Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

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welcher seine Wohnung umschloß, ein junger Sorbe, der zwar in seinem 
Schrecken, hier jemanden anzutreffen, schnell umkehren wollte, aber durch 
die Freundlichkeit, mit welcher Johannes in seiner eigenen Sprache zu 
ihm redete, bewogen ward, zu bleiben. Es war der Sohn eines sorbischen 
Priesters, den Feinde des letzteren verfolgt hakten. Als sie aber ge- 
sehen, daß der Flüchtling durch den Sumpf und auf den Higel, auf 
welchem sich noch heute der Taufstein befindet, eilte, da ließen sie ab, 
denn dieser Platz war als Sitz böser Geister gefürchtet. Von seinem 
Schützlinge, welcher Tage und Wochen lang bei Johannes blieb, er- 
fuhr nun letzterer, daß in der Nähe eine slavische Ansiedelung und ein 
Götterhain sei und daß sich der junge Sorbe ebenfalls Scop nannte. 
Es stellte sich heraus, daß beide mit einander verwandt waren. Zu- 
letzt srach der junge Scop das dringende Verlangen aus, ebenfalls 
Christ zu werden und die Taufe von Johannes zu empfangen. Der 
Tag, an welchem die heilige Handlung geschehen sollte, war da, aber 
das Wasser fehlte, denn reines Wasser sollte es sein, und der umgebende 
Sumpf bot nur übelriechendes dar. Die Eiche, unter welcher der Stein 
lag, war noch vom vortägigen Regen naß und ein scharfer Wind ließ 
das Regenwasser auf den Stein fallen, der oben eine Vertiefung hatte, 
also ein Naturbecken war; somit war auch Taufwasser vorhanden. 
Freudig bewegt sagte der Täufling: „Hier ist Wasser, taufe mich!“ 
und Johannes that es im Glauben, daß dies nicht der letzte seines Ortes 
sei, den er taufe. So geschah es auch. Johannes begleitete seinen Schützling 
bis zur Hütte des heidnischen Priesters und war später oft ein Gast 
daselbst. Endlich wurde der alte Priester Scop selbst den Lehren des 
Christentums zugänglich, so daß er sich an demselben Orte taufen ließ, 
an welchem sein Sohn die Taufe empfangen hatte. Da nun die übrigen 
Sorben der Ansiedelung sahen, daß kein Opferrauch mehr aus dem 
Götterhaine aufstieg, verwunderten sie sich und forschten nach der Ur- 
sache. Nachdem sie dieselbe erfahren, wurden sie anfangs mit Zorn 
und Angst, später aber, als sie vernahmen, wie glücklich ihr früherer 
Priester und dessen Sohn geworden waren, mit Sehnsucht nach dem 
neuen Glauben erfüllt. So zog denn eines Tages eine große Menge 
Sorben hinaus nach dem Steine und empfing dort die Taufe. Die 
alten Widersacher des früheren Priesters Scop aber waren zurückge- 
blieben und zündeten unterdeß die Hütten der jungen Christen an. Jo- 
hannes wehrte ihnen, dafür Rache zu nehmen; sie ließen vielmehr die 
Heiden, welche sich 2 Stunden abwärts im Thale ansiedelten und den 
neuen Ort wie den alten nannten, ruhig abziehen. Da geschah es je- 
doch ein Jahr später, daß Blitze auf Blitze niederfuhren und das 
444 in Asche legten. Die christlichen Stammesgenossen im !5 
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