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von milzbrandkranken Tieren genossen haben. Anlaß zu Milzbrand-
übertragungen gibt das Eindringen der gegen äußere Einflüsse überaus
widerstandsfähigen Milzbrandsporen ın Hautverletzungen, oder ihre
Aufnahme in die Lunge beim Atmen in staubigen Fabrikräumen, in
welchen Roßhaare, Schafwolle, Felle u.s. w. der an Milzbrand ein-
gegangenen Tiere verarbeitet werden, oder die Einverleibung der Bak-
terien mit ungenügend gekochtem Fleisch.
Bei der Aufmerksamkeit, welche die Veterinärpolizei den Milzbrand-
erkrankungen der Haustiere zuwendet, tritt die Krankheit beim Menschen
nicht häufig auf, welcher für sie auch weniger empfänglich ist als
Haustiere. Immerhin sind in den 15 Jahren von 1889 bis 1904 zu-
sammen 1032 Erkrankungen an Milzbrand in Preußen vorgekommen,
von welchen 159, also 15,4 vom Hundert, tödlich endigten.
Außerhalb Preußens besteht eine unbedingte Anzeigepflicht für
Milzbrand beim Menschen in Bayern, Mecklenburg-Schwerin, Mecklen-
burg-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Meiningen, Altenburg, Anhalt,
Rudolstadt, Waldeck, Reuß j. L, Schaumburg-Lippe, Lippe, Bremen,
Hamburg und Lübeck, eine bedingte in Hessen und Sachsen-Weimar,
keine in Sachsen, \Württemberg, Baden, Sachsen-Ooburg-Gotha, Schwarz-
burg-Sondershausen, Reuß ä. L. und Elsaß-Lothringen.
5. Rotz (Malleus humidus) ist eine Erkrankung, welche besonders
bei Pferden, Maultieren, Eseln, Zebras und verwandten Tieren vor-
kommt und als Lungenkrankheit, eigentlicher Rotz, oder als Er-
krankung der Haut, sogenannter Wurm, verläuft. Menschen erkranken
verhältnismäßig selten, und stets sind es solche Personen, welche mit
den Tieren oder deren Abfällen sich beschäftigen, Stallknechte, Roß-
schlächter, Abdecker; auch sind Ansteckungen von Bakteriologen und
Dienern beobachtet worden, welche in Laboratorien mit Rotzbakterien
gearbeitet hatten. Beim Menschen ist die meist chronisch verlaufende
Krankheit schwer und in der Mehrzahl der Fälle tödlich.
In den 15 Jahren von 1889 bis 1904 kamen in Preußen im ganzen
25 Erkrankungen zur amtlichen Kenntnis, von welchen 18, also 64,3
vom Hundert, tödlich endigten. Unter diesen Opfern befanden sich
außer Abdeckern und Stallknechten ein Bakteriologe, zwei Kreis-
tierärzte, ein Roßschlächter und ein Sattlerlehrling, welcher sich bei
Geschirreparaturen angesteckt hatte.
Die Erkrankung entsteht durch Eindringen von Rotzbazillen in
Verletzungen und ist auch von Mensch zu Mensch übertragbar.
Außerhalb Preußens ist Rotz beim Menschen in denselben Staaten
und in derselben Ausdehnung anzeigepflichtig wie Milzbrand.
6. Die Tollwut (Lyssa humana, Wasserscheu) entsteht nach dem
Biß wutkranker Hunde, Katzen, Rinder und anderer Haustiere. Die