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Spanitn. Sepi. 2 Okl. 1. 255
burg leil. Kaiser Wilhelm verleiht ihm dabei nach der Silte ein
preußisches Ulanenregiment, dessen Unisorm er sofort anlegl und
das zufällig in Straßburg garnisoniert. Die französische Presse,
welche die Reise nach Deutschland überhaupt schon ungern gesehen
hat, gerät darüber ganz außer sich und nennt den Rönig nur mehr
le roi-ulan.
29.—30. Seplember. Ter König kommt in Paris an, um
auch den Präsidenten Grovy zu besuchen. Er wird jedoch bei seiner
Ankunft im Bahnhofe auf dem ganzen Wege von dort bis zum
spanischen Botschaftshotel und wieder von da bis zum GElyste und
zurück vom gebildeten und ungebildeten Pariser Pöbel, der massen-
haft die Straßen besetzt hat, aufs schmählichste ausgevfiffen und
verhöhnt. Die Veleidigung war indes sichtlich noch mehr gegen
Deutschland als gegen den König gemüngt. Präsident Grvy er-
widert am 30. den Vesuch und kann nicht umhin, Frankreich in
aller Form zu entschuldigen. Der König benimmt sich überans
taktvoll, nimmt sogar noch die Einladung zum Diner im Elyste
an, verläßt aber Paris schon am 1. Oktober in aller Frühe, indem
er 10,000 Frcs. für die Armen von Paris zurückläßt.
2. Oktober. Durch die dem König in Paris angethane Be-
leidigung fühlt sich der spanische Nationalstols doch tief getroffen.
Auf der Rückreise wird der König von der Grenze an bis nach
Madrid von der Bevölkerung überall mit demonstrativem Jubel
empfangen. Das Ministerium berät über eine von Frankreich zu
fordernde Genugkhunng, da die Entschuldigung Grévy's eben doch
nur eine Entschuldigung war, kann sich aber darüber nicht einigen.
Die frangösische Regierung hat in ihren offiziellen und offipiösen
Blättern indes nicht einmal die Entschuldigung Grevy's vollständig,
sondern nur auszugsweise veröffentlicht. Der deulsche Kaiser richtet
an den König ein förmliches Beileidstelegramm und dasselbe thun
der Kaiser von Oesterreich und der König von Jtalien.
10. Oktober. Das Ministerium Sagasta kann sich über die
Frankreich gegenüber zu beobachtende Haltung definitiv nicht einigen.
Der Minister des Auswärtigen, Vega Armijo, beharrt auf seinem
Verlangen, daß die spanische Botschaft in Paris abberufen werde,
wenn nicht der volle Wortlaut der zwischen dem Präsidenten Gravy
und dem König gewechselten Erklärungen in dem offiziellen Teil
des französischen amtlichen Negierungsblattes veröffentlicht werde;
der Ministerpräsident Sagasta kann sich jedoch dazu nicht verstehen.