christlichen Balkanstaaken am zo. Sepkember mobilisier-
ten, am 8. Oktober der König Nikita von Montenegro
der Türkei den Krieg erklärte und die Verbündeten sich
ihm am 17. und 18. anschlossen und in unerwartet schnel-
lem Siegeslauf die Türken schlugen, fürchkeke Poincaré
so wenig den Eintritt des casus foederis, daß er aus freien
Stücken, ohne dazu aufgeforderk zu sein, dem russischen
Botschafter die Versicherung abgab, daß Frankreich,
wenn es zwischen Serbien und Osterreich zu einem Konflikt
kommen sollte, der nicht lokalisierk werden könne, seine
Bündnispflichken erfüllen würde. Solche und
ähnliche Versicherungen hak Poincaré Herrn Iswoleki#
im Laufe des November und Dezember zu verschiedenen
Malen abgegeben, obgleich Rußland an ein aggressives
Vorgehen Osterreichs gegen Serbien gar nichk glaubte.
Diese Versicherungen sind umso merkwürdiger, als es ja
nach den Siegen der verbündeten Balkanstaaten nicht
Osterreich war, das eine Anderung des status quc auf
dem Balkan erstrebte, sondern die serbische Forderung
nach einem albanischen Hafen an der adriakischen Küste
den Frieden bedrohfe. Weder Osterreich noch Ikalien
wollten eine Festsetzung Serbiens an der Adria zulassen.
1) Am 4é. November 1912 machtk er aus eigener Inikiative den Vor-
schlag eines Zusammenwirkens zwischen Rußland, England und Frank-
reich zum Zweck der Verhinderung jeder Annexion kürkischen Gebiekes
durch eine Großmacht und antwortet auf Iswolskis Frage, ob er
sich auch die Folgen eines solchen Vorschlages überlege habe: er sel sich
vollkommen klar darüber, daß Frankreich hierbei in militä-
rische Aktionen hineingezogen werden könne. JIswoleski
Rd II, S. 336.
a) Siehe Iswolski Bd. 1I, S. 346, Nr. 560 und S. 347, Nr. 569,
S. 376, Nr. 603.
334