Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

74. Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik. 407 
Mit gleicher Energie fuhr es fort Mißstände, die in veralteten lber- 
lieferungen wurzelten, zu beseitigen. Wo das häufig allzu rücksichtslose Vor- 
gehen des Ministeriums Erbitterung und Widerstand hervorrief, wirkte die 
herzliche Zuneigung des ganzen Volkes zu seinem König wieder ausgleichend 
und versöhnend. Auch die Schwaben und Franken, denen unter mannigfacher 
Botmäßigkeit längst in ihren engen Kreisen alles politische Leben abhanden 
gekommen war, ließ das milde Regiment des volksbeliebten Königs den Verlust 
der Selbständigkeit minder schmerzlich empfinden. Noch mochten die Nürnberger, 
die Augsburger in jenen Tagen eine Kränkung darin erblicken, daß nicht mehr 
vor einem selbstgewählten Stadtrat die Abzeichen der souveränen Gewalt ein- 
hergetragen wurden, aber auch sie konnten sich nicht verhehlen, daß die aller- 
  
Denkmünze vom Jahre 1806 auf die Annahme der Königswürde. 
orten gesunkene Volkswohlfahrt nur durch Anschluß an ein größeres Gemein- 
wesen gehoben werden könne, — und an welches Land hätte man sich lieber 
angeschlossen als an jenes, wo Edelmann, Bürger und Bauer gleich ver- 
trauensvoll zu ihrem König aufblickten? 
Auf den blutgetränkten Auen wogten wieder goldene Saaten, Handel 
und Gewerbe hoben sich, allein das Friedensglück war dem Lande und dem 
friedliebenden Fürsten nicht lange beschieden. Immer neue Opfer verlangte 
die Freundschaft mit dem unberechenbaren Eroberer. Wie schmerzlich empfand 
dagegen der humane Max Joseph den Fluch der nimmer endenden Kriege, 
welche seinem Lande die kräftigsten Söhne, den Familien die Stützen raubten! 
Von den 30000 Bayern, welche nach Rußland gezogen, sahen nur wenige 
die Heimat wieder. 
Der furchtbare Ausgang jenes russischen Unternehmens erschütterte alle, 
nur nicht den Urheber. Als dieser mit der Verblendung eines dem Unter- 
gang Geweihten von den Bundesgenossen neue Rüstungen verlangte, zögerten 
die Regierungen, im Volke aber blickten Tausende mit aufrichtigen Segens- 
wünschen auf Preußen, weil es den Befreiungskampf mit Napoleon aufnahm.
	        
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