Full text: Die gesetzlichen Grundlagen der Seuchenbekämpfung im Deutschen Reiche unter besonderer Berücksichtigung Preußens.

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brand, Pest, Pocken und Rotz. Gefährlich sind außerdem bei sämtlichen 
Krankheiten die Leib- und Bettwäsche, die Kleidung, die 
persönlichen Gebrauchsgegenstände, die Wasch- und Bade- 
wässer des Kranken. 
In Zifi. 3, XI, Abs. 5 wird mit besonderem Nachdruck darauf 
hingewiesen, daß während der Dauer der Krankheit die Vor- 
schriften der Desinfektionsanweisungen über die Ausführung der Des- 
infektion am Krankenbett peinlich zu befolgen sind. Es wurde schon 
vorher darauf hingewiesen, daß eine regelmäßige und sorgfältige Durch- 
führung der Desinfektion am Krankenbett die Hauptsache ist und eine 
Schlußdesinfektion beinahe überflüssig macht. 
Nur hierdurch werden sich Übertragungen von Krankheiten auf 
die Angehörigen und das Pflegepersonal des Kranken verhüten lassen, 
und nur hierdurch wird es möglich sein, zu verhindern, daß sich an 
den einzelnen Krankheitsfall eine Epidemie anschließt. Jeder Arzt, 
jeder Krankenpfleger sollte es sich angelegen sein lassen, die Familien, 
in welchen er in Tätigkeit tritt, immer und immer wieder hierauf 
hinzuweisen. Der Arzt sollte bei seinen täglichen Krankenbesuchen 
niemals versäumen, auf die gerade notwendigen Desinfektionsmafßregeln 
hinzuweisen. Für die Polizeibehörden und die beamteten Ärzte wird 
dies durch die allgemeinen Ausführungsbestimmungen zur Pflicht ge- 
macht. Die beamteten Ärzte werden sich ein Verdienst erwerben, 
wenn sie außerdem die Notwendigkeit der fortlaufenden Desinfektion 
am Krankenbett auch in Vorträgen, in ärztlichen Vereinen und in 
Gesprächen mit praktischen Ärzten immer und immer wieder betonen. 
In dieser Beziehung geschieht bis jetzt viel zu wenig. Der Grund 
dafür liegt nicht nur in mangelndem Verständnis seitens der Be- 
völkerung, sondern auch in dem Umstande, daß die Desinfektion mit 
nicht unerheblichen Kosten verbunden ist. Zwar ist in der Des- 
infektionsanweisung selbst bei Auswahl der Desinfektionsmittel nicht 
nur auf ihre Wirksamkeit, sondern auch auf ihre Wohlfeilheit Rück- 
sicht genommen worden. Aber auch ein billiges Desinfektionsmittel 
wird auf die Dauer teuer, wenn sich der Krankheitsfall in die Länge 
zieht, und wenn das Mittel, wie es erforderlich ist, immer in aus- 
reichender Menge bereitgehalten werden soll. Die Durchführung der 
Desinfektion wird wesentlich erleichtert werden, wenn die Ärzte sich 
bemühen, der Bevölkerung bei der Auswahl der Desinfektionsmittel 
mit Rat und Tat an die Hand zu gehen, und wenn die Kranken- 
kassen ihren Kassenmitgliedern einfache und billige Desinfektions- 
mittel in ausreichender Menge zur Verfügung stellen. Auch werden 
die Gemeinden und die Vorstände der Krankenkassen durch feste 
Verträge mit den Apotheken es unschwer dahin bringen können, daß 
ihnen die Desinfektionsmittel zu Vorzugspreisen zur Verfügung gestellt 
werden. 
Kirchner, Seuchenbekämpfung. 11
	        
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