Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

W 876 25 
Ufer des Syr-Darja zwischen der Stadt Turkestan 
und Kasalinsk sowie am Amu-Darja und Tschu 
in ausgedehnten Wäldern auf. Der Heizwert des 
Holzes ist außerordentlich hoch. 
In der Pflanzschule Farab werden die Samen 
aller hier genannten Befestigungspflanzen im 
November oder auch Anfang Dezember ausgesät, 
aber niemals begossen; denn alle in Betracht 
kommenden Arten sind sehr empfindlich gegen 
Feuchtigkeit. Man legt sie auch nicht in den 
nährstoffreichen Lößboden, sondern nur in Dünen- 
sand, der 2 bis 3 Tage vorher durchfeuchtet wird, 
aus. Dieser ist hier allerdings stark lößhaltig. 
Auf äußerste Vorsicht bei der Bewässerung während 
der Anzucht kann nicht dringend genug hingewiesen 
werden. In Südwestafrika scheinen in dieser Hin- 
sicht, wenn auch bei anderen Versuchspflanzen, einige 
Fehler gemacht worden zu sein. Wie aus den 
vorliegenden Berichten ersichtlich, hat man — 
unter Mißachtung der naturgemäß sehr gering- 
fügigen Ansprüche von Wüstenpflanzen an die 
Feuchtigkeitszufuhr — bei Anzuchtversuchen stets 
reichlich bewässert! Noch dazu hat man zur Be- 
wässerung bisweilen destilliertes Wasser benutzt, das 
bekanntlich auf pflanzliche Organismen direkt giftig 
wirken kann. . 
Umeinllbekwehenzuvekhindern,wirdals- 
bald nach der Aussaat ein Besteck in Form dünner 
Strohmatten von 60 bis 100 em Breite über die 
Saatbeete gelegt. Diese Matten werden beider- 
seits durch befestigte Schilfbänder auf dem Boden 
festgehalten. 
Eine Düngung findet niemals statt. 
Die Keimung der Samen und die Entwicklung der 
Pflänzchen geschieht allein unter dem Einfluß der 
minimalen Regenfälle des Spätherbstes und der 
ebenfalls sehr geringfügigen Schneefälle des 
Winters. Nach Bewurzelung der Pflänzchen wird 
das Besteck entfernt. Das Auspflanzen in die 
Dünen geschieht vorwiegend im Frühjahr (Januar 
oder Februar), in gewissen Fällen jedoch erst im 
Oktober oder November des nächsten Jahres. 
Schnelligkeit der Entwicklung und Frostempfindlich- 
keit der einzelnen Gewächse sprechen u. a. hier- 
bei mit. 
Eine weitere Pflanzschule befindet sich west- 
lich von Tschardschui bei der Station Krasnow. 
Besonders günstig für die Entwicklung der Pflanzen 
ist hier der hohe Grundwasserstand; schon bei 
etwa 30 cm Tiefe zeigt der Sand in den Saat- 
beeten Feuchtigkeit. Die Beete waren hier 1,2 
bis 1,5 m breit. Die Strohbedeckung war zur 
Zeit meiner Anwesenheit, also noch im Hochsommer, 
vorhanden, die sie befestigenden Schilfbänder waren 
aber früher entfernt worden. Die Aussaat ge- 
schieht in Furchen. Die Entwicklung der jungen 
  
Pflänzchen ist übrigens insofern vom Grundwasser- 
stande der Saatbeete abhängig, als Pflanzen häufig 
eingehen, wenn ihre Wurzeln die Grundfeuchtig- 
keit noch nicht erreicht haben, sobald die Feuchtig- 
keit der oberflächlichen Sandschicht durch frühzeitig 
eintretende Trockenheit verdunstet ist. 
Der Taufall soll an beiden Orten nur ge- 
ringfügig sein. In beiden Pflanzschulen werden 
jetzt alljährlich zusammen 1½ Millionen Pflanzen 
angezogen. 
Zum Auspflanzen werden die oberirdischen 
Triebe auf 10 cm gekappt, die Wurzeln auf 50 
bis 55 cm; dann werden die Wurzeln in Lehm 
oder Dünger, der mit Wasser angerührt ist, schnell 
eingetaucht und in Reihen gelegt, mit Sand be- 
schüttet, um jede Sonnenbestrahlung zu ver- 
hindern, und nach wenigen Stunden ausge- 
pflanzt. Beim Transport auf das Dünengelände 
werden die Pflänzlinge mit Säcken geschützt. 
Für das Auspflanzen in die Dünen werden 
mit einem eisernen Stecher die Pflanzlöcher so tief 
hergestellt, daß die ganze Pflanze auch mit dem 
oberirdischen Teil im Sande steht; denn man hat 
damit zu rechnen, daß die in den Dünen häufigen 
Hasen die oberirdischen Teile beschädigen, und 
daß außerdem der Wind den Sand noch etwa 
10 em tief abträgt. Die Wurzeln müssen unter 
allen Umständen vor Freilegung bewahrt bleiben. 
Ob die Setzlinge, wie es oft geschieht, durch 
Anhägerung mit Sand überschüttet werden, soll 
gleichgültig sein; ihr Wachstum wird dadurch 
nicht beeinträchtigt, sie kämpfen sich im allge- 
meinen durch. Bisweilen kommt es allerdings 
vor, daß Neuanpflanzungen vom Winde voll- 
kommen überweht werden; alsdann ist die ganze 
Mühe umsonst gewesen, und die Arbeit hat im 
nächsten Jahre wieder zu beginnen. 
Wo dagegen starke Abwehung der Neuanpflan- 
zung zu befürchten ist, wird alsbald, nachdem 
die Pflanzen angewachsen sind, Kies rings um die 
Pflanze gestreut; man rechnet für jede Pflanze 
5 bis 6 Pfund Kies. 
Abb. 2. Abglelchung der Dünenkämme infolge 
der Bepflanzung. (Der Pfell deutet die vorherrschende 
Windrichtung an.) 
Bei Neubefestigungen wird nur in den 
Dünentälern angepflanzt, nicht auf den Kämmen 
der Dünen. Und zwar beginnt man damit an 
der Basis der Luvseite, um allmählig nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.