anblickte. Der Fuhrmann ging auf ihn zu und fragte ihn, warum er
ihn so betrachte. Der Fremde antwortete, daß ihm seine Verschwendung
auffalle. „Ja,“ sagte der Reischdörfer, „ich hab' da ein Fläschchen, da—
mit kann ich mir alles wünschen, was ich will. Um einen Thaler je—
doch will ich's Euch verkaufen.“ Der Fremde nahm das Fläschchen,
sprach einen Spruch darüber, so daß es in tausend Stücke zersprang;
das darin befindliche Ding aber ward eine Schlange, die so stank, daß
der Bauer in Ohnmacht fiel. Als er erwachte, befand er sich auf der
nämlichen Stelle, wo sein Gespann zu Grunde gegangen war. Er ging
nach Nürnberg, um zu sehen, was aus seinen Reichtümern geworden
sei. Da sah er auf dem Balkon des Hauses, das ihm gehört hatte,
seine eigene Gestalt, die ihm zuwinkte. Er trat ins Haus, allein alle
Leute darin waren ihm fremd und die Gestalt war verschwunden. So
kehrte er ebenso arm nach Hause zurück, als er ausgezogen war.
447. Die Tempiskapelle zwischen Komotau und Görkau.
(J. Mann in der Erzgebirgs-Zeitung, 1882, S. 15.)
Über die Entstehung der DTempiskapelle am obern Wege von Ko-
motau nach Görkau erzählt die Sage:
In Rothenhaus war Herr Tempis Kastellan, der seine Arbeits-
leute und Herrschaftsangehörige sehr hart und grausam behandelte.
Einmal kehrte er auf seinem Rosse von Komotau nach Hause zurück.
Es war eine finstere, rabenschwarze Nacht, und dazu hatte er noch etwas
zu viel von geistigen Getränken genossen. Anfangs ging sein Roß ganz
gut, dann aber sauste es im rasenden Galopp dahin. In der Ferne
bemerkte Herr Tempis ein Licht und glaubte schon bei Rothenhaus
zu sein. Da auf einmal fing sein Pferd an zu sinken, und je weiter
er ritt, desto tiefer sank es. Trotz aller seiner und seines Pferdes An-
strengung gelang es nicht, aus diesem Moraste herauszukommen. Herr
Tempis sah schon seine letzte Stunde gekommen, da eine Rettung hier
nicht möglich war. In diesem qualvollen und entsetzlichen Augenblicke
that er das Gelübde, im Falle er gerettet werde, eine Kapelle zu Ehren
der Mutter Gottes an dieser Stelle zu erbauen. Er trieb jetzt
sein Pferd noch einmal an. Dieses bot seine letzten Kräfte auf und
siehe, Roß und Reiter waren gerettet. Herr Tempis erfüllte nun auch
gewissenhaft sein Gelübde.
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