Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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jebt von vielen Seiten gezweifelt, aber zu Unrecht. 
Kraft seiner Lage im äquatorialen Afrika gehörr er 
ohne weiteres zu den reichen Ländern. Vor den Nach- 
barkolonien habe er den Jochug eines aus eohehukken 
Netes von asserstraßen. on den verschiedensten 
Seiten strebten ihm Eisenbahnen zu (Uganda-, Tan- 
ganjika-, Lobito-, Ka Fairo-Bahu- deren Erbauer 
doch offenbar an die Zukunft des Landes glaubten. 
Bei der landwirtschaftlichen Entwicklung, von der 
er bereits gesprochen habe, denke er nicht nur an Plau- 
tagenbau, sondern vor allem auch an Kleinkulturen 
der Eingeborenen. Wenn der Kongo auch wertvolle 
Produkte, wie Kautschuk und Palmöl, gewissermaßen 
svontan liefere, so verlange jene Entwicklung doch 
organisierte menschliche Anbet, Einführung guter Me- 
thoden, Heranziehung von Kapital und Intelligenz. 
Anfänge privater landwirtschaftlicher Untersuchungen 
seien bereits vorhanden. So habe ein Landwirt aus 
Kentucky namens Hillansen auf Veranlassung 
der presbyterianischen ission am Kasai mit dem 
Anbau von Obstbäumen, von Baumwolle und Zucker- 
rohr und mit Viehzucht begonnen und beabsichtige ver- 
beiratete Farmer aus Virginien grachzuzieh en. In 
der Ostprovinz wurden bereits 7000 Tonnen Reis im 
Jahre geerntet. Erfolg eihrenn auch die Seiden- 
kultur, weshalb er der Silk Corporation eine Kon- 
gession erteilt habe. Das Hauptprodukt des Kongo sei 
aber nicht etwa der Kautschuk, sondern das Palmöl. 
Deshalb nechne i sich den Vertrag mit Sir William 
Leve er e Olfabriken errichten wolle und im 
Bezirk wiln a Kvoella und Elisabetha den Anfang 
damit gemacht habe, als Verdienst au. Großkulturen 
von Erdnüssen beabsichtige die Antwerpener Firma 
Kreglinger anzulegen, die hierzu eine Konzession 
erhalten habe. In Mittelkongo beginne i 
kaner Jordan ein großes Biercuchkunternehmen. 
Die Jesuiten trügen sich mit denselben Plänen. Gro- 
szer Steigerung fähig sei die Ausbente an Kopal. Die 
großen Wälder enthielten ungeheure Mengen nutzbarer 
Hözer, mit deren Gewinnung noch har nicht begon- 
neu sei. Für die Aus uhr luen schließlich auch Ba- 
nanen, Auanas und Apfelsinen in Betracht, sobald die 
Transportfrage gelöst sein werde. 
Was die bergbaulichen Möclichkeiten betresfe, so 
habe schon eine oberflächliche Schürftätigleit ergeben, 
daß die Goldvorkommen von Kilo und Moto von 
großer Bedeutung seien; weitere Vorkommen im Be- 
zirk Ituri seien wahrscheinlich. ukunft der 
Kupferminen von Lubumbaschi und Kambove 
sei nur noch von der Beschaffung der Arbeitskräfte 
abhängig, für die gute Aussichten bestünden. Kupfer 
fände sich in Katanga im Überfluß. Die Zinnvor- 
kommen am Luluo schienen gut zu sein. Die Ent- 
deckung von Kohlenlagern bei Albertville habe 
ich bestätigt; ein Fachmann der Regierung habe fünf 
Flöze von wenigstens 75 cm Mächtigkeit festgestellt. 
Zahtreiche Blangrundpfeifen gebe es in Kunde- 
lingu, deren geologische Beschaffenheit denen bei 
Abnb#hnlc ähnele: die Ausbeutungsfähigleit sei zwar 
noch nicht erwiesen, es bestehe aber begründete lus- 
sicht dafür. Endlich habe die Société forestière ct 
minière günstige Ersolge mit ihrer Diamantenaus- 
beutung am Kasai aufzuweisen. Dabei könne von 
einer Kenntnis der vorhandenen Bodenschätze der Ko- 
lonie noch keinen. ede sein. 
s Kongo * hiernach unbestreitbar. 
Fraglich * * sein, ob Belgien die kolonisatorische 
Befaͤhigung besitze, ihn zu entwickeln und auszubenten. 
Die bereits erreichten Erfolge gäben ihm die Gewiß- 
heit, daß die Frage zu bejahen sei. Die schwere Über- 
gangsperiode vom alten Domanialsystem zum freien 
  
  
  
  
  
  
Handel habe die Kolonie erstaunlich leicht überwunden, 
wie folgende Tabelle zeige: 
1908 1912 Zunahme 
1. Anbenhandel: 
Einfuhr: Fr. 26 r 282, 54 22 878, 28 104 v. O. 
Ausfuhr: = 48 3 5244 59 926 399,82 38 
  
zus. Fr. 69 958 076,78 114 159 27,60 63 
  
2. Hauptausfuhrprodukte: 
Kautschuk kg 4 559 926 5 509 626 23 
Elfenbein. .-M2228 757 233 675 2= 
Kopal 16060 523 3 755 801 126 = 
(1913) 
Kupfer .t — 73001 
Goldn Eks 311 1351 1331 
Diamanten Karat — 12 000 
3. Ein= und Verkaufspreise: 
Kautschuk: 908 1912 
Den Eingeborenen gezahlter Preis: Fr. t 2, 50 
Verkaufspreis in Antwerpen. 6,66 5.04 
Elfenbein: 
wie oben 5.— 10.— 
wie oben 26.40 28,10 
4. Trausportkosten pro Tonne von en Antwerpen bis 
1908 19135 
Fr. 1095,65 815,30 
1495,65 1095,30 
Gewebe 1395.65 1025,30 
1130,30 
- 281,00 215,30 
Lebens- 681,90 407,30 
mittel ,! 581,00 425,30 
" * 10.— 
“ 281, 168,30 
Va- I 681.00 370-50 
rialien ! 581,90 318.30 
"b — 785, 
5. Eisenbahnen: 
Schienenlänge km 606 1737 
Gütertran= vporte der Matadibahn t 35 203 73 939 
- der Katangabahn- — 06 380 
- der Flußschiffe. 16793 29 393 
(1912), 
6. Landwirtschaftliche Produktion: 
Kakoo kK4 612 200 844 698 
(1912; 
Reis. .t 1190 11350 
Palmöl. 5000 6000 
7. Arbeiterlöhne 
ittlerer Monatslohn des un- 
gelernten Arbeiterrs. Fr. 7,50 15.— 
Eine der wichtigsten Aufgaben, die der Regierung 
bei der Entwicklung der Kolonien zufalle, sei der Aus- 
bau eines guten Verkehrsnetzes, insbesondere der 
en. Er habe bereits 1911 ein Pro- 
gramm hierfür aufgestellt, an dem er festhalte. Dieses 
gehe davon aus, daß es in der Kolonie keine Schiene 
geben dürfe, die nicht belgisch sei und dem Staate ge- 
höre; Staatsbetrieb sei nicht unbedingt nötig, wohl 
aber müsse der Staat Herr der Tarife und der Trans- 
portbedingungen sein. Die Eisenbahnpolitik der Ko- 
*) Die Ziffern setzen sich, wie folgt, zusammen: 
1908 1913 
Seefracht Antwerven= —Matadi Fr. 68,75 49, 90 
Umladung in . 25,— 3.50 
Bahnfracht ennn kowrtuin- 1000.— 7060.— 
Abladung in Leopoldbville - 1,00 1.90 
zusammen Fr. 1095,65 815.30
	        
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