30 8. Ausbreitung des Christentums in den bayerischen Landen.
heim, Walburga in Heidenheim, Thekla in Kitzingen; sie alle wetteifern nicht
nur die Lehren des Evangeliums sondern auch die Segnungen der christlichen
Kultur in Bayerns fruchtbaren Gefilden zu verbreiten. Die Herzoge Theode-
bert und Hugibert nehmen die Mönche und Nonnen dankbar auf und über-
lassen ihnen Grund und Boden; die Grafen des Landes machen ihre Stiftungen
zu der friedlichen Stätte, wo
Aus, den Tannenwipfeln ragte
Eines Türmleins spitzer Kegel,
First und Giebel eines Klosters
Nach Sankt Benediktus' Regel. (F. Weber.)
Der stolze, kühne Herzog Oatilo, ein entschlossener Gegner der Franken,
ein Mann des Schwertes und des Rates, förderte das Werk der Glaubens-
boten: „Er begann die Kirchen Gottes zu bauen und zu bereichern und die
Diener des höchsten Herrn zu lieben.“ Für das innerlich religiöse, jugendfrische
Volk gibt es aber kein höheres Fest, als wenn wieder ein neues Gotteshaus
mit weißem Giebel in die Lande winkt und der Bischof kommt es einzuweihen.
Da erscheint im Jahre 739 Bonifatius als pöäpstlicher Legat, durchreist die
Gaue, grenzt die Kirchensprengel ab und gibt ihnen würdige Vorsteher: in
Freising wird Korbinians Bruder Erimbert, in Regensburg Gaubald, in Salz-
burg der Angelsachse Johannes eingesetzt. Vivilo von Lorch verlegt seinen
Sitz nach dem sicheren Passau; wenige Jahre später kann der Legat seinen
Freund Burchhard für Würzburg und seinen Verwandten Willibald für Eich-
stätt aufstellen, beide längst mit der bischöflichen Würde bekleidet. So hatte
Bonifatius die Grundlegung der bayerischen Kirchenverfassung im engsten
Anschlusse an Rom durchgeführt, die apostolische Nachfolge der Bischöfe gesichert.
— Das ist sein und Herzog Oatilos Verdienst.
Im Jahre 747 wurde Bonifatius Erzbischof von Mainz und das von
ihm bebaute Missionsgebiet in Alamannien und Bayern samt den alten Diö-
zesen Augsburg und Chur, die einst zu Aquileja und zu Mailand gehört
hatten, in den Verband dieser großen, die gesamten Rheinlande bis gegen
Tongern umfassenden Kirchenprovinz aufgenommen. Es begann der Ver-
zweiflungskampf der Agilolfinger gegen die fränkische Oberherrschaft, aber die
Kirche war geborgen. Nach der Absetzung des „Königs“ Tassilo III., für
dessen Seelenruhe heute noch in manchen der vielen von ihm gestifteten Klöster
gebetet wird, konnte Karl der Große einen festeren Zusammenschluß der
bayerischen Kirche ins Auge fassen und 798, zehn Jahre nach Tassilos Sturz,
errichtete Papst Leo III. im Einverständnisse mit dem siegreichen Herrscher
die neue Kirchenprovinz mit dem Sitze in Salzburg, welches durch
den eifrigen hl. Virgil und durch die Missionierung der Donau= und Alpen-
länder Pannonien und Karantanien große Bedeutung erlangt hatte; dem Erz-
bischof Arn und seinen Nachfolgern wurden die Sprengel von Regensburg,
Freising, Passau und Seben, das früher ebenfalls zu Aquileja gehört hatte,