Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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A die Sagen von den Dämonen, d. h. mit göttlichen und natür— 
lichen Eigenschaften ausgestatteten Wesen, welche wir sonst im Mythus 
mit den Gottheiten selbst verkehren sehen, wurzeln in dem alten Götter- 
glauben. Wo die mit übermenschlichen Eigenschaften und daher mit 
der Kraft, den Menschen zu helfen oder zu schaden, begabten, dabei ein 
eigenes, abgeschlossenes Reich bildenden Dämonen in den Überlieferun- 
gen des Volkes nicht mehr gefürchtet, sondern geneckt und verspottet 
werden, da zeigt sich bereits der Einfluß des Christentums, dessen 
Verkündiger und Hüter bestrebt waren, die alten heidnischen Gottheiten 
in ihrer Ohnmacht und ihrem Nichts darzustellen. 
Die Dämonenwelt zerfällt in Zwerge, Vegetationsgeister, Wasser- 
geister oder Nixe, Riesen und Tierdämonen; wenn wir aber diese 
Dämonenwelt an uns vorüberziehen lassen, empfangen wir nicht bloß 
die Uberlieferungen des germanischen, sondern zugleich auch solche des 
slavischen Götterkreises. In den Volkssagen der Wenden, Czechen und 
anderer sprachverwandter Nationen leben gleiche mit menschlichen und 
göttlichen Eigenschaften ausgestattete Wesen fort; sie sind demselben 
Quell entsprungen, aus welchem alle dem indogermanischen Sprach- 
stamme angehörigen Völker schöpften, und das böhmische Volk erzählt 
vom Ursprunge dieser Dämonen: „Als Gott die übermütigen Engel 
aus dem Himmel verstieß, wurden aus ihnen die bösen Geister, welche 
den Menschen bei Tag und Nacht beunruhigen, ihn necken und schädi- 
gen. Die in die Hölle stürzten und in die Löcher und Abgründe, 
das sind die Teufel und die Todmädchen. Aus denen aber, die auf 
die Erde fielen, wurden die Kobolde, Schrätlein, die Zwerge, Daum- 
linge, die Alpe, die Mittags= und Abendgespenster und die Irrlichter. 
Die in die Wälder fielen, wurden zu Waldgeistern, als da sind: die 
Hemänner, die wilden Männer, die Waldmänner und die wilden 
Weiber und Waldfrauen. Jene endlich, die ins Wasser fielen, wur- 
den zu Wassergeistern, zu Wassermännern, zu Meerjungfern und Meer- 
frauen.“ (Grohmann, Sagenbuch aus Böhmen und Mähren, I. S. 108.) 
Die Zwerge, welche die Volkssage nicht bloß in Böhmen, son- 
dern auch in Tirol und der Schweiz als gefallene, obschon nicht ganz 
□4 sondern nur verführte Engel ansieht, die aber nach einer Über- 
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