732. Das Schloß auf dem hohen Steine.
(Joh. Böhm in der Erzgebirgs-Zeitung, 2. Jahrg., S. 130.)
Als gewaltiger Markstein eines der letzten südwestlichen Aus-
läufer des metallreichen Erzgebirges erhebt sich der hohe Stein mit
seinen wunderbar gestalteten Felsenmauern und Pfeilern. Vor vielen
hundert Jahren stand an der Stelle, auf welcher sich heute diese
mächtigen Felsen auftürmen, eine große feste Burg, welche mit ihren
gewaltigen Mauern weithin die Gegend überblickte. Ungeheure dichte
Wälder bedeckten die Gegend und nur auf gelichteten Stellen am
Fuße des Berges hatten sich fleißige Menschen angesiedelt und zwangen
dem Boden seine wenigen Erzeugnisse ab. Aus fernen Landen waren
sie auf des Ritters Ruf gekommen und hofften in Genügsamkeit, Ruhe
und Frieden hier leben zu können, aber nur zu bald seufzten sie unter
dem harten Joche, welches der Ritter ihnen auferlegte, unter den
schweren Strafen, welche er über sie verhängte, wenn sie seinen maß-
losen Forderungen und grausamen Befehlen nicht sogleich nachkamen.
Je älter er wurde, desto mehr schien das Mitleid von ihm zu weichen
und sein Herz zu versteinern. Da verwünschte ein Mann, dem der
Schnee des Alters seinen Scheitel deckte, den Wüterich und sein Schloß.
Er samt der Burg, wurde in grauen, harten Stein verwandelt und
viele hundert Jahre wird es währen, bis die Sonne wieder die Zinnen
der Burg mit ihrem Glanze vergolden wird.
So sieht man nun die gewaltigen Burgtürme und Rauchfänge,
sowie den riesigen Ritter versteinert emporragen, während tief unten
im dunkeln Schoße der Felsen die reichen Schätze des Burgherrn be-
graben liegen.
Nach einer andern Sage hat der verwünschte Ritter auf dem
hohen Steine keine Ruhe; oft hört man lautes Getöse und Wiehern
von Rossen aus den gewaltigen Felsen hervorschallen, sieht auch manch-
mal den unterirdischen Stall seine Jauche entleeren, und in finstern,
unheimlichen Nächten hört man vom hohen Stein herab in der Richtung
gegen „die drei Rainsteine“ (an der Graslitz-Schönbach-Sächsischen
Grenze) die wilde Jagd dahinbrausen, der sich auch der verwünschte
„hohe Stein-Ritter“ anschließen muß.
733. Das Raubschloß auf dem Lautersteine bei Zöblitz.
(Steinbach, Historie des Städtchens Zöblitz. Dreßden, 1750 S. 12.)
Der erste Felsen unter Zöblitz, linker Hand unter der Pfarr-
wiese nach Lauterstein zu, heißt der Lauterstein, welcher gegen das
547 35“