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Der Arbeitslohn für eingeborene Arbeiter
belief sich einschließlich Verpflegung auf 12 bis
15 Fr. monatlich. Die 300 Soldaten des
Bezirks hatten eine Anfangslöhnung von 6,50 Fr.
pro Monat, zu der eine ebenfalls in Geld ge-
zahlte Ration von 7,50 Fr. trat. Die 17 Post-
boten des Bezirks erhielten 15 bis 20 Fr.
monatlich. Die Löhne sind also im Vergleich
zu denen des benachbarten Kasai-Bezirkes bereits
verhältnismäßig hoch. Der Lebensunterhalt eines
Europäers stellte sich auf etwa 6000 Fr.
An Missionsniederlassungen gab es 1913 in
dem Bezirk nur die Niederlassung der Missi mare
von Scheut in Thielen St. Jacques südlich
Kanda-Kanda. Die für Kabinda geplante
Handwerkerschule, deren Leitung ebenfalls Missio-
nare übernehmen sollten, war noch in der Ent-
stehung begriffen, jedoch hatten die Missions-
brüder schon mit dem Brennen von Ziegeln be-
gonnen. Die Société belge de Missions pro-
testantes au Congo ging 1914 daran, sich in
Muyeye bei Tschofa niederzulassen.
Der Islam hatte für den Bezirk gar keine
Bedeutung. Auch die arabischen Händler kamen
kaum in den Bezirk.
Hauptausfuhrprodukt des Bezirks war der Kaut-
schuk. Er kam hauptsächlich aus der Gegend von
Kasongo-Niembo und Mutombo-Mukulnu.
Als sonstiges Ausfuhrgut kam nur noch Elfenbein
in Frage. Am reichsten an Elefanten waren die
Häuptlingsschaften Mutombo, Kimoto und
Buana-Moessi, und es hieß, daß ein weißer
Elefantenjäger in ihnen gute Erwerbsaussichten
haben würde. Die bisher ausgeführten Mengen
waren jedoch relativ gering, da die Eingeborenen
wenig jagen. Sie haben Furcht, mit ihren un-
zulänglichen Gewehren die Elefanten zu ver-
wunden. Die Gewehre, meist Zündhütchen-
gewehre, waren in der Regel von der portu-
giesischen Grenze her eingeschmuggelt. Jeder
bessere Eingeborene hatte ein solches Gewehr.
Der Bezirksamtmann schätzte 1913 die Zahl der
innerhalb des Bezirks in den Händen der Ein-
geborenen befindlichen Zündhütchengewehre auf
15 000. Vielfach hatten die Häuptlinge eine
größere Anzahl von Gewehren, die sie dann ver-
mieteten. Dank dieser Verbreitung der Gewehre
wurden giftige Pfeile von den Eingeborenen nur
verhältnismäßig selten verwandt. Als Ersatz für
die teuren und schwer erhältlichen Zündhütchen
verwendeten die Eingeborenen die Köpfe von
Streichhölzern. Sie spitzten sie zu, steckten sie in
das Zündloch und erreichten auch so die Ent-
zündung des Pulvers. Infolgedessen hatte sich
de Unterdrückung der Einfuhr von Zündhütchen
als gänglich unwirksam erwiesen. Im Gegenteil:
früher gab der Eingeborene für zwei Zündhütchen
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ein Huhn. Er mußte also die Zündhütchen
außerordentlich hoch bezahlen und gebrauchte sie
dementsprechend wenig. Eine Schachtel Streich-
hölzer wurde mit 0,15 bis 0,20 Fr. im Bezir!
bezahlt. Der Streichholzkopf als Zündungs-
mittel kam den Einwohnern also wesentlich
billiger.
In der Gegend von Tschofa gibt es viel
Kopal am Lomami entlang. Ausgeführt wurde
er noch nicht. Die Olpalme ist verhältnismäßig
selten. Sie befindet sich eigentlich nur in de
Nähe der Dörfer in von den Eingeborenen an
gelegten Pflanzungen. Versuche mit Baumwolle!
und Erdnüssen, die bei dem guten Boden und
der dichten Bevölkerung im Westen und Süden
wohl Aussicht auf Erfolg hätten, waren 1913;,
noch nicht gemacht. Wilde Baumwolle findet sich
vielfach, namentlich in den westlichen Teilen. Die
Landfrage hatte im Bezirk noch keine Bedeutung,
da freies Land noch im Überfluß vorhanden war.
Den Eingeborenen wurde, falls es zu einer Ab-
grenzung kam, das dreifache des von ihnen in
Besitz genommenen Landes einschließlich der alten
Felder zugewiesen. Die frühere Viehfarm des
Staats bei Kanda-Kanda war von einem bel-
gischen Privatmann übernommen worden. Sie
zählte 1913 etwa 170 Haupt Rindvieh.
Minengesellschaften gab es im Bezirk noch
nicht. Die Bakat (Société anonyme de re.
cherches minières du Bas-Katanga) hatte
einmal im Bezirk geschürft und einen Schürfkrei=
bei Kabongo belegt. Eisen findet sich sehr
häufig. Salz kommt nur selten vor. Die Ein-
geborenen-Salzgewinnung war ohne Bedeutung,
das Salz wurde daher verhältnismäßig hoch (in
Kabinda mit 1,50, in Pania-Mutombo mit 1 Fr.
das Kilo) bezahlt.
An allen größeren Orten fanden regelmäßig
Märkte statt, so in Kabinda an jedem Sonntag,
in Katombe an jedem fünften Tage, im Westen
des Bezirkes in fast allen größeren Dörfern an
jedem Tage. Es handelte sich dabei fast durch-
weg nur um Lebensmittelmärkte der Eingeborenen.
Bezahlt wurde vielfach in Geld, es wurde aber auch
noch häufig reiner Tauschhandel getrieben. Das
bedeutendste europäische Handelsunternehmen des
Bezirkes war 1913 die lotertropical Anglo-
Belgian Trading Company. Sie unterhiel
Niederlassungen in Pania-Mutombo, Ka-
binda, Masengo, Kasongo-Niembo, Mu-
tombo-Mukulu, Songa-Nienga und Mu-
kombo. Zwei andere belgische Firmen hatten
Niederlassungen in Kabinda, Mutombo und
Dibue. Faktoreien von Portugiesen, die auch
hier noch die eigentlichen Vertreter des Klein-
handels mit den Eingeborenen waren, befanden
sich in Pania, Tschofa, Kabinda, Kanda-