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setzt und die Station durch Schanzgräben gesichert.
Nach heftigem Widerstande — es wird besonders
betont, daß auch die eingeborenen Soldaten der
Deutschen tapfer kämpften — soll sich der befehls-
habende deutsche Offizier dieser Verteidigungs-
linie einige hundert Meter von der Telefunken-
station entfernt ergeben haben. Bei diesen
Kämpfen betrugen die Verluste der Engländer:
zwei Offiziere, ein Arzt, vier Matrosen der Ma-
rinereserve tot; verwundet wurden ein Offizier
und drei Matrosen. Die Verluste der Deutschen
sollen an Toten 20 bis 30 Mann, an Gefangenen
zwei Offiziere einschließlich des Befehlshabers,
15 Unteroffiziere und 26 eingeborene Soldaten
betragen haben.“ Es geht aus dem Berichte
nicht hervor, wieviel Europäer sich unter der
angegebenen Zahl der deutschen Verluste befanden.
Die Telefunkenstation selbst wurde weiter ver-
teidigt und erst als die Engländer Geschütze in
Stellung brachten, um die Station zu beschießen,
vermutlich am 12. September, übergeben und von
den Engländern zerstört. Nach dem Falle der
Telefunkenstation gingen die Landungstruppen
gegen Toma vor, wohin — wie erwähnt — die
Deutschen den Sitz der Verwaltung verlegt hatten.
Bei den von den Deutschen hier angelegten Ver-
schanzungen fanden dann kleine Gefechte statt,
doch war die Überlegenheit der Angreifer so groß,
daß sich die Verteidiger ergeben mußten.
Weiteres ist nicht bekanntgeworden, vor allem
fehlen Nachrichten, ob die Beamten sowie die zum
Dienste mit der Waffe eingezogenen Privatpersonen
als Kriegsgefangene nach Australien oder Neu-
seeland gebracht worden sind.
Inselgebiet. In Jap (Westkarolinen) und
Nauru (Marshallinseln) wurde die Nachricht
vom Kriegsausbruch alsbald durch die dort
befindlichen Funkenstationen bekannt. Ponape
und Jaluit erhielten sie durch einen zu diesem
Zweck von der Kaiserlichen Station in Naurn
dorthin entsandten Dampfer. Von den Eng-
ländern wurden nur die beiden Inseln Jap
und Nauru behelligt. In Jap durchschnitten die
beiden Kreuzer „Hampfhire“ und „Minotaur“
nach den hier vorliegenden Nachrichten am
12. August das dort einmündende Kabel und
zerstörten gleichzeitig die Funkentelegraphenstation.
In Nauru ist später die Funkenstation gleichfalls
von englischen Streitkräften zerstört worden.
Damit war die Verbindung des Inselgebietes
mit der Außenwelt gänzlich unterbrochen, und
wir sind seitdem auch für dieses Gebiet in der
Hauptsache ganz auf englische und japanische Mel-
dungen angewiesen. Danach haben, abgesehen
von den oben erwähnten Aktionen in Jap und
Nauru, nur die Japaner Besetzungen von Ge-
bietsteilen daselbst vorgenommen. Nach einer
hier vorliegenden Meldung erschien am 3. Oktober
ein japanisches Geschwader vor Jaluit, dem
Sitz der deutschen Verwaltung der Marthall-
inseln, landete Truppen und nahm den Stations-
leiter gefangen. Die übrigen Beamten sollen
vorläufig im Dienste belassen sein. Der Stations-
leiter wurde mit seiner Frau nach Japan ge-
bracht und dort am 22. Oktober ausgewiesen.
Nach weiteren japanischen Nachrichten find die von
der japanischen Regierung für die besetzten deut-
schen Inseln im Stillen Ozean bestimmten Beamten
bereits nach ihrem Bestimmungsort abgefahren.
Aus dieser Quelle ist jedoch nicht mit Be-
stimmtheit zu entnehmen, wieweit auch die
übrigen Verwaltungssitze von japanischen Streit-
kräften inzwischen besetzt worden sind; es sollen
aber sowohl die Marianen (Saipan) wie auch
die Palau-Inseln von den Japanern besetzt
worden sein, und es sollen nach Saipan auch
bereits 80 Beamte und nahezu 2000 Ansiedler
übergeführt worden sein. Ebenso wird aus Tokio
unter dem 9. September über Amerika gemeldet,
daß die japanische Presse die Abfahrt des Schiffes
„Kenkonmaru“ mit zahlreichen Ansiedlern für
Jaluit bekannt gegeben habe. Es liegt auch noch
keine bestimmte Nachricht darüber vor, ob und
inwieweit — abgesehen von den bereits oben er-
wähnten gefangenen Deutschen — die Japaner
und Engländer deutsche Ansiedler und Beamte als
Kriegsgefangene weggeführt haben. Nur ist ge-
meldet worden, daß auch die beiden Beamten
in Nauru inzwischen dort gefangen genommen
worden seien.
2. Samoa.
Der Pflanzer und Leutnant d. R. Theodor
Offenberg, dem es gelang, nach Kriegsausbruch
das Schutzgebiet Samoa zu verlassen und nach
Deutschland zurückzukehren, teilte hier über die
Zeit vom Kriegsausbruch bis zu seiner Abreise
aus dem Schutzgebiet folgendes mit:
Am 2. August fing die eben fertiggestellte
drahtlose Station in Tafaigata die erste Nachricht
von der Mobilmachung gegen Rußland auf. Auf
die gleiche Weise wurde die Nachricht von der
französischen und englischen Kriegserklärung am
4. bzw. 5. August bekannt. Der Gouverneur
Dr. Schultz weilte Tag und Nacht in der Station
Tafaigata; doch gingen keine direkten Nachrichten
aus Berlin ein. Auf das Bekanntwerden der
Mobilmachung hin ordnete der Gouverneur an,
daß sich sämtliche dienstpflichtigen Europäer zur
Verfügung hielten und mit den vorhandenen
Gewehren bewaffnet wurden. Die Station Tafai-
gata wurde militärisch besetzt und der Rest der
Mannschaften sollte im Falle von Unruhen unter