402 74. Des Kurfürsten und Königs Max 1. Joseph innere und änßere Politik.
erst sein ältester Sohn Karl August, der beharrliche Verteidiger der Wittels-
bachischen Hausrechte, war durch das Ableben seines Oheims Christian IV.
Regent des kleinen Herzogtums Zweibrücken geworden. Sein Bruder Max
Joseph trat, wie es bei nachgeborenen deutschen Prinzen nicht ungewöhnlich, in
französische Kriegsdienste und lebte als Oberst des Regiments d'fAlsace in
Straßburg, streng und pünktlich im Dienst, heiter und leutselig im gesellschaft-
lichen Verkehr mit jedermann. Nach Ausbruch der Revolution zog er sich
in ländliche Einsamkeit nach Rohrbach an der Bergstraße zurück, da sah er
sich plötzlich durch den Tod seines Bruders 1795 zum Herzog von Zwei-
brücken, durch das Ableben Karl Theodors 1799 auf den bayerisch-pfälzischen
Kurstuhl erhoben.
Sein Einzug in München war ein wahrer Festtag für das Volk. Den
ersten Gruß erhielt er an der Maxburg von dem in Stadt und Land wohl-
bekannten Kaltenegger Bräu; der ergriff mit seiner derben, schwieligen Hand
die des Fürsten und rief dabei: „Na, Maxl, weil nur du da bist!“ Der
derbe Ausdruck froher Erwartung entsprach der Volksstimmung: alles brachte
dem neuen Regenten die zuversichtliche Hoffnung entgegen, daß nun für Bayern
eine bessere Zukunft anbrechen werde.
Bald ließ sich auch erkennen, daß mit dem neuen Regenten ein guter
Geist eingezogen sei, wenn sich auch natürlich nicht wie mit einem Zauber-
schlag die traurige Lage des Staates ändern konnte. Es waren ja die reichen
linksrheinischen Landesteile in Feindeshand und das Militärwesen heischte in
der kriegerfüllten Zeit erhöhten Aufwand.
In der äußeren Politik blieb Max Joseph vorerst in den Geleisen der
Politik seines Vorgängers, er ließ seine Truppen an der Seite der Osterreicher
fechten. Der Feldzug nahm für sie den ungünstigsten Verlauf, sie wurden fast
allerorten zurückgedrängt. Am 28. Juni 1800 sprengten die ersten französischen
Reiter durch das Karlstor in München ein und ein volles Jahr hindurch hatte
die Stadt Tausende und Abertausende ungebetener Gäste zu bewirten. Die Plätze
und Straßen boten damals ein bewegtes, farbiges Bild. Man sah Soldaten
und Offiziere von allen möglichen Farben und Waffengattungen. Der unan-
sehnliche, kleine Volontär tummelte sich neben dem stattlichen Karabinier; hier
stand eine Truppe Grenadiere, dort Husaren; Marketenderinnen, Lieferanten
und Troßknechte, alles drängte sich durcheinander, man schimpfte und fluchte
oder sang und war guter Dinge. Nach einer damals veröffentlichten Flug-
schrift soll die Mehrzahl der Franzosen gar verwahrlost und unkriegerisch
ausgesehen haben, „daß man hätte glauben mögen, ein deutsches Regiment
nehme es mit vier solchen auf“. Die Pantalons der Soldaten bestanden aus
jenem gestreiften Zeug, welches man in den Landstädten zu Fenstervorhängen
und Bettüberzügen benutzt, so daß man den Ursprung leicht erraten konnte.
Die Offiziere waren fast durchgängig sehr junge Leute. Die Generale quar-
tierten sich in die Paläste der Adeligen ein, die mit dem Kurfürsten geflohen