Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

schiedlichen Orten Blut aus den Wänden heraus drang, so häufig, 
daß man auch Pfützen auf der Erde gesehen. Es war eine unge- 
heuerliche Sache, indem aus den Stubendielen, Bank= und Wirkstuhl- 
beinen, dürren, abgeschälten Wachholderstecken, welche zum Wollschlagen 
gebraucht wurden, ferner aus einer Schreib= und Schiefertafel Blut ge- 
flossen, das man auf Tüchern und Papier auffing und klumpenweise 
sammelte. Und dieses Blutschwitzen dauerte an etlichen Orten der 
Stube beinahe eine Stunde lang; wischte man's ab, so kam es wieder. 
schnitt man aber ein Stück von den oben angeführten dürren Wach- D 
holderstecken ab, so war inwendig kein Blut zu spüren. 
Blutzeichen, insbesondere blutschwitzende Tempelstatuen, galten schon bei den 
alten Römern als Gefahren verkündigend; ganz besonders) aber ist das christliche 
Mittelalter reich an Legenden, nach denen Heiligenbilder oder= andere Gegenstände 
Blutstropfen ausschwitzten, was entweder als Beweis einer ihnen innewohnenden 
wunderthätigen Kraft oder als Zeichen von bevorstehendem Unglück angesehen wurde. 
Eine Menge hierher gehöriger Beispiele führt Rochholz (Deutscher Glaube und 
Brauch. I. S. 48 2c.) an. - 
  
429. Ein längst verstorbenes Kind blutet. 
(Histor. Nachricht von denen Denkwürdigkeiten der Stadt Chemnitz. .- 
1734, S. 80.) 
Den 13. Mai des Jahres 1546 wurde in Chemnitz ein Weib. 
so ihr eigenes Kind ermordet, enthauptet, und das Kind zu ihr in 
den Sarg geleget, welches dann angefangen zu bluten, wiewohl es 
schon 14 Tage tot gewesen. 
430. Blutende Geweihe in Schneeberg. 
(Meltzer, Hist. Schneebergensis, S. 1159.) 
Im Jahre 1564 hat zu Schneeberg in Bastian Fischers Stube 
ein angenageltes Hirschgeweihe geblutet und übel gerochen, gleichwie 
ein anderes in der nächsten Woche darauf, welches gegen 12 Jahre 
in der Stube gewesen, vom Fette getrieft, also daß ein schwarzer 
Gischt am Horn zu sehen gewesen ist, weswegen es aufs Rathaus ge- 
bracht werden mußte. Man hat sich darüber allerlei Gedanken machen 
müssen. 
Ein Hirschgeweih führt das würtembergische Haus in seinem Wappen. Als 
Sophie „die Tochter des Schwabenherzogs Christoph, starb, soll ein solches Geweih 
an ihrer [Zimmerwandrgeblutet haben. "# 
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