen.
Götzen anderer Art sahen wir verschiedentlich.
Eine Götzensigur war auf einer Art Trommel,
einer Kiste, befestigt, in der die rot angemalten
Schädel der Angehörigen gesammelt waren. Die
Pangwe graben nach erfolgter Verwesung den
Leichnam wieder aus und nehmen den Kopf aus
dem Grab heraus; diese Schädel werden be-
sprochen und bringen bei Jagd, Krieg, Einkauf
in Faktorei, Heirat usw. Glück.
Die Dörfer haben im großen und ganzen
überall den gleichen Charakter. Fast durchweg
ist es das Straßendorf, eine enge, 5 m breite
Dorfstraße, zu beiden Seiten ohne Zwischenräume
Häuser, die Enden des Dorfes durch Wach= oder
Palaverhäuser geschlossen. Auf den Ausbau der
Wachhäuser wird Gewicht gelegt, die Außenseite
ist durch eine dreifache Lage fester Balken be-
sonders geschützt, in die Ausguck= und Schießlöcher
angebracht sind. Viele Dörfer waren durch eine
starke Umzäumung aus Balken gegen Überfälle
gesichert. Die Häuser sind in den Gebirgsdörfern
aus Baumrinde. Wo in den Flußniederungen
Raphiapalmen zur Verfügung stehen, werden sehr.
kunstvolle getäfelte Häuser errichtet. Die Raphia-
palme bietet alles, Salz, Palmwein, Blätter zum
Dach, Rippen für Betten usw. Das Innere eines
solchen getäfelten Hauses sieht sehr schön aus.
Da die Eingeborenen zur Beleuchtung das Harz
eines Baumes brennen, nehmen die Palmenrippen
einen ebenholzschwarzen, lackartigen Glanz an.
Handel.
Der Handel hat einige Fortschritte zu ver-
zeichnen. In Mwela bei Ekododo hat John
Holt eine alte verlassene Faktorei neu eingerichtet
und mit einem Weißen besetzt. In Ekododo baut
die Firma Thomas Brother eine größere Busch-
faktorei. Faktoreien der Firmen Pagenstecher
find bereits in Bibolbola und an der spanischen
Seite in Ajarem. Von dort ab stockt der Handel,
da sich kein Eingeborener des Hinterlandes ge-
traut, die Gebiete von Essula zu durchwandern.
Die Kaufleute find, abgesehen von dem schlechten
Gummipreis, mit den Lieferungen durch die Ein-
geborenen recht zufrieden. Das Hinterland
ist reich an Gummi und Menschen. In den
Dörfern ist Gummi gesammelt, der aber nicht
verwertet werden kann.
Die Kameruner Uordbahn (Manenguba-Bahn)
im Kalenderjahr 1912.7)
Das abgelaufene Kalenderjahr ist für die Bahn
das erste volle Betriebsjahr, nachdem sie am
1. April 1911 dem Betrieb übergeben worden
war. Die in der umstehenden Zusammenstellung
aufgeführten Ergebnisse des Jahres 1912 sind
daher mit denen des nur neun Betriebsmonate
enthaltenden Vorjahres nicht ohne weiteres ver-
gleichbar. Der Verkehr und sein Erträgnis weist
überall eine erfreuliche Steigerung auf, so daß
man den Betriebsabschluß als recht günstig be-
zeichnen darf.
Die Betriebsziffer ist von 84 auf 65,36 v. H.
zurückgegangen und der Betriebsüberschuß auf
290 466 „X gestiegen, so daß nach Speisung der
in Betracht kommenden Fonds ein dreiprozentiger
Gewinn in Höhe von 162 200 JI auf die Vor-
zugsanteile Reihe A von 5 640 000 ausge-
schüttet werden konnte. Die Reisenden und die
Einnahmen aus dem Personenverkehr verteilten
sich auf die einzelnen Klassen wie folgt:
Klasse Reisende Einnahme
I... 1619 10811.-l-
II... 6 728 14 699.
III 145 986 141 003=
Der Güterverkehr ging mit 6005 t nach dem
Innern und mit 18 480 t (= 75,5 v. H.) zur
Küste. Von letzterem Verkehr sind u. a. zu nennen:
3170 t Brennholz, 762,7 t Ebenholz, 70 t Kakao,
70,8 t Mais, 745,6 t Palmfrüchte, 1314,8 t Palm-
kerne, 1093 t Palmöl, 6256 t Stammholz. Die
Leerläufe der Güterwagen haben sich von 28 v. H.
im Vorjahre auf 20,4 v. H. vermindert. Die
durchschnittliche Zugstärke hat sich von 25,5 auf
27,4 Achsen gesteigert.
Der Bestand an Fahrzeugen am 31. De-
zember 1912 war 6 (6) Lokomotiven, 9 (6) Per-
sonenwagen, 2 (2) Gepäckwagen, 20 gedeckte,
44 offene Güterwagen, 2 Rungenwagen, 4 Vieh-
wagen, 1 Kranwagen, 1 Anhängewagen, 6 Bahn-
meisterwagen. Im Betriebe der Bahn waren be-
schäftigt 20 (17) weiße Beamte und 371 (541)
farbige Bedienstete und Arbeiter.
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 862.