Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Kamernn in der Berichtszeit. 
Kautschukkrisis, Tabakbau. Arbeiteranwerbung, 
Schlafkrankheit, Eisenbahnbau sind die Fragen, die in 
Kamerun im Vordergrunde des Interesses standen. 
Daneben hat die ohne Zweifel nützliche und notwendige 
Enteignung der Dualaleute viel Staub aufge- 
wirbelt, jedenfalls weit mehr, als dieser rein lokalen 
Frage zukommt. 
Infolge der Kautschukkrisis ist der Handel 
Südkameruns genötigt gewesen, zum großen Teil seine 
Geschäfte zu liquidieren, und es wird noch geraume 
Zeit dauern, bis sich hier auf der jetzigen Grundlage 
wieder ein normales Handelsgeschäft entwickelt. 
Trotz dieser Ausfälle hat aber der Gesamt- 
handel des Schutzgebietes sich im Kalenderjahre 1918 
gegen das Vorjahr beträchtlich gehoben. 
Die Ausfuhr (ohne Berücksichtigung der ganz 
unbedeutenden Bargeldausfuhr) bezifferte sich auf 
29112000 /% gegen 28333000 / im Vorjahre. Davon 
entficlen noch immer 12,1 Mill. (gegen 11,5 Mill.) auf 
Lantschul, - Mill. (gegen 4,4 Mill auf Palmkerne, 
ll. (1.6) auf Palmöl, 5,2 Mill. (4,2) auf Kakao, 
Selr Min. (0.7) auf Holz und 0,8 Miül (0.5) auf Elfen- 
bein; der Wert der Bananenausfuhr betrug 68 000 
gegen 17000 /4, der der Tabakausfuhr ist noch nicht 
veröffentlicht. Ebenso fehlen noch für alle Produkte 
Angaben über die ausgeführten Mengen. 
Die Einfuhr stieg in der gleichen Zeit von 
29159000 auf 32274000., wozu noch 2343000“ 
(im Vorjahre 5 088 000 Ac) Bargeld kommen. Bei den 
einzelnen Einfuhrartikeln sieben. Baumwollgewebe mit 
4,4 Mill. (i. V. 6.2 Mill.) baumwollene Kleidung 
mit 2,9 Mill. (2,1) an der Spe, dann folgen enorme 
Mengen von Lebensmitteln, die zum großen Teil 
zur Verpflegung von Eingeborenen, darunter ins- 
besondere Plantagen= und Bahnarbeitern, aber auch 
Trägern Mefwe estimmt, sind: so für 1,8 Mill. getrocknete 
Fische, für 1,6 Mill. Reis, für 0,5 Mill. Salz. Die 
Branntweineinfuhr betrug nur 0 Mill., dagegen die 
von Tabak und Tabakfabrikaten 1,8 Mir. In der 
Hauptsache für die Eisenbahn bestimmt sind 84 Mill. 
Mark für Eisenwaren. 
Diese Ziffern zeigen, daß der Handel im allge- 
meinen mit stetig steigenden Umsätzen in Ausfuhr wie 
Einfuhr rechnen konnte. 
Von besonderem Werte ist für die Kolonie die 
günstige Entwicklung des Kakaoanbaues, der zum 
größten Teil in den Händen europäischer Plantagen 
liegt, in einzelnen Gegenden aber auch bei den Ein- 
geborenen immer mehr Anklang findet. Der Rückgang 
der Kautschukpreise bedeutet für den Plantagenbau 
keine Katastrophe, weil überwiegend die hochwertigen 
Kautschuksorten und auch diese meist nur zwischen oder 
neben Kakao angepflanzt worden sin 
Imwieweit dagegen der Tabakbau rentabel und 
ausdehnungsfähig ist, kann erst die Zukunft lehren. 
ür die beginnende Bananenausfuhr sollten be- 
sondere rasche Fruchtdampfer mit Kühlräumen dem- 
nächst in Dienst gestellt werden. 
Für alle diese Bestrebungen ist eine gesicherte Ar- 
beiterbeschaffung eine Lebensfrage, deren Lösung auf 
ege der amtlichen Arbeiteranwerbung 
Frles Ansicht nach im allseitigen Interesse liegt. 
: für die ganze Gzukunst von Kamerun der 
raschd Msban der Eisenbahnen die eine, die ener- 
lce Petamrhing der Seuchen, wie insbesondere der 
Schlafkrankheit, die andere Hauptaufgabe ist, 
möchten —8 auch Wan dieser Stelle wiederholen. 
  
  
Handelsbetrieb. 
I. Allgemeines. 
Der Handelsbetrieb wurde in der Berichtszeit er- 
schwert durch große Schwankungen in den Weltmarkt- 
preisen der für Togo und Kamerun wichtigsten Pro-= 
dukte. So trat im Oktober für Mais, im Dezembe 
für Ebenholz ein scharfer Preissturz ein; auch sanken 
entsprechend der Konjunktur auf dem Kettmarkte die 
Preise für Palmkerne und Palmöl beträchtlich. 
II. Togo. 
Infolge der oben geschilderten Verhältnisse ent- 
wickelte sich der Betrieb in Togo wenig befriedigend. 
Die Umsätze in Produkten und Waren sind beträchtlich 
zurückgegangen. 
Insere Baumwollentkernereien waren entsprechend 
dem durch die Dürre verursachten Ernteausfall weniger 
gut beschäftigt als im Vorjahre. 
. III. Kamerun. 
Obwohl die Grundstücksfragen in Duala noch 
nicht endgültig geregelt sind, konnten wir doch unseren 
Betrieb dort aufrechterhalten 
Das Geschäft antwicelie sich im ersten Halbjahr 
ganz befriedigend, ging dann aber infolge der Preis- 
rückgänge auf dem Weltmarkte zurück. 
Landbesitz. 
Die Vermessung unseres Landbesitzes wurde fort- 
gesetzt und bis auf die des Landes an der Atakpame- 
bahn beendet. 
Die Eintragung in das Grundbuch ist jetzt so weit 
gediehen, v20 züür unseren Besitz in den Landschaften 
Aguibo, a, Jokle und Kpime das Aufgebot 
erlassen ist. 
Gegen Ende der Berichtszeit gelang es ung, durch 
Gründug der Gadja-Pflanzungs= Aktiengesell- 
schaft einen wichtigen weiteren Schritt zur Nutzbar- 
machung unseres Landbesitzes zu tun. 
Beteiligungen. 
Die uns nahestehenden Pflanzungsgesellschaften 
haben sich trotz der ungünstigen Witterung befriedigend 
entwickelt. Es sind dirsr Pflanzungsgesellschaf 
Kpeme in Togo, Agupflanzunhsgesellschast- 
Togo-Pflanzungs-Aktiengesellscha aft und 
Gadja-Pflanzungs= aktioengestschon 
Bilanz. 
Zur Bilanz wird u. a. bemerkt: „Die Zugänge 
auf den Konten Faktoreigrundstücke, Faktoreigebände, 
Faktoreiinventar und Waren rühren hauptsächlich von 
der Ausdehnung unseres Kamernnbetriebes her, wäh- 
rend der Minderbestand an Produkten und Rimessen 
den Rückgang des Produktengeschäftes in Togo wider-- 
spiegelt. Die gebotene Vergrößerung unseres Kamerun- 
betriebes war nur möglich durch — wenn auch nur 
mäßige — Aufnahme von Kredit. (In der Bilanz 
vom 30. April d. Is. figurieren Kreditoren in Afrila 
und Europa mit zusammen 288 600 /“.) Infolgedessen 
weist die Gewinn= und Verlustrechnung diesmal au 
dem Konto Zinsen und Provisionen Ausgaben von 
3161 K statt Einnahmen auf. 
Die Abschreibungen haben wir mit 40 054 4 in 
derselben prozentnalen Höhe bemessen wie im Vor- 
jahre und in voller Höhe auf die Zugänge ausgedehnt. 
Der Bruttogewinn stellt sich noch etwas höher als im 
Vorjahre, infolge der Ausgaben für Zinsen und Pro“ 
visionen und infolge eines höheren Betrages für Ab- 
schreibungen bleibt aber der Reingewinn mit 110582 
nicht unwesentlich binter dem Vorjahre zurück. Immerhin 
würde er gestatten, eine Dividende von 0 v. H. auf
	        
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