Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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werden, wie es wünschenswert gewesen wäre. 
Immerhin waren wertvolle Ergänzungen der 
Schnellbeobachtungen der ersten Tage möglich. 
Besucht wurden der Reihe nach folgende 
Inseln: Mundua, Goru, ITschileng und 
Witu (Garowe). Als wesentliches Ergebnis der 
Beobachtungen möchte ich vorausschicken, daß der 
allgemeine Eindruck in gesundheitlicher Beziehung 
günstig war. 
Der Ernährungszustand der Leute war be- 
friedigend. Wirklicher Nahrungsmangel tritt an- 
geblich nur äußerst selten ein. Die Eingeborenen 
ernähren sich im wesentlichen von Kokosnuß, Ba- 
nanen, Brotfrucht, Galip, Ngepe, Kum, Ubia, 
Süßkartoffeln, Taro, Kambiri (große aus Nakanai 
eingeführte Taro-Art), Jam, Fisch, Schwein; als 
Genußmittel steht auch hier die Betelnuß obenan. 
Fruchtbäume (Kokosnuß, Brotfrucht und Betel- 
palme) stehen in der Nähe der Dörfer oft in sehr 
reichlicher Menge, ein wahrer Fruchtgarten der 
Eingeborenen. Dash 
mittel ist die Kokosnuß. Sie ist so reichlich vor- 
handen, daß sehr oft nur die „Milch“ getrunken, 
die Schale mit dem „Fleisch“ der Nuß daun 
aber fortgeworfen wird, teils den Schweinen oder 
Hunden als Nahrung dient, teils aber auch un- 
genutzt verrottet. Daher sollte m. E. weniger 
darauf hingedrängt werden, neue Kokospflanzungen 
anzulegen, als die alten Bestände sauber und frei 
von Unterholz zu halten, und besonders sollte auf 
den größeren Anbau von Feldfrüchten, Gemüsen, 
Bananen und Papayas hingewirkt werden. Be- 
sonders letztere Frucht ist nur ganz vereinzelt in 
der Nähe der Ansiedlungen von Weißen zu treffen. 
Fast die gesamte Pflanzungsarbeit liegt in den 
Händen der Weiber, ja selbst das Herunterholen 
der Kokosnüsse von den Bäumen ist ihre Sache. 
Kein Mann würde sich dazu herablassen, eine 
Nuß von der Palme zu holen. Täte er es, so 
würde man ihn auslachen, und sein Ansehen 
wäre stark gesunken. Nur wenn er sich ganz un- 
beobachtet glaubt und Hunger oder Durst gar zu 
sehr drängen, würde er auch diese „Weiberarbeit“ 
verrichten. 
Die Wohnungen der Eingeborenen sind schlecht. 
Sie stehen zu ebener Erde; das Schlaflager 
bilden Bambus= oder andere Aste, die sich fast 
kaum über den Erdboden erheben. 
Bei dem stark lehm= und tonhaltigen Boden 
ist vor allem in der Regenzeit das Wohnen in 
diesen Häusern, die infolge mangelhafter Sorgfalt 
beim Bau schon an und für sich gegen Wind und 
Wetter wenig Schutz bieten, gesundheitsschädlich. 
Gut gebaute Häuser auf Pfosten oder viel höhere 
Lagerstellen würden vielen Krankheiten den Boden 
entziehen. 
  
  
Wie die meisten der Melanesen sind auch die 
Einwohner der Witu-Inseln wenig widerstands- 
fähig gegen Krankheiten. Die Inselgruppe war 
früher reichlich bevölkert, bis durch die Pocken- 
epidemie, die in den Jahren 1896 und 1897 von 
Niederländisch-Indien her auch in Neuguinea, 
Neupommern und den Witu-Inseln ihren Einzug 
hielt, manche Dörfer fast vollständig ausstarben. 
Die geringe Widerstandsfähigkeit gegen Krank- 
heiten macht sich besonders geltend bei Eintritt 
kalten, regnerischen Wetters. Bronchialkatarrh, 
Brustfell= und Lungenentzündungen, die durch 
eine latent vorhandene Tuberkulose besonders ver- 
hängnisvoll werden können, sind die Erkrankungen, 
die die Eingeborenen sehr häufig befallen. In- 
wieweit andere Erkrankungen, wie Malaria, Dys- 
enterie, Ankylostomiasis, Framboesie und große 
Beingeschwüre die Gesundheit des Volkes bedrohen, 
ließ sich aus den erwähnten Gründen nicht sicher 
feststellen. Als Anhalt möge folgende Zusammen- 
stellung dienen: 
Es leiden an: 
35 v.H. der Bevölkerung 
— 
Angenkrankheiten 
Malaria (hier wurden nur 
die Kinder mit fühlbarer 
lt) 
  
  
Milz gezäh 63 —- 
3. Tuberkulose der Lungen. 0,5- 
4. Akuten Hautkrankheiten 5 
5. Chronischen Hautkrank- 
heiten (vor allem Ring- 
wurm) 40 
6. Großen unterschenkel- und 
Fußgeschwüren ..7 
7. Kleineren uute . 12 „ 
8. Verstümmelung der F 6 
nach ausgeheilten We 2,5- 
9. Framboesie .. 17 —- 
10. Starker Verdickung der 
Unterschenkel ohne größere 
Narben (Filarien!)) 1 
Außerdem beobachtete ich noh einen granten 
mit vollkommener einseitiger Armlähmung, einen 
Mann mit ausgedehntem Haarschwund und einen 
Mann, der an Altersschwäche litt. 
Die Bevölkerung ist im allgemeinen nicht 
schen und würde den Ratschlägen eines Arztes 
zugänglich sein, dem die Möglichkeit gegeben ist, 
mehrere Monate unter ihr zu leben und ihr die 
Vorteile besserer Wohnungshygiene und der euro- 
päischen Heilkunst vor Augen zu führen. 
Errichtung der Statlon K gorum. 
Am 7. September wurde am Kaiserin= 
Augustafluß (Sepik) die Kaiserliche Station 
Angorum eröffnet. Die Station liegt auf der 
linken Flußseite etwa auf der Höhe, wo auf den 
neueren Karten der Name Wolem eingetragen ist.
	        
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