durch den verlorenen abessinischen Feldzug so schwer be-
drohte Stellung Italiens in Afrika stärken und Eng-
lands Vorherrschaft in Agoypten sichern sollte.: Aus der-
selben Absicht heraus versicherke der Kaiser in dem Brief,
den er am 8. Jannar 1896, also fünf Tage nach dem
Krügerkelegramm, an die Kaiserin Biktoria, seine Groß-
mukter, schrieb, daß er mit der Depesche an den Präsiden-
ken von Transvaal keine Drohung gegen England habe
aussprechen wollen, sondern nur seiner Entrüstung über
die Freibenker, die Transvaal mikken im Frieden über-
fallen hakten, und die ja von der englischen Regierung
selbst preisgegeben worden seien, Ausdruck zu geben be-
absichtigke."
1) Der Kaiser war am Abend des 3. März, nachdem er dem ttalle-
nischen Botschafter Graf Lanza sein Beileid ausgesprochen hatte, zur
englischen Botschafe gefahren und hatte mit Frank Lascelles ein Ge-
spräch gehabe, das sich bis Mit#ernacht ausdehnte, und in dem er dar-
auf hinzuwirken suchte, daß England Jkallen in Abessinien zu Hilfe
käme. Er machie dem englischen Botschafeer klar, daß die Losreißung
Frankreichs vom russischen Bündnis unmöglich sel, und daß England
mit einer Macht, die der Verbündete des Feindes sei, der ihm überall
tn der Welt enigegenträte, doch niche zu einer Verständigung kommen
könne. Deshalb sei es ein großer Fehler der englischen Politik, daß sie,
state# Itallen zu unkerstützen, ihm in Afrika Schwierigkeiten mache. Die
sanzösisch-russische Policik arbelte gegen die Aktion Italiens in Abes-
sinien, um dort sesten Fuß zu fassen oder eine Mache zu schaffen, die
den Engländern den Weg nach Indien verlegen könne. Jetze nach der
Nlederlage Icaliens müsse ihm England zu Hilfe kommen. Wenn es
niche möglich sei, ihm militärisch von Agypten aus beizuspringen, müsse
es Icalien wenigstens durch Geld unterstützen. Akten Bd. XI, S. 235
bis 237, Nr. 2770/71.
2) Siehe Die Krügerdepesche. Genesis und historische Bedeutung,
voa Friedrich Thimme in „Europäische Gespräͤche“ vom Juni 1924,
S. 243.
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