Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

G 118 20 
über die Anncxion des Kongo durch Belgien und über 
die Expeditionen von Osten nus. Das zweite Buch 
(der untere Kongo) beschüftigt sich mit der ersten Be- 
sctzung, mit dem Niari-Kwiln-Gebict, den Schwierig- 
keiten mit Portugal, England und brank creich, der 
Organisation des Trügerdicnstes und dem Bau der 
eisten Eisenbahn nach Tpoldwiuc, dic, 400 km lang, 
60 Jlillionen Franken Kosten und acht Jahre Zeit er- 
forderte. Dus dritte Buch schildert die Greucl des 
Sklavenhandels im Osten, Norden und Westen Abfrikas, 
die Antisklavrercibewegung. den Sicg des Baron bhanis 
eer die Arnber und den Aufstand der Batetcle in 
Lamaburk (1895), der, durch die unbegründete Hin- 
richtung des treuergebenen Chefs und Bundesgenossen 
Gongo Lutete entfacht, erst nach Jahren völlig nieder-- 
geworfen wurde. Das vierte Buch behundelt Katanga, 
das fünfte die am Widerstande Englands geschciterten 
Vessuche zur Eroberung der Nillünder und die Meuterei 
der Batetcle-Soldaten der grohen Expedition Dhanis 
(1897). Das sechste Buch endlich gibt einc Cccschichte 
der Kongomission. 
Wenn der Verfasser bestrebt ist. die Verdicnste 
Lopold II. in dus hellste Licht zu stclien, so wir 
man ihm in der Anerkennung der zielbewuhten Energie 
und des diplomatischen Geschickes beipflichten, womit 
der König den Widerstand Englands. Portugals und 
Frankreichs aus dem Wege rüumte. Deutschland 
stand ihm dabei, wie wiederholt anerkannt wird 
(1 S. 30, 39. 152. 124 II S. 88), auf das freundschaft- 
lichste zur Seitc. Dugegen können wir dem Verfasser 
nicht folgen, venn er die Milständce, die zur Einsctzung 
der Untersuchungskommission 7 190 /05 führten, 
nicht dem Spstem zur L#ast legt (1 S. 82). Es handelte 
sich um die Einführung des cinst in Java. teübten 
und dort längst vermrtelstco Culturstelsels, das im 
Verein mit der Gewäührung von Präümien auf jecen 
Elfenbeinzahn und jeden Kesscl Gummi, von Pe 
sionen und sonstigen Vorteilen für die Pestreibang 
der Naturalsteuern durch die Beamten, mit Notwendig- 
keit zur Aufhebung der in der Kongoankte ausbedun- 
genen Handelsfreiheit. und zur äutcrsten Bedrückung 
der Eingeborenen führen mußte. Die eigenen Aus- 
lührungen des Verfassers (1 S. S87) ergeben, duß der 
Gouverneur Janssen bei diesem Wendepunkt der 
kongolcsischen Politik scinen Abschied cinreichte, und 
daß Münner wie Banning, Beernacrt, van J Neug’ und 
Wauters es ablehnten, dem König weiter zu folgen. 
Den Bericht der amtlichen Untersuchungskommis- 
sion über die Mistünde des Systems übergcht der 
Verfasser fast ganz und bezeichnet ernste Männcr, wie 
Cattier, die cs cingehend erörterten und verurtehten, 
als „#Csprits superficicks“, weil Cattier anderen — 
lichlichreit. nachgewiesen hatte. Auch gegen die 
parteiisehe Beurleilung des 1913 verstorbenen ver- 
dienten deutschen Forschers Pechuel- Locsche ist ent- 
schicen Verwahrung einzulegen; cs genügt hier, au 
das in unserer Julinummer (14) von 1913 besprochenc 
Werk des ehemaligen kongostaantlichen Justibemten 
Dr. M. Büchler hinzuwcisen, der dort (Bd. 1 106 
bis 110) unter Berufung auf amtliche Sehrittstürke 
und auf Pechucl- Locsches Sehriften) eine völlig ent- 
gegengesetzte Auffassung bekundet und bemerkt, dul 
Stanley mehr als einmal seinen Alitarbcitern „Knüppel 
zwischen die Beinc“ geworfen bube. urschtig ist 
nuch Alasoins Angabe, das Pechuel-Locsche dumuls 
seinc ersten uafrikanischen Erfahrungen gemacht habe; 
der Genannte. dessen Bedeutung Professar Günther 
) Siehe auler den dort ungeführten noch: Herrn 
Stanleys Partisanc und meine olfizicllen Berichte vom 
Kongolund, Leipzig 1886. 
  
in Petermanns Ilitteilungen sowic Professor Passarge 
in der Deutschen Kolonialzcitung unlüngst in #ro armen 
Nachrufen schilderten, hatte bereils im Dienste der 
Deutschen Abfrikanischen Gesellschaft die Loango- 
Espedition 1873 bis 1876 mitgemacht und früher 
weite Reisen in der Südsce und im Beringsmeer 
unternommen. 
Ein weiterer schwerer Irrtum ist dem Verfnsser 
mit Bezichung auf den Gehcimen Regierungsrat Pro- 
fessor Dr. Frciherrn v. Dunckelman untergelaufen. 
Die Persönlichkeit diescs ausgezeichneten Gelchmten 
und (icographen, der seincrzeit für die Association 
Internationale wirkte und spüter in langjähriger Täütic- 
cit der deutschen Koloninlverwaltung herrorragencde 
Dienste geleistet hat, ist in Alasoins Buche mit der 
eines amerikanischen Abenteurers verwechselt, der sich 
als Chef der Station Viri grobe Verlchlungen bat zu- 
schulden kommen lassen. JI. Masoin hat, wie wir 
hören, Herrn v. Dunckelman inzwischen einc Ehren- 
erklürung zugehen lassen. 
Tatsüchlich war IHerr v. Dunckelman seit Stanlers 
Rückkehr nach dem Kongo (Dezember 1882) noch bis 
zum 15. August 1883 auf der Station Virvi tätit und 
erhiclt vom Oberst Stranch, dem Präsidemen der Aso- 
cintion, ein höchst anerkennendes Zeugnis über seinc 
Wirksamkeit daselbsl; er vurcle spüter noch zweima! 
unfgefordert, dorthin zurückzukchren, erhielt im Laufe 
der Zeit drei belgische Ordensauszcichnungen und im 
Jnhre 1898 durch Obelst Thrs eine ehrende Einladung 
zur Teilnahme an der Eröffnung der Kongo-Eisenbahn 
in Leopoldville. An den Verhandlungen über ie 
Kiwu-Grenzfrage im Jahre 1910 in Brüssel nuhm er 
als zweiter deutscher Desierter teil. 
Vorstehende Darlegungen zeigen bereits, daß das 
vorliegende Buch keincswegs mit der Sorgfalt genrbeitct 
ist, welche von einem (lieschichtswerk beansprucht. 
werden muß. Es benutzi vielfach unzuverläseige 
Quellen und lähßt die notwendige Obicktivitäc ren 
missen. Insbesonderc wäre es erwünscht gewcsen, daß 
ie in der Handels- und Eingeborenenpolitik des 
Kongostaats begangenen Fchler rückhaltlos anerkannt 
worden wären. 
Nuchdem der Kongostaat von Belgien übef- 
nommen und die von Anfang an ausbedungene IIan:n 
delsfreiheit im wesentlichen wiederhergestellt 
ist, kann Deutschland, das ün Gegensatz zu 2 
Alächten dem Kongostaat von jeher freundwillig ent- 
gegengekommen ist, das un dem Blühen und (ie- 
deiben der Tachbarkolonie, an ihrem unverminderten 
Bestande ein unschwer verstündliches, auch von Herr 
Alasoin olfenbar nicht verkanntes Unteresse besitzo 
nur den lebhaften Wunsch Begen, mit dem belreun 
Ccten Belgien an der Erschlicltung der beiderseitieen. 
Gebiete Hand in Hand zu arbeiten. Das wird duren 
die Vollendung der sich am Tunganjiku von Ostel 
und Westen begegnenden Eisenbahnen #csemisi 
orleichtert werden. 
* 
Der Redaktion des Deutsehen Kolgnialblatte 5 
nachträglich folgende Erklirung des Herrn Anso 
mit der Bitte um Veröffentlichung Ssgesangen: 
Réparation. 
Dans son ouvuge Histoirec de I’Etat 1nd7. 
endant du Congo 1912 — Tome I page 20. - 
'auteur a laissé imprimer cette phrase: A 
eétait le gachis, In démoralisation ri 
sonchef, le baron von Danckelman, uvnit a 
donnéd son poste avec les "itesR 6 
cintion Ces renseignements Erntent. 
#
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.