Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIII. Jahrgang, 1917. (28)

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Der Arbeitslohn für eingeborene Arbeiter 
belief sich einschließlich Verpflegung auf 12 bis 
15 Fr. monatlich. Die 300 Soldaten des 
Bezirks hatten eine Anfangslöhnung von 6,50 Fr. 
pro Monat, zu der eine ebenfalls in Geld ge- 
zahlte Ration von 7,50 Fr. trat. Die 17 Post- 
boten des Bezirks erhielten 15 bis 20 Fr. 
monatlich. Die Löhne sind also im Vergleich 
zu denen des benachbarten Kasai-Bezirkes bereits 
verhältnismäßig hoch. Der Lebensunterhalt eines 
Europäers stellte sich auf etwa 6000 Fr. 
An Missionsniederlassungen gab es 1913 in 
dem Bezirk nur die Niederlassung der Missi mare 
von Scheut in Thielen St. Jacques südlich 
Kanda-Kanda. Die für Kabinda geplante 
Handwerkerschule, deren Leitung ebenfalls Missio- 
nare übernehmen sollten, war noch in der Ent- 
stehung begriffen, jedoch hatten die Missions- 
brüder schon mit dem Brennen von Ziegeln be- 
gonnen. Die Société belge de Missions pro- 
testantes au Congo ging 1914 daran, sich in 
Muyeye bei Tschofa niederzulassen. 
Der Islam hatte für den Bezirk gar keine 
Bedeutung. Auch die arabischen Händler kamen 
kaum in den Bezirk. 
Hauptausfuhrprodukt des Bezirks war der Kaut- 
schuk. Er kam hauptsächlich aus der Gegend von 
Kasongo-Niembo und Mutombo-Mukulnu. 
Als sonstiges Ausfuhrgut kam nur noch Elfenbein 
in Frage. Am reichsten an Elefanten waren die 
Häuptlingsschaften Mutombo, Kimoto und 
Buana-Moessi, und es hieß, daß ein weißer 
Elefantenjäger in ihnen gute Erwerbsaussichten 
haben würde. Die bisher ausgeführten Mengen 
waren jedoch relativ gering, da die Eingeborenen 
wenig jagen. Sie haben Furcht, mit ihren un- 
zulänglichen Gewehren die Elefanten zu ver- 
wunden. Die Gewehre, meist Zündhütchen- 
gewehre, waren in der Regel von der portu- 
giesischen Grenze her eingeschmuggelt. Jeder 
bessere Eingeborene hatte ein solches Gewehr. 
Der Bezirksamtmann schätzte 1913 die Zahl der 
innerhalb des Bezirks in den Händen der Ein- 
geborenen befindlichen Zündhütchengewehre auf 
15 000. Vielfach hatten die Häuptlinge eine 
größere Anzahl von Gewehren, die sie dann ver- 
mieteten. Dank dieser Verbreitung der Gewehre 
wurden giftige Pfeile von den Eingeborenen nur 
verhältnismäßig selten verwandt. Als Ersatz für 
die teuren und schwer erhältlichen Zündhütchen 
verwendeten die Eingeborenen die Köpfe von 
Streichhölzern. Sie spitzten sie zu, steckten sie in 
das Zündloch und erreichten auch so die Ent- 
zündung des Pulvers. Infolgedessen hatte sich 
de Unterdrückung der Einfuhr von Zündhütchen 
als gänglich unwirksam erwiesen. Im Gegenteil: 
früher gab der Eingeborene für zwei Zündhütchen 
98 0 
  
ein Huhn. Er mußte also die Zündhütchen 
außerordentlich hoch bezahlen und gebrauchte sie 
dementsprechend wenig. Eine Schachtel Streich- 
hölzer wurde mit 0,15 bis 0,20 Fr. im Bezir! 
bezahlt. Der Streichholzkopf als Zündungs- 
mittel kam den Einwohnern also wesentlich 
billiger. 
In der Gegend von Tschofa gibt es viel 
Kopal am Lomami entlang. Ausgeführt wurde 
er noch nicht. Die Olpalme ist verhältnismäßig 
selten. Sie befindet sich eigentlich nur in de 
Nähe der Dörfer in von den Eingeborenen an 
gelegten Pflanzungen. Versuche mit Baumwolle! 
und Erdnüssen, die bei dem guten Boden und 
der dichten Bevölkerung im Westen und Süden 
wohl Aussicht auf Erfolg hätten, waren 1913;, 
noch nicht gemacht. Wilde Baumwolle findet sich 
vielfach, namentlich in den westlichen Teilen. Die 
Landfrage hatte im Bezirk noch keine Bedeutung, 
da freies Land noch im Überfluß vorhanden war. 
Den Eingeborenen wurde, falls es zu einer Ab- 
grenzung kam, das dreifache des von ihnen in 
Besitz genommenen Landes einschließlich der alten 
Felder zugewiesen. Die frühere Viehfarm des 
Staats bei Kanda-Kanda war von einem bel- 
gischen Privatmann übernommen worden. Sie 
zählte 1913 etwa 170 Haupt Rindvieh. 
Minengesellschaften gab es im Bezirk noch 
nicht. Die Bakat (Société anonyme de re. 
cherches minières du Bas-Katanga) hatte 
einmal im Bezirk geschürft und einen Schürfkrei= 
bei Kabongo belegt. Eisen findet sich sehr 
häufig. Salz kommt nur selten vor. Die Ein- 
geborenen-Salzgewinnung war ohne Bedeutung, 
das Salz wurde daher verhältnismäßig hoch (in 
Kabinda mit 1,50, in Pania-Mutombo mit 1 Fr. 
das Kilo) bezahlt. 
An allen größeren Orten fanden regelmäßig 
Märkte statt, so in Kabinda an jedem Sonntag, 
in Katombe an jedem fünften Tage, im Westen 
des Bezirkes in fast allen größeren Dörfern an 
jedem Tage. Es handelte sich dabei fast durch- 
weg nur um Lebensmittelmärkte der Eingeborenen. 
Bezahlt wurde vielfach in Geld, es wurde aber auch 
noch häufig reiner Tauschhandel getrieben. Das 
bedeutendste europäische Handelsunternehmen des 
Bezirkes war 1913 die lotertropical Anglo- 
Belgian Trading Company. Sie unterhiel 
Niederlassungen in Pania-Mutombo, Ka- 
binda, Masengo, Kasongo-Niembo, Mu- 
tombo-Mukulu, Songa-Nienga und Mu- 
kombo. Zwei andere belgische Firmen hatten 
Niederlassungen in Kabinda, Mutombo und 
Dibue. Faktoreien von Portugiesen, die auch 
hier noch die eigentlichen Vertreter des Klein- 
handels mit den Eingeborenen waren, befanden 
sich in Pania, Tschofa, Kabinda, Kanda-
	        
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