Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

3. Die vorgeschichtliche Zeit des Landes. 9 
die Herstellung der Bronze geriet. Wie die Erdperioden reißen auch die 
Kulturperioden nicht plötzlich und mit einemmale ab, sondern gehen langsam 
ineinander über. Schon am Ende der jüngeren Steinzeit treten vereinzelt 
Schmucksachen und Geräte von Bronze auf. In der Ansiedlung am Auhögl 
wurde Bronze verarbeitet, wie Reste von Gußklumpen und Tropfen, von 
Schmelztiegeln mit anhaftender Bronzemasse, von Gußformen und einige wenige 
offenbar an Ort und Stelle gegossene Schmuckstücke (Spiralen und Nadeln) 
sowie Geräte beweisen. Das Haupterzeugnis der jüngeren Steinzeit war das 
Steinbeil, erst als Keil in Schuhleistenform, später mit durchgebohrtem Loch 
zum Anstecken eines Holzstiels, noch später zum förmlichen Steinhammer aus- 
gebildet; außerdem kommen Pfeilspitzen und Dolche vor. Alle diese Gegen- 
stände werden nun in anfänglich gleichen Formen in Bronze nachgebildet. Wie 
die Kenntnis der Bronze ins Land kam, vermögen wir vorerst noch nicht nach- 
zuweisen, wahrscheinlich wurde sie schon als Rohmaterial eingeführt und dann 
im Lande verarbeitet; denn man findet namentlich in Südbayern große 
Mengen rohgearbeiteter Bronzebarren in Ring= und Spangenform und erklärt 
sich diese Funde als Handelsware. Es wäre aber auch möglich, daß das Erz 
im Lande selbst bereitet wurde, denn sowohl Kupfer als Zinn kommt in 
Bayern vor, ersteres in den Gebirgen im Süden, letzteres im Fichtelgebirge. 
Auch fertige Ware kam durch den Handel ins Land. 
Noch vor dem Jahre 2000 v. Chr. beginnt die Bronzezeit bei uns, auf 
deren frühester Stufe gleichzeitig noch Stein in Verwendung kam, der aber 
bald von dem neuen Material verdrängt wurde. Auf dieser ältesten Stufe 
der Bronzezeit fehlt von den Wassen noch das Schwert und die Lanze, obwohl 
man letztere schon in der Steinzeit kannte. Uberhaupt wird das glänzende 
neue Material vor allem zum Schmuck verwertet. Schon in dieser frühen 
Zeit lernte man nicht nur Bronze gießen sondern auch als Draht ziehen und 
zu Blech aushämmern. In Gräberfunden des südlichen Bayerns und zwar 
sowohl im östlichen Teil an der Salzach wie nördlich und westlich an der 
Donau treten übereinstimmend als Schmuckstücke auf: lange, dünne Blech- 
röhren, deren mehrere untereinander in horizontalen Reihen auf beiden Seiten 
der Brust am Kleide befestigt waren; ferner ziemlich große Spiralen aus 
Bronzedraht in Schneckenform aufgerollt, die als Kopfputz oder Haarschmuck 
verwendet wurden. Die Gleichmäßigkeit dieser Schmuckausstattung im Osten 
und Westen von Südbayern läßt auf eine gewisse Verwandtschaft der Be- 
wohner schließen. Denn wenn auch die Bronzekultur im allgemeinen über 
ganz Europa verbreitet war und schon aus diesem Grunde nicht ein einziges 
Volk als Träger dieser Kultur angenommen werden darf, so können doch 
lokale Eigentümlichkeiten für ein begrenztes Gebiet hervortreten, die für dieses 
Gebiet auf einen einheitlichen Volksstamm hinweisen. Noch deutlicher macht 
sich eine solche Verschiedenheit in der nachfolgenden Stufe der älteren Bronzezeit 
bemerkbar, insoferne hier nördlich der Donau mehrfach Formen des Bronze-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.