Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
337. Der Schatz im roten Berge bei Werdau. 
(Mündlich.) 
Es war einmal ein Krieg ausgebrochen. Da vergrub einer aus 
der berühmten und reichen Familie derer von Römer in dem roten 
Berge, welcher sich nahe bei der Stadt Werdau erhebt, eine Brau- 
pfanne voll Geld, um dasselbe vor den Feinden zu verbergen. Als 
dann jener Römer starb, hinterließ er den Schatz demjenigen seiner 
Nachkommen, welcher nur mit einem Auge auf die Welt kommen 
würde. Von da an sahe man lange Zeit hindurch alle Nächte von 
11 bis 12 Uhr auf dem genannten Berge ein Licht, und es wurde 
gesagt, daß sich dasselbe gerade über der Stelle befinde, an welcher 
in der Tiefe der Schatz verborgen worden war. Ebenso zeigte man 
eine kleine Höhle als Anfang des Ganges, in welchem man zu der mit 
Gold und Silber gefüllten Braupfanne gelangen könne. 
Da nun kein einäugiger Römer geboren wurde, so beschlossen 
endlich zwölf Männer, unter denen sich auch der Pfarrer von Werdau 
befand, den Schatz zu heben. Ehe sie aber an's Werk gingen, segnete 
der Priester sich selbst und die Teilnehmer in der Kirche ein, und sie 
nahmen darauf ein aus Wachs geformtes einäugiges Kind mit, wel- 
ches bei Kerzenlicht feierlich getauft worden war. Mit brennenden 
Kerzen zogen darauf alle in der Mitternachtsstunde nach dem Orte, an 
welchem der Schatz verborgen war. Unter Furcht und Zittern waren 
sie vor der Höhle angelangt und unter Gebet bereiteten sie sich zum 
Eintritte vor. Da auf einmal that sich mit einem furchtbaren Getöse 
der rote Berg weit auf, und ein feuriger Hund kam wie ein Löwe 
brüllend auf sie zu und rief: „Welchen nehmen wir zuerst?“ Eine 
Stimme aus der Tiefe aber antwortete: „Den mit dem roten Tuche!“ 
Wie die Männer diese schreckhaften Worte hörten, flohen sie entsetzt 
und freuten sich, als sie aus dem Bereiche des Ungetüms gekommen 
waren, ihres glücklich geretteten Lebens. Sie erzählten zwar, daß sie 
noch im Innern des Berges die große, mit Geld gefüllte Braupfanne 
gesehen hätten, doch da sie bald darauf, einer nach dem andern, star- 
ben, so ist niemandem mehr die Lust angekommen, den Schatz zu heben. 
338. Der Schatz im Vorwerk zu Elterlein. 
(Nach v. Weber, Aus vier Jahrhunderten, II., S. 415 bei Gräße, 
Sagenschatz, 2. Aufl., Nr. 590.) 
Bei Christoph Müller, Besitzer eines Vorwerkes zu Elterlein, 
diente im Jahre 1702 eine gewisse Magdalena Gräßler, 18 Jahre alt. 
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