Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Karakum anschließt, und welche südöstlich bis nahe 
an die afghanische Grenze reicht. 
Die Grenzstadt Tschardschui ist unweit des 
Amu-Darja in einer Lößoase gelegen, die 10 bis 
12 km südwestlich von der Station Tschardschui 
ihr Ende findet. Gewissermaßen der klassische Ort 
der Dünenbefestigungsarbeiten Paletzkys ist die 
erwähnte Station Farab, 8 Werst von der 
Station Tschardschui entfernt. An die Schilf- 
niederung östlich des Amu-Darja schließt sich zu- 
nächst eine, dicht mit Glyeyrrhiza glabra bestandene 
Süßholzsteppe an, die indessen noch einzelne 
Weideflächen für Rindvieh freiläßt. Der Bahn- 
damm ist stellenweise dicht mit Kapern bewachsen, 
in der Nähe von Farab auch mit Tamarzx. 
Bei Farab, wo wiederum der Lößboden 
hervortritt, befindet sich eine Pflanzschule für die 
Dünenbefestigungspflanzen, d. h. diejenigen Arten, 
die nur in Form von Setzlingen bei der künst- 
lichen Bepflanzung verwendet werden. 
Die Dünenbefestigungspflanzen sind aus- 
nahmslos Gewächse von streng xerophilem Cha- 
rakter. Man hat zu unterscheiden zwischen 
Gewächsen, die zur künstlichen Anpflan- 
zung benutzt werden, und natürlichen An- 
siedlern. 
Zu der ersteren Gruppe gehören: Salsola 
arbuscula („Tscherkeß"), einige Calligonum-- 
Arten („Kandym“) und endlich Haloxylon 
Ammodendron („Saxaul“). Es handelt sich 
hierbei um Sträucher, Baumsträucher und Bäume, 
also durchweg um Holzgewächse. Salsola 
und Calligonum sind dadurch ausge- 
zeichnet, daß sie gut im wehenden Sande 
gedeihen, dagegen im festgelegten-Be- 
stande neu ausgepflanzt schlecht anwachsen. 
Haloxylon Ammodendron dagegen ge- 
deiht im wehenden Sande nicht, verhält sich 
also gerade umgekehrt wie die beiden erst- 
genannten, die man als die eigentlichen Pioniere 
der Dünenbefestigung betrachten muß. Diese be- 
tätigen sich dabei auch noch wesentlich durch natür- 
liche Ansamung, wobei sie im Anfangsstadium 
der Befestigung noch günstige Bedingungen 
sinden, während Halorylon Ammodendron erst 
dann in Wirksamkeit treten kann, wenn die Fest- 
legung einigermaßen vorgeschritten ist. Und zwar 
soll bezüglich der natürlichen Ansamung Salsola- 
an erster Stelle stehen, ihr folgt Calligonum und 
dieser erst Haloxylon. 
1. Salsola arbuscula Pall (S. Richteri 
Karel) („Tscherkeß“") aus der Familie der 
Chenopodiaceen. 
Ein reichverzweigter, dichtbelaubter Strauch“) 
mit saftgrünen walzenförmigen Blättern. Die 
*) Abbildung bei Bessen a. a. O. Tafel 8 bis 10. 
  
oberirdischen Triebe sind vielfach silberweiß be- 
rindet. Diese Art ist durch ein besonders schnelles 
Wachstum und — wie die übrigen „grundlegen- 
den“ Dünenbefestigungspflanzen — durch eine 
reiche und weitausstrahlende Wurzelbildung aus- 
gezeichnet. Sie soll ein sehr hohes Alter erreichen. 
Einjährige Pflänzlinge werden durchschnittlich 
30 cm hoch; Ausnahmen zeigten bis 1,85 m 
hohe oberirdische Achsen und bis 4 m lange 
Wurzeln. Die Früchte werden 3 bis 6 em tief 
ausgelegt. Die Keimungsdauer der Samen 
beträgt durchschnittlich sieben Tage. Aus 
Samen gezogene Pflanzen sollen schon im dritten 
Jahr Früchte liefern. Die sehr reiche Samen- 
produktion macht diese Pflanze zu einem be- 
sonders wertvollen Objekt. Die etwa 3 mm im 
Durchmesser großen leichten Früchte besitzen einen 
scheibenförmig angeordneten Flügelbesatz, der ihre 
Verbreitung durch den Wind erleichtert. 
Beim Ausheben aus der Pflanzschule werden 
die Wurzeln auf 40 bis 50 em gekappt, die 
oberirdischen Triebe auf 10 cm. In den Dünen 
findet sich, stellenweise häufig, auch Salsola suba- 
phylla C. A. Mey., ein bis 2 m hoher, aus- 
ladender Strauch mit hellgrüngelben fleischigen 
Trieben. Der Wert dieser Salsola-Art als Be- 
festigungspflanze wird nur gering eingeschätzt. 
S. subaphylla wird daher zur künstlichen Be- 
pflanzung nicht verwendet, sondern ist nur als 
spontaner Ansiedler vertreten. 
2. Calligonum arborescens Litw. (bak- 
kandym“ = weißer K.) aus der Familie der 
Polygonaceen.“') Bis 4 m hoher Strauch oder 
Baumstrauch von sparrigem, weitausladendem 
Wuchs. Wird bis 20 Jahre alt und trägt vom 
vierten Jahr an Früchte. Die Früchte, 5 bis 
8 mm im Durchmesser, hartschalig, mit 10 bis 
15 mm langen verästelten, dünnen Borsten besetzt, 
werden vom Wind zusammengeweht und liegen 
zur Sommerzeit massenhaft in den Dünentälern 
und Vertiefungen umher. 
Saatreife Mai bis Juni. Keimungsdauer der 
Samen: 15 bis 16 Tage (wie auch bei den 
anderen Calligonum-Arten der Gegend). 
Bei der Aussaat werden die Samen 4,5 bis 
höchstens 9 em tief eingelegt und dann leichi an- 
gedrückt. In der Pflanzschule bei Krasnow hatten 
7 bis 8 Monate alte Pflänzchen 15 bis 30 cm 
hohe, meist verzweigte oberirdische Triebe gebildet; 
die unverzweigten Pfahlwurzeln waren etwa 
anderlhalbmal so lang wie die oberirdischen Achsen. 
Wie C. Caput Medusac (siehe nachstehend), so 
bildet auch diese Art in den Dünen weitstrebende 
dünne „Oberflächenwurzeln“. 
  
  
*) Abbildung bei Bessey a. a. O. Tafel 11.
	        
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