krige. Ein Jahr später erst setzte Poincaré seine Abberu-
fung dennoch durch und machte den Schöpfer der ventente
cordialec, Delcassé, zum Botschafter in Petersburg. Es
war seine erste außenpolitische Tat nach seiner Wahl zum
Präsidenten der Republik.
In der Darstellung, die Poincaré selbst von diesen Er-
eignissen gab, als er noch nicht fürchkeke, daß die Korre-
spondenz Iswolskis und der Rachlaß von Georges Louis
einmal veröffentlicht werden könnken, führk er die Abbe-
rufung von Georges Louis darauf zurück, daß die freund-
schaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Verbünde-
ken sich durch die Schuld des französischen Bokschafkers
getrübt häkken. Er verschweigt aber, daß Herr Louis in
Pekersburg deshalb mißliebig geworden war, weil er
Frankreich nicht in das Schlepptau einer zum Kriege krei-
benden panfslawistischen Politik nehmen lassen wollte, und
daß er sich gerade aus diesem Grunde auch bei ihm selbst
unbeliebk gemacht hatte.
Georges Louis hak nach dem Ausbruch des Krieges rück-
blickend in einem Gespräch, das er am 1. November 1914
mit Jules Cambon, dem ehemaligen Botschafker in Ber-
lin hakke, als der ihn fragke, ob der Krieg häkke vermie-
den werden können, geantworkek: „Nicht mehr Ende Juli.
Aber wir würden ihn vermieden haben, wenn unsere
Regierung im Jahre 1912 in anderen Händenge-
wesen wäre. Um Präsidenk der Republik zu werden, hat
Poincaré, indem er seine Reise nach Pekersburg ausben-
leke und sich mit Hilfe von geheimen Fonds der Presse be-
mächtigke, sich zum Werkzeug Iswolskis machen lassen.“!
1) Siehe die Zeitschrift „Europe“ vom 15. November 1924, in der
Auszüge aus Louis Tagebuch veröffenelicht worden sind, S. 278.
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