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Karakum anschließt, und welche südöstlich bis nahe
an die afghanische Grenze reicht.
Die Grenzstadt Tschardschui ist unweit des
Amu-Darja in einer Lößoase gelegen, die 10 bis
12 km südwestlich von der Station Tschardschui
ihr Ende findet. Gewissermaßen der klassische Ort
der Dünenbefestigungsarbeiten Paletzkys ist die
erwähnte Station Farab, 8 Werst von der
Station Tschardschui entfernt. An die Schilf-
niederung östlich des Amu-Darja schließt sich zu-
nächst eine, dicht mit Glyeyrrhiza glabra bestandene
Süßholzsteppe an, die indessen noch einzelne
Weideflächen für Rindvieh freiläßt. Der Bahn-
damm ist stellenweise dicht mit Kapern bewachsen,
in der Nähe von Farab auch mit Tamarzx.
Bei Farab, wo wiederum der Lößboden
hervortritt, befindet sich eine Pflanzschule für die
Dünenbefestigungspflanzen, d. h. diejenigen Arten,
die nur in Form von Setzlingen bei der künst-
lichen Bepflanzung verwendet werden.
Die Dünenbefestigungspflanzen sind aus-
nahmslos Gewächse von streng xerophilem Cha-
rakter. Man hat zu unterscheiden zwischen
Gewächsen, die zur künstlichen Anpflan-
zung benutzt werden, und natürlichen An-
siedlern.
Zu der ersteren Gruppe gehören: Salsola
arbuscula („Tscherkeß"), einige Calligonum--
Arten („Kandym“) und endlich Haloxylon
Ammodendron („Saxaul“). Es handelt sich
hierbei um Sträucher, Baumsträucher und Bäume,
also durchweg um Holzgewächse. Salsola
und Calligonum sind dadurch ausge-
zeichnet, daß sie gut im wehenden Sande
gedeihen, dagegen im festgelegten-Be-
stande neu ausgepflanzt schlecht anwachsen.
Haloxylon Ammodendron dagegen ge-
deiht im wehenden Sande nicht, verhält sich
also gerade umgekehrt wie die beiden erst-
genannten, die man als die eigentlichen Pioniere
der Dünenbefestigung betrachten muß. Diese be-
tätigen sich dabei auch noch wesentlich durch natür-
liche Ansamung, wobei sie im Anfangsstadium
der Befestigung noch günstige Bedingungen
sinden, während Halorylon Ammodendron erst
dann in Wirksamkeit treten kann, wenn die Fest-
legung einigermaßen vorgeschritten ist. Und zwar
soll bezüglich der natürlichen Ansamung Salsola-
an erster Stelle stehen, ihr folgt Calligonum und
dieser erst Haloxylon.
1. Salsola arbuscula Pall (S. Richteri
Karel) („Tscherkeß“") aus der Familie der
Chenopodiaceen.
Ein reichverzweigter, dichtbelaubter Strauch“)
mit saftgrünen walzenförmigen Blättern. Die
*) Abbildung bei Bessen a. a. O. Tafel 8 bis 10.
oberirdischen Triebe sind vielfach silberweiß be-
rindet. Diese Art ist durch ein besonders schnelles
Wachstum und — wie die übrigen „grundlegen-
den“ Dünenbefestigungspflanzen — durch eine
reiche und weitausstrahlende Wurzelbildung aus-
gezeichnet. Sie soll ein sehr hohes Alter erreichen.
Einjährige Pflänzlinge werden durchschnittlich
30 cm hoch; Ausnahmen zeigten bis 1,85 m
hohe oberirdische Achsen und bis 4 m lange
Wurzeln. Die Früchte werden 3 bis 6 em tief
ausgelegt. Die Keimungsdauer der Samen
beträgt durchschnittlich sieben Tage. Aus
Samen gezogene Pflanzen sollen schon im dritten
Jahr Früchte liefern. Die sehr reiche Samen-
produktion macht diese Pflanze zu einem be-
sonders wertvollen Objekt. Die etwa 3 mm im
Durchmesser großen leichten Früchte besitzen einen
scheibenförmig angeordneten Flügelbesatz, der ihre
Verbreitung durch den Wind erleichtert.
Beim Ausheben aus der Pflanzschule werden
die Wurzeln auf 40 bis 50 em gekappt, die
oberirdischen Triebe auf 10 cm. In den Dünen
findet sich, stellenweise häufig, auch Salsola suba-
phylla C. A. Mey., ein bis 2 m hoher, aus-
ladender Strauch mit hellgrüngelben fleischigen
Trieben. Der Wert dieser Salsola-Art als Be-
festigungspflanze wird nur gering eingeschätzt.
S. subaphylla wird daher zur künstlichen Be-
pflanzung nicht verwendet, sondern ist nur als
spontaner Ansiedler vertreten.
2. Calligonum arborescens Litw. (bak-
kandym“ = weißer K.) aus der Familie der
Polygonaceen.“') Bis 4 m hoher Strauch oder
Baumstrauch von sparrigem, weitausladendem
Wuchs. Wird bis 20 Jahre alt und trägt vom
vierten Jahr an Früchte. Die Früchte, 5 bis
8 mm im Durchmesser, hartschalig, mit 10 bis
15 mm langen verästelten, dünnen Borsten besetzt,
werden vom Wind zusammengeweht und liegen
zur Sommerzeit massenhaft in den Dünentälern
und Vertiefungen umher.
Saatreife Mai bis Juni. Keimungsdauer der
Samen: 15 bis 16 Tage (wie auch bei den
anderen Calligonum-Arten der Gegend).
Bei der Aussaat werden die Samen 4,5 bis
höchstens 9 em tief eingelegt und dann leichi an-
gedrückt. In der Pflanzschule bei Krasnow hatten
7 bis 8 Monate alte Pflänzchen 15 bis 30 cm
hohe, meist verzweigte oberirdische Triebe gebildet;
die unverzweigten Pfahlwurzeln waren etwa
anderlhalbmal so lang wie die oberirdischen Achsen.
Wie C. Caput Medusac (siehe nachstehend), so
bildet auch diese Art in den Dünen weitstrebende
dünne „Oberflächenwurzeln“.
*) Abbildung bei Bessey a. a. O. Tafel 11.