neue Heeresgesetz noch bis zum Sommer des nächsten Jah-
res hinausgezögerk, sehr zum Berdruß des Chefs des Gene-
ralstabs, Grasen Waldersee. Dieser machte am 26. April
1892 in seinem Tagebuch seinem bedrückken Herzen in
einem Zukunfksbild, das sich 26 Jahre späker wenigstens
zum Teil verwirklichen sollke, Luft: „Auf beiden Fron-
fen“, so schrieb er, „stehen wir einem numerisch weit über-
legenen Feinde gegenüber, und bedeutek ein unglücklicher
Krieg doch fraglos unseren völligen Niederbruch. Die
anderen Stkaaken können es aushalken, geschlagen zu wer-
den — wir nichk. Das Deutsche Reich fällt auseinander,
Preußen wird kleingeschlagen und noch unker den Besitz-
stand von r875 herabgedrückk. Die republikanischen Rei-
gungen erhalken die Oberhand und das Haus Hohen-
gzollern kann ins Exil gehen.“
Erst im Jahre 1893 aber wurde endlich ein Gesetz ein-
gebrachk, durch das die verfassungsmäßige Stkärke der
Friedenspräsenz von 1 Prozenk der Bevölkerung erreicht
werden sollte. Aber der auf dieses Ziel gerichkeke Wunsch
des Kriegsministers und des Reichskanzlers v. Caprivi
ging nichk in Erfüllung. Der Reichskag machke so starke
Abstriche, daß längst nichk alle dienstkauglichen Wehr-
pflichtigen eingestellt werden konnken. Die Jahresdurch-
schnictsstärke der M##annschaften ohne Unkeroffiziere wurde
um 59 267 Mann auf 479 229 erhöht, es wurde aber aus
Sparsamkeiksrücksichken der organisakorische Fehler be-
gangen, diese Mannschaften auf 173 Halbbataillone zu
verteilen. Am 1. Oktober 1893 wurden die Neuforma—
tionen gebildet.
Auch dieses Gesetz glich die numerische Überlegen—
heit der Mächte nicht aus, die als unsere zukünftigen
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