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Dr. Oßwald war im Jahre 1873 in Altenburg S.-A. geboren, bestand im Dezember 1900
die juristische Staatsprüfung und trat bald darauf im September 1901 zur Vorbereitung für den
Kolonialdienst bei der damaligen Kolonial-Abteilung des Auswärtigen Amts ein. Im Januar 1902
wurde er dem Kaiserlichen Gouvernement von Kamerun und im Dezember 1902 dem Kaiserlichen
Gouvernement von Deutsch-Südwestafrika zur Dienstleistung überwiesen. Im Februar 1906 trat
Dr. Oßwald in die Zentralverwaltung ein, wurde am 1. November desselben Jahres zum Regie-
rungsrat ernannt und vom 1. April 1907 ab als ständiger Hilfsarbeiter im Reichs-Kolonialamt
etatsmäßig angestellt. Durch Allerhöchste Order vom 23. Dezember 1909 wurde er zum Referenten
beim Kaiserlichen Gouvernement von Deutsch-Neuguinea ernannt und am 1. April 1911 zum Ersten
Referenten dieses Schutzgebiets unter Verleihung des Charakters als Geheimer Regierungsrat befördert.
Am 13. April d. Is. erfolgte seine Anstellung als vortragender Rat im Reichs-Kolonialamt.
Der Gefallene, der zu den Ersten zählte, denen nach Ausbruch des Krieges das Eiserne
Kreuz verliehen wurde, hat sich auch bei der Unterdrückung des Hereroaufstandes in Deutsch-Süd-
westafrika im Jahre 1904 sowie des Aufstandes auf Ponape im Jahre 1911 besonders ausgezeichnet.
Seine damaligen Verdienste wurden durch Verleihung des Kronen-Ordens 4. Klasse mit Schwertern,
der Schwerter zum Roten Adler-Orden 4. Klasse sowie des Ritterkrenzes mit Schwertern des Sächsisch-
Ernestinischen Hausordens anerkannt.
In dem Dahingeschiedenen hat die Kolonialverwaltung einen pflichttreuen, selten begabten
und mit vorzüglichen Kenntnissen ausgestatteten, überall beliebten und geschätzten Beamten verloren,
der auf allen ihm anvertrauten Posten in der Heimat wie in den afrrikanischen und den Südsee-
Schutzgebieten Vorzügliches geleistet hat. Seine reichen Verdienste und seine lautere, kraftvolle
Persönlichkeit sichern ihm ein dauerndes ehrenvolles Andenken.
Berlin, den 5. November 1914.
Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts.
Solf.
Auf dem Kriegsschauplatz im Westen fand den Heldentod für das Vaterland der Bataillons-
kommandeur in einem Königlich Bayerischen Infanterie-Regiment, frühere Gouverneur des Schutz-
gebiets Togo
Graf Julius von Sech auf Nneuhofen.
Graf von Zech, am 23. April 1868 geboren, trat im Juli 1886 als Portepeefähnrich in
das Königlich Bayerische 2. Infanterie-Regiment Kronprinz ein und wurde 1888 Leutnant, 1895
Oberleutnant. Im März 1895 erfolgte seine Übernahme in den Dienst des Schutzgebiets Togo-
Er war zunächst als Stations= und Expeditionsleiter im Hinterlande des Schutzgebiets tätig, wurde
1900 Bezirksamtmann, 1902 Kanzler beim Gouvernement und zugleich Vertreter des Gouverneurs.
1903 erhielt er den Charakter als Regierungsrat; am 11. Mai 1905 erfolgte seine Ernennung zum
Kaiserlichen Gouverneur. Gesundheitsrücksichten nötigten ihn, im Jahre 1910 seine Versetzung in
den Ruhestand zu erbitten, die ihm unter Allerhöchster Verleihung des Ranges der Räte 1. Klasse
in Gnaden erteilt wurde.
Graf von Zech hat sich in langjähriger kolonialer Tätigkeit hervorragend bewährt. Zus-
besondere hat er es verstanden, sich die Liebe und das Vertrauen aller seiner Beamten, der gesamten
westafrikanischen Kaufmannschaft und der Eingeborenenbevölkerung in vollstem Maße zu erwerben.
Der Aufschwung und die günstige Finanzlage des Schutzgebiets Togo ist nicht zum Geringsten
sein Verdienst.
Für die bei kriegerischen Expeditionen im Hinterlande des Schutzgebiets Togo bewiesene
Tapferkeit wurde ihm der Königliche Kronen-Orden 4. Klasse mit Schwertern, der Königliche Kronen-
Orden 3. Klasse mit Schwertern am Ringe und aus gleichem Anlaß das Ritterkreuz 2. Klasse des
Königlich Bayerischen Militär-Verdienstordens verliehen. Für seine hervorragenden Verdienste um
die Entwicklung des Schutzgebiets Togo ist er durch den Roten Adler-Orden 3. Klasse mit der Schleise
und den Königlich Bayerischen Verdienstorden vom heiligen Michael 2. Klasse ausgezeichnet worden.
Seine vortrefflichen Charaktereigenschaften, seine vornehme Gesinnung und große persönliche
Liebenswürdigkeit sichern ihm ein dauerndes ehrenvolles Andenken.
Berlin, den 9. November 1914.
Der Staatssekretär des Reichs-Kolonialamts.
Solf.