Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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in Tätigkeit. Dem Ngi-Bund, einem reinen 
Männerverein, gehören die erwachsenen Männer 
des Dorfes an; die erwachsenen Knaben werden 
in Stägigen Feierlichkeiten in diesen Ngi-Bund 
aufgenommen. Weiber und Kinder dürfen die 
Figur nicht ansehen. 
In Eteng rief abends der Ngi-Priester mit 
dumpfer verstellter Stimme in Begleitung von zwei 
Leuten, welche eine Klingel und eine Trompete 
aus Antilopenhorn trugen, die Mitglieder zum 
Palaver. Es handelte sich, wie wir erfuhren, um 
Feststellung der Todesursache irgendeines kürzlich 
Verstorbenen. 
Götzen anderer Art sahen wir verschiedentlich. 
Eine Götzensigur war auf einer Art Trommel, 
einer Kiste, befestigt, in der die rot angemalten 
Schädel der Angehörigen gesammelt waren. Die 
Pangwe graben nach erfolgter Verwesung den 
Leichnam wieder aus und nehmen den Kopf aus 
dem Grab heraus; diese Schädel werden be- 
sprochen und bringen bei Jagd, Krieg, Einkauf 
in Faktorei, Heirat usw. Glück. 
Die Dörfer haben im großen und ganzen 
überall den gleichen Charakter. Fast durchweg 
ist es das Straßendorf, eine enge, 5 m breite 
Dorfstraße, zu beiden Seiten ohne Zwischenräume 
Häuser, die Enden des Dorfes durch Wach= oder 
Palaverhäuser geschlossen. Auf den Ausbau der 
Wachhäuser wird Gewicht gelegt, die Außenseite 
ist durch eine dreifache Lage fester Balken be- 
sonders geschützt, in die Ausguck= und Schießlöcher 
angebracht sind. Viele Dörfer waren durch eine 
starke Umzäumung aus Balken gegen Überfälle 
gesichert. Die Häuser sind in den Gebirgsdörfern 
aus Baumrinde. Wo in den Flußniederungen 
Raphiapalmen zur Verfügung stehen, werden sehr. 
kunstvolle getäfelte Häuser errichtet. Die Raphia- 
palme bietet alles, Salz, Palmwein, Blätter zum 
Dach, Rippen für Betten usw. Das Innere eines 
solchen getäfelten Hauses sieht sehr schön aus. 
Da die Eingeborenen zur Beleuchtung das Harz 
eines Baumes brennen, nehmen die Palmenrippen 
einen ebenholzschwarzen, lackartigen Glanz an. 
Handel. 
Der Handel hat einige Fortschritte zu ver- 
zeichnen. In Mwela bei Ekododo hat John 
Holt eine alte verlassene Faktorei neu eingerichtet 
und mit einem Weißen besetzt. In Ekododo baut 
die Firma Thomas Brother eine größere Busch- 
faktorei. Faktoreien der Firmen Pagenstecher 
find bereits in Bibolbola und an der spanischen 
Seite in Ajarem. Von dort ab stockt der Handel, 
da sich kein Eingeborener des Hinterlandes ge- 
traut, die Gebiete von Essula zu durchwandern. 
Die Kaufleute find, abgesehen von dem schlechten 
  
Gummipreis, mit den Lieferungen durch die Ein- 
geborenen recht zufrieden. Das Hinterland 
ist reich an Gummi und Menschen. In den 
Dörfern ist Gummi gesammelt, der aber nicht 
verwertet werden kann. 
Die Kameruner Uordbahn (Manenguba-Bahn) 
im Kalenderjahr 1912.7) 
Das abgelaufene Kalenderjahr ist für die Bahn 
das erste volle Betriebsjahr, nachdem sie am 
1. April 1911 dem Betrieb übergeben worden 
war. Die in der umstehenden Zusammenstellung 
aufgeführten Ergebnisse des Jahres 1912 sind 
daher mit denen des nur neun Betriebsmonate 
enthaltenden Vorjahres nicht ohne weiteres ver- 
gleichbar. Der Verkehr und sein Erträgnis weist 
überall eine erfreuliche Steigerung auf, so daß 
man den Betriebsabschluß als recht günstig be- 
zeichnen darf. 
Die Betriebsziffer ist von 84 auf 65,36 v. H. 
zurückgegangen und der Betriebsüberschuß auf 
290 466 „X gestiegen, so daß nach Speisung der 
in Betracht kommenden Fonds ein dreiprozentiger 
Gewinn in Höhe von 162 200 JI auf die Vor- 
zugsanteile Reihe A von 5 640 000 ausge- 
schüttet werden konnte. Die Reisenden und die 
Einnahmen aus dem Personenverkehr verteilten 
sich auf die einzelnen Klassen wie folgt: 
Klasse Reisende Einnahme 
I... 1619 10811.-l- 
II... 6 728 14 699. 
III 145 986 141 003= 
Der Güterverkehr ging mit 6005 t nach dem 
Innern und mit 18 480 t (= 75,5 v. H.) zur 
Küste. Von letzterem Verkehr sind u. a. zu nennen: 
3170 t Brennholz, 762,7 t Ebenholz, 70 t Kakao, 
70,8 t Mais, 745,6 t Palmfrüchte, 1314,8 t Palm- 
kerne, 1093 t Palmöl, 6256 t Stammholz. Die 
Leerläufe der Güterwagen haben sich von 28 v. H. 
im Vorjahre auf 20,4 v. H. vermindert. Die 
durchschnittliche Zugstärke hat sich von 25,5 auf 
27,4 Achsen gesteigert. 
Der Bestand an Fahrzeugen am 31. De- 
zember 1912 war 6 (6) Lokomotiven, 9 (6) Per- 
sonenwagen, 2 (2) Gepäckwagen, 20 gedeckte, 
44 offene Güterwagen, 2 Rungenwagen, 4 Vieh- 
wagen, 1 Kranwagen, 1 Anhängewagen, 6 Bahn- 
meisterwagen. Im Betriebe der Bahn waren be- 
schäftigt 20 (17) weiße Beamte und 371 (541) 
farbige Bedienstete und Arbeiter. 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 862.
	        
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