— 62 —
159. Der Steg.
Ein Bächlein fließt das Thal entlang, 's Kind möcht'
hinüber, es wird ihm bang. Es möchte sich drüben die Blümchen
beseh'n und kann doch nicht über das Wasser hingeh'n. Zum
Gehen führt über das Wasser kein Weg, da kommt gleich der
Zimmermann, bauet den Steg. Von hüben nach drüben 's
Kind gehen nun kann; hab' Dank, du geschickter Zimmermann!
Friedrich Fröbel.
160. Der habgierige Hund.
Ein Hund hatte ein Stück Fleisch gefunden und lief damit
üblber einen schmalen Steg. In dem klaren Wasser sah er sein
Bild und meinte, das sei ein anderer Hund, der habe auch ein
Stück Fleisch im Maule. „Das willst du ihm nehmen,.“ —
dachte er. Und hastig schnappte er danach. Da entfiel ihm
das Fleisch, das er hatte, und das er haben wollte, war auf
einmal auch verschwunden. Da paßte auf den Hund das
alte Sprüchlein:
„Wer das Fremde begehrt,
ist des Eig'nen nicht wert.“
Martin Luther.
161. Die Brüder.
Einst fiel ein Knäblein in den Bach, weil unter ihm das
Steglein brach. Sein ält'ster Bruder rief und schrie und sank
vor Schrecken auf die Knie! Der andrre eilte fort nach Haus
und rief die Mutter gleich heraus. Der jüngste sprang dem
Bruder nach und zog ihn mutig aus dem Bach.
Nun denke nach und sag'’ mir an, wer wohl am besten
hat gethan?
162. Die beiden Ziegen.
Eines Tages begegneten einander zwei Ziegen auf einer
schmalen Brücke. „Geh' mir aus dem Wege,“ sagte die eine.