Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Süden hin. als wirtschaftliches Einzugsgebiet gerechnet, 
erschließen 
330 000 ha Weideland erster Klasse, 
165 Farmen mit 2000 ha, und 
165 000 ha Weideland zwester Klasse, ausreichend zu 
82 Farmen mit rund 2 
Zusammen also 495 000 120 See ausreichend 
für 247 Farmen zu rund 2000 
Das Weideland erster Klasse verteilt t sich auf fol- 
gende Gebiete: 
Endawasch mit 18.000 ha, 
. Engotiek mit 54 000 ha 
Winterhochland mit 16 000 ha, 
Wollschafzucht geeignet. 
Ngorongoro mit 110 ha, für Wollschafe 
und Strauße geeignet 
. Baumannhochland mit 28 000 ba, 
südliche und westliche Serengeti. 
Wollschafe und Getreidebau 
200 000 h 
Das Weideland zweiter Klasse entfällt auf: 
. -Oldeani mit 15.000 ha, 
Sr Pwischen Engaruka und Natronsee mit 
ausreichend zu 
auch für 
T 8, i 
auch für 
geeignet, mit 
3. ettn mit 15 000 ha, 
4. Ost Serengeti mit 100 000 hn, 
5. Mbalagetital mit 15 000 ha. 
Von diesen 495 000 ha liegen ungefähr ein Drittel 
innerhalb der 25-Kilometerzone und zwei Drittel in 
der 25= bis 75-Kilometerzone. 
Die Ausdehnung des Weidelandes außerhalb 
der 75-Kilometerzone beträgt im Überschlag rund 
300 000 bis 350 000 ba. Wegen der Einzelheiten ge- 
statte ich mir gehorsamst, auf die Berichte der Sach- 
verständigen zu verweisen 
Da Farmbetriebe uerfahrungsgemäß eine langsame 
Entwicklung nehmen, so wäre auf Jahre hinaus mit 
erheblicheren Frachten ans dem durchquerten Gebiet 
überhaupt nicht zu rechnen. Daß die Farmwirtschaft für 
die Einnahmen einer Bahn auf längere Zeit von ge- 
ringer Bedeutung bleibt, kann man unter anderem 
auch aus dem Betriebe der Südbahn in Südwestafrika 
und der Ugandabahn ersehen. 
Daß die Entwicklung in jenen bisher menschen- 
leeren, wasserarmen Gegenden besonders schnell vor 
sich gehen würde, halte ich für unwahrscheinlich. Ins- 
besondere wird auch die Beschaffung von Hirten, die 
im allgemeinen nur aus viehzüchtenden Stämmen ge- 
nommen werden, schwer halten. ie Wambulu und 
Wambugwe werden hierfür nicht in Frage kommen, da 
ihre Länder die Kornkammern für die ganze Umgebung 
sind: man wird also auf Massai zurückgreifen müssen, 
die zwar gute Viehpfleger, aber im übrigen recht un- 
zuverlässig sind. 
Für die Erschließung jener Farmgebiete läßt sich 
der Bau einer so langen und kostspieligen Eisenbahn 
nicht rechtfertigen. Er ist aber meines gehorsamen 
Erachtens dazu einstweilen auch gar nicht nötig, es 
genügt bis auf weiteres, wenn die Bahn nach Aruscha 
weitergebaut wird. Es sind damit sämtliche Gebiete 
vom Kilimandscharo bis zum westlichen Grabenrand 
ohne weiteres für Farmbetrieb rrschlessen, Da die 
Gegend tsetsefrei ist und auch die Tsetsestrecke am 
Graben an einigen Stellen mit einiger Vorsicht ohne 
allzu große Gefahr passiert werden kann, so können 
auch Ochsenfuhrwerke den Verkehr mit der Endstation 
Aruscha bewerkstelligen. 
Notwendiger als eine Weiterführung der Bahn 
über Arnscha hinaus erscheint mir gegenwärtig die 
  
  
Wassererschließung für die in den Kilimandscharo= und 
Merngebieten gelegenen Farmländereien und ebentuell 
darüber hinaus nach Westen zu sein. Mit entsprechenden 
Anträgen behalte ich mir vor, später hervorzutreten. 
Ein Weiterbau der Bahn würde meines Erachtens erst 
dann sich empfehlen, wenn in jenen ferner gelegenen 
Gebieten eine Entwicklung einseßen würde, wie sie am 
Meru in Erscheinung getreten ist und zum Vorschlag 
der Verlängerung der Bahn nach Aruscha geführt hat. 
Was schließlich die Eingeborenen anbetrifft, so ist 
im Interesse von nenu zu schaffenden Eingeborenen- 
ansiedlungen eine Bahn gleichfalls nicht nötig. Eine 
Umsiedelung von Eingeborenen im großen gehört zu- 
dem nach meiner ÜUberzeugung zu den schwierigsten 
und im Erfolg zweiseldcsszesen Aufgaben, die der Ver- 
waltung eines Schutzgebiets gestellt werden können. 
Wenn schon die Art der für Farmwirtschaft in 
Betracht kommenden Gebiete eine Verlängerung der 
Bahn über Aruscha hinaus einstweilen nicht recht- 
fertigen kann, so können das die unmittelbar westlich 
an die Serengeti-Ebene auschließenden Gebiete auf 
einer Strecke von ungefähr 150 km in der Bahnrichtung 
noch viel weniger. Dieses große Gebiet zwischen der 
Serengeti und dem Ostrande Usukumas bis nördlich 
nach Ikoma ist ein trockenes Dornbuschgelände und 
Flifersenc also als Siedlungs= und Farmland un- 
brauchbar. Andere Werte sind dort auch nicht bekannt. 
Aus den vorstehenden Ausführungen ergibt sich 
daß die Kosten der Verlängerung der Usambarabahn 
zum Victoriasee in keinem Verhältnis zu den vor- 
handenen oder noch zu schaffenden wirtschaftlichen 
Werten stehen würden. Eine Anleihe von 60,2 Millionen 
ark wäre nötig, für deren Verzinsung nur die Ein- 
nahmen aus dem Frachtverkehr der Victoriaseegebicte, 
also der bereits erschlossenen Gebiete, ernstlich in Be- 
tracht kommen; denn wenn sich auch die Viehwirt- 
schafts= und Siedlungsgebiete gut entwickeln würden, 
so würden sie doch, wie oben dargelegt, auf längere 
Jahre hinaus im Frachtverkehr nur eine geringe Rolle 
pielen. Dabei würde sich in den Victoriaseegebieten 
die Konkurrenz der englischen Bahn und Dampfschiif- 
fahrt mit niedrigen Tarifsätzen für die Bahnginuabmen 
ungünstig bemerkbar machen. Im Jahre 1913 wird 
der Gesamtverkehr an den deutschen Seeplätzen rund 
20 000 Tonnen betragen. In der Hauptsache sind dies 
Massengüter, die zu i den Ausnahmesätzen von 15 bis 
50 Rupien für die Tonne für die ganze Strecke be- 
fördert werden müssen. Unter der sehr günstigen An- 
nahme, daß in fünf Jahren sich die Tonnenzahl ver- 
doppeln würde unter Zugrundelegung des 
Höchstsatzes von 50 Rupien wären dies höchstens 
28000 000 Nupien Einnahmen. Bei der Betriebsziffer 
von 60 wäre ein Uberschuß von 800 000 Rupien zu 
erwarten. Der Personenverkehr und Viehtrausport 
wird aller Wahrscheinlichkeit nach gering sein, so daß 
nicht mit mehr gerechnet werden kann, als daß sich 
Einnahmen und Ausgaben decken. Es ständen im 
höchsten Falle rund 1 067 000 ¼rF für die Verzinsung 
und Amortisation der Gesamtsumme von 60.2 Millionen 
Mark, also für einen Anleihedienst von 2 769 200 .# 
zur Verfügung. Es mäten daher alljährlich 1 702 200.1 
anderweit gedeckt werder 
Wenn hiernach der VBan einer Bahn von Aruscha 
nach dem Victoriasee zur Zeit an sich nicht ausführbar 
ist, so halte ich den Gedanken, die nordwestlichen Ge- 
biete Rnanda und Urundi durch eine solche Bahn er- 
schliessen zu wollen, für gänzlich abwegig. Indem ich 
auf die eingehenden Darlegungen der Denkschrift zur 
Muandahahmworlage verweise, darf ich hier nur hervor- 
heben, daß zu den .- islionen Mark für die 
Aruscha — Muansabahn 5 rund 41 Millionen Mark 
  
 
	        
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