Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. 5 
sind entweder kein anderes Volk als die Markomannen oder sie sind aus 
einer Vereinigung suevischer Stämme erwachsen, in der die Markomannen den 
Kern bildeten, wozu überdies die Quaden, vielleicht auch Narisker und kleinere 
suevische Stämme stießen. Auf solchem Wege, durch die Verbindung mehrerer 
verwandten Stämme haben sich sehr wahrscheinlich die drei anderen großen 
deutschen Stämme des Mittelalters, Franken, Sachsen und Schwaben gebildet. 
Auch für die Bayern wird man geneigt sein, der Annahme einer Vereinigung. 
aus Markomannen und einigen nahe verwandten und benachbarten Sueven- 
stämmen, insbesondere Quaden, den Vorzug zu geben, wenn man die Analogie 
der allgemeinen Entwicklung berücksichtigt, die Größe des von den Bayern 
besetzten Gebietes, die namhafte Schwächung, welche die Markomannen und 
ihre suevischen Nachbarn in den Römer-, wohl auch Hunnenkriegen erfuhren, 
endlich den Umstand, daß gleichzeitig mit dem Markomannennamen auch jener 
der Quaden verschwindet. 
3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. 
Von Franz Weber.“ 
Die Spuren des Menschen reichen weit über alle geschichtliche Zeit 
hinüber in vergangene Erdperioden. Dem geologischen Abschnitt, in welchem 
wir gegenwärtig leben, dem Alluvium, ging eine lange Erdperiode voraus, 
das Diluvium, deren Dauer von den Geologen auf 1000000 Jahre berechnet 
wird, und dieser wieder eine andere, die Tertürzeit. Bis jetzt sind sichere 
Spuren des Menschen im Tertiär nirgends gefunden worden, die Möglich- 
keit seines Vorhandenseins auch in dieser frühen Periode ist aber keineswegs 
ausgeschlossen. Dagegen ist seine Existenz in der Diluvialzeit sicher nach- 
gewiesen. Während dieser Erdperiode änderte sich das milde Klima des 
Tertiär und begann eine allmähliche Erkältung, welche zur Vereisung eines 
großen Teils des Kontinents führte, der sogenannten Eiszeit. Man unter- 
scheidet mehrere Eisperioden mit dazwischenliegenden eisfreien Unterbrechungen, 
den Zwischeneiszeiten, in denen die Vergletscherung etwas zurückging und Land- 
striche eisfrei wurden, die beim Wiedervorrücken der Gletscher sich neuerdings 
mit Eis bedeckten. In diesen Zwischeneiszeiten von sehr langer Dauer war die 
Möglichkeit menschlichen Lebens auch in diesen Landstrichen gegeben, wie sie 
in den vom Eise nie erreichten Gebieten von Mitteleuropa schon vor der 
Eiszeit immer vorhanden war. Hier, in Frankreich, Belgien, Mitteldeutschland, 
wurden denn auch die sicheren Spuren des Menschen zuerst nachgewiesen, 
Spuren, die über die Eiszeit, deren Beginn auf 15000—20000 Jahre vor 
dem Alluvium angesetzt wird, hinaufgehen. Aber auch in dem innerhalb 
des Bereichs der Gletscher gelegenen Gebiete Europas hat man menschliche 
Spuren gefunden, die auf seine Anwesenheit daselbst in einer Zwischeneiszeit, 
jedenfalls in der postglazialen Zeit, hinweisen.
	        
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