Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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handen, daß dort eine, wenn auch beschränkte Zahl 
von Farmen (siehe die weiter unten angegebenen 
Zahlen) zur Entstehung gelangen kann und daß auch 
lene bisher am wenigsten von Menschen ausgesuchten 
Teile des Schutzgebiets für dessen Entwicklung von 
Bedentung sein werden. Ausscheiden müssen dabei die 
ausgedehnten Gebiete westlich der Serengetisteppe, 
ferner größtenteils die Gegenden am Fuße des so- 
genannten Grabenrandes und ein Teil der Landschaft 
Sonyo, in denen die Tsetsefliege vorhanden ist. 
In all diesen Gebieten, auch soweit sie als Farm- 
land in Betracht kommen, herrscht Wasserarmut. Die 
Wassererschließung bei der Tanganjikabahn vor allem 
im den Steppengebieten von Ugogo ist mit außer- 
ordentlichen Schwierigkeiten verbunden gewesen. Zwar 
gab es auch dort den größten Teil des Jahres über 
Oberflächenwasserstellen; sie trockneten aber in den 
trockenen Monaten und in besonders trockenen Jahren 
um großen Teil ein und waren bei starker Ausnützung 
nicht ergiebig genug. Wie wenig diese Oberflächenwasser- 
liellen und Quellen stärkeren Beanspruchungen genügen 
konnten, beweist, daß sie für die Wasserversorgung 
der Bahn mit wenigen Ausnahmen nicht ausreichten. 
Bohrungen waren aber nur von Erfolg begleitet, wenn 
durch Tiefbohrungen der Gneis und Granit durch- 
brochen wurde. Da die von den möglichen Trassen der 
Nordbahn zu durchziehenden Gebiete aber nach den 
stattgehabten Erkundungen großenteils noch viel wasser- 
ärmer sind als Ugogo, so ist anzunehmen, daß ebenfalls 
kostspielige Tiefsbohrungen oder Talsperren für größere 
Wasserversorgungen nötig werden. Ferner wird der 
Mangel an Brenn= und Bauholg sowie Holz zu Ein- 
hegungen in jenen Gegenden sowohl dem Bahnbau, 
wie jeder Ansiedelung erhebliche Schwierigkeiten 
bereiten. 
Es fragt sich nun, ob diese Zukunftsmöglichkeit 
der westlichen Gebiete des Aruschabezirks sowie die 
Verhältnisse am Victoriasee zur Zeit den Bau einer 
Bahn von 60,2 Millionen Mark von Aruscha nach 
Muansa rechtfertigen können. Die Frage muß aus 
den nachfolgenden Gründen verneint werden: 
Zunächst sind die wertvollen Gebiete am Victoriasee 
bereits durch die Ugandabahn erschlossen. Die Uganda- 
bahnverwaltung ist redlich bemüht, den Wünschen der 
deutschen Interessenten nachgzukommen. Sowohl im Be- 
triebe, wie in der Tarifgestaltung zeigt die dortige 
Verwaltung so weitgehendes Entgegenkommen, wie es 
auch von der deutschen Eisenbahnverwaltung nicht besser 
geschehen könnte. Daß tatsächlich die deutschen Gebiete 
sich mittels der Ugandabahn als Verbindungsweg mit 
dem Ozean entwickeln können, zeigt der gewaltige 
Ausschwung in den letzten Jahren. Im Jahre 1913 
ist von den deutschen Plätzen ein Gesamtumschlagverkehr 
von rund 20 000 Tonnen zu verzeichnen. 
Wohl sind im Jahre 1912 größere Stockungen in 
der Abfuhr der Güter namentlich in der Zeit der 
Baumwoll= und Erdnußernte eingetreten. Mit solchen 
zeitweise auftretenden Stockungen müssen jedoch selbst 
die heimischen Verwaltungen trotz ihres reichen und 
gut ausgestatteten Betriebsparks rechnen. Noch weniger 
sind derartige mißliche Zustände auf den afrikanischen 
Bahnen zu vermeiden. Es muß aber ohne weiteres 
zugegeben werden, daß die Ugandabahnverwaltung in 
den Zeiten der Stockungen die deutschen Häfen nicht 
ugunsten der englischen Häfen vernachlässigt hat. Zur 
Zeit verbessert sie ihren Betrieb erheblich durch Ein- 
legen weiterer Züge, durch Beschaffung leistungsfähiger 
Lokomotiven, durch Vermehrung des Güterwagenparks 
und durch die Einstellung weiterer Dampfer. 
Trotz des Aufschwunges des Wirtschaftslebens am 
Victoriasee ist die Ugandabahn immer noch kein 
  
glänzendes Unternehmen. Bei einem Verkehr von 
rund 173.000 Tonnen verzinst sie sich im Jahre 1913 
zum erstenmal mit 3½ v. H., trägt also noch nicht 
den normalen Zinsfutz. Rücklagen sind, soweit 
bekannt, nicht gemacht. Bei dem Bau einer deutschen 
Bahn könnte man nur mit dem Umschlagsverkehr 
der deutschen Wirtschaftsgebiete rechnen, also mit 
20 000 Tonnen Güter. Sie würde also keineswegs 
mit einem Ertrage rechnen können, wie ihn die Uganda- 
bahn mit ihrem Verkehr nach den englischen und deut- 
schen Gebieten insgesamt erzielt. Es harren im Schutz- 
gebiete noch weite Gebiere der Erschließung; deshalo 
müssen vorläufig diese guten englischen Vertehrs- 
möglichkeiten um Victoriasee ausgenützt werden und 
es sind in anderen Gegenden Bahnen zu bauen, in 
denen noch jeder Verkehr ruht. Dies liegt weit mehr 
im Interesse des Schutzgebiets, als die Ablenlung des 
deutschen, für die Erhaltung einer eigenen Bahn bis 
auf weiteres ungenügenden Verkehrs von der Uganda- 
bahn auf deutsches Gebiet. 
Allerdingo bin ich mir darüber klar, daß das 
deutsche Interessengebiet abhüngig ist von einer fremden 
Bahn, und daß von deutscher Seite auf deren Betriebs- 
führung und Tarifgestaltung nicht eingewirkt werden 
kann. Ich bin mir auch darüber klar, daß bei einer 
weiteren, sicherlich zu erwartenden Steigerung des 
Verlehrs am Victoriasee ein Zeitpunkt eintreten kann, 
an dem die Ugandabahn an die Grenze ihrer Leistungs- 
fähigkeit gelangt und die deutschen Gebiete nicht die 
entsprechenden Verkehrsmöglichkeiten von seiten dieser 
Bahn genießen können, die ihnen für ihre weitere 
Entwicklung nötig sind. Dieser Zeitpunkt ist meines 
gehorsamen Erachtens noch nicht gekommen; deshalb 
ijt eine deutsche Ronkurrenzbahn gur Zeit auch noch 
nicht erforderlich. 
Was die Erschließung der Farmgegenden an- 
belangt, so geht aus den Untersuchungen der land- 
wirtschaftlichen Sachverständigen hervor, daß im Be- 
reich der Bahn doch nur eine im Vergleich zu ihrer 
Länge (546 km wie ungefähr von Frankkfurt nach 
Berlin) geringjügige Zahl von Viehfarmen — etwa 
250 — (außer den bereits in den Bereich der Moschi— 
Uruschabahn fallenden Farmen) angesetzt werden 
önnte. 
Als Durchschnittsgröße für eine Farm sind 2000 ha 
angenommen. Bei der praktischen Aufteilung des Landes 
würde natürlich je nach den wirtschaftlichen Verhält- 
nissen der Ortlichkeit, ihrer Lage zur Bahn und den 
spegziellen Wünschen der Interessenten die Größe der 
eingelnen Farmen verschieden und oft nicht unerheblich 
großer bemessen werden müssen. 
Rechner man als wirtschaftliche Entfernungsgrenze 
75 km. von der Bahn, so würden iunerhalb dieses 
Radius von Aruscha in den neu erkundeten Gebieten 
durch die Bahn Aruscha —Moschi erschlossen: rund 
20 000 ha Weideland erster Klasse, ausreichend für 
10 Farmen, und 140 000 hn Weideland zweiter Klasse, 
ansreichend für 70 Farmen. 
as erstere umfaßt die Landschaft Mussania, 
das letztere die Laudschaft Kissongo mit rund 
50 000 ha, die Steppe nördlich des Mondul in un- 
gefähr der gleichen Ausdehnung und die Steppen 
nördlich und südlich des Essimingor mit rund 
40000 ha. 
Aufgeschlossen ferner kleine Komplexe 
Ackerland nördlich Manjarasees und im 
Engarukabecken am Fuß der Bruchstufe. 
Eine Verlängerung der Bahn über Aruscha 
hinaus, und zwar aus der südlichen der erkundeten 
Trassen, würde außerhalb der besprochenen 75-Kilo- 
meterzone eben so viele Kilometer nach Norden und 
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