Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
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A. die christliche Bekehrungsarbeit bei den Deutschen und später 
den Slaven begann, war es Klugheit, das Vorhandensein der heidnischen 
Götter nicht in Frage zu stellen. Die christlichen Bekehrer bequemten 
sich vielmehr der festgewurzelten Uberzeugung an, daß jene Wesen wirklich 
existierten, nur lehrten sie, daß dieselben Unholde und teuflische Ge- 
walten seien, welche dem Gott der Christen widerstrebten und die 
Menschen irre führten. Die alten heidnischen Götter und Dämonen 
sind demnach im Volksglauben zu Teufeln geworden. Der aus der 
griechischen Sprache entlehnte Name Diabolos ging in die lateinische 
und später auch als Diufal, Tiuvel, Tüvel u. s. w. in die deutsche, 
sowie als djabel in die flavische Sprache über; in letzterer wurde 
er später durch das Wort czert, welches den Begriff eines schwarzen 
Wesens in sich schließt, ersetzt. 
Daß die Neubekehrten dem Teufel und allen Unholden entsagen 
mußten, ersehen wir aus fränkischen Taufgelöbnissen des 8. und 9. 
Jahrhunderts, welche bei den Sachsen und Thüringern in Anwendung 
kamen und worin es heißt: „Forsachistu diabolen Ec forsacho dia- 
bole“, oder: „Forsahhistu unholdun? Ih forsahu."“ 
Dem Teufel, der in verschiedenen Gestalten den Menschen ent- 
gegentrat, wurde später alles Ungewöhnliche und Unheimliche zuge- 
schrieben. Verbreitet war der Glaube, daß der einzelne Mensch mit 
ihm ein Bündnis eingehen könne, um dann mit seiner Hülfe gewisse 
irdische Vorteile zu erlangen. Dafür mußte er sich jedoch dem Teufel 
mit Leib und Seele ergeben, und zum Zeichen, daß er dies gethan, 
sich ihm mit seinem Blute verschreiben. Zur Erklärung dieses mit dem 
Blute Verschreibens weist Rochholz (Deutscher Glaube und Brauch, I., 
S. 55.) darauf hin, daß nach dem früheren Volksglauben nicht nur 
alle verstorbenen Menschen, sondern auch die entthronten Götter und 
der Teufel, als ein gestürzter Engel, an Blutmangel leiden, und daß 
deshalb besonders der letztere geizig auf ein Tröpflein Bluts des- 
jenigen Menschen besteht, der sich zu ihm in ein Schutzverhältnis be- 
geben will. — Wenn der Teufel einem Menschen dienstbar geworden 
ist, so erscheint er vielfach nach dem slavischen Volksglauben als 
Drache. — Zahlreich sind die späteren Sagen, nach denen er sich 5* 
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