81. Die Walhalla. 423
des schönen Donaustromes hin. Eine isoliert sich erhebende Höhe, der Breuberg,
sollte das Gebäude tragen. „Groß muß es werden,"“ schrieb Ludwig an Müller,
„nicht bloß kolossal im Raume, Größe muß auch in der Bauart sein, nicht
zierlich und hübsch, hohe Einfachheit, verbunden mit Pracht, spreche sein Ganzes
aus, würdig werdend dem Zweck!“ 1821 wurde Leo von Klenze mit dem
Bauplan betraut. Er entwarf den Riß zu einer Tempelhalle, von einem
dorischen Peristhl umzogen, und Ludwig gab seine Einwilligung. Wohl
wurden schon damals Wünsche laut, die für die deutsche Walhalla einen Bau
in altdeutschem Stil forderten, doch ließ sich nicht ohne Berechtigung entgegnen,
ein gotisches Münster sei eben wieder nicht passend zur Aufnahme von Büsten
nach antiken Vorbildern. Endlich gedieh der Plan zur Reife.
Am Jahrestag der Leipziger Schlacht 1830 zog eine festlich geschmückte
Flottille von Regensburg stromabwärts. Auf beiden Ufern jubelte eine un-
ermeßliche Volksmenge, von der Stadt tönte feierlicher Glockenschall herüber,
Böllerschüsse krachten, denen das Echo der Hügel antwortete. Auf der aus-
erwählten Stätte hinter Donaustauf sammelte sich der Kreis der Geladenen.
Eduard v. Schenk hielt die Festrede, dann machte der König selbst die üblichen
drei Hammerschläge. „Moöchten in dieser sturmbewegten Zeit," sprach er dabei,
„sest, wie dieses Baues Steine vereinigt sein werden, alle Deutschen zusammen-
halten!“
Von nun an regten sich tausend fleißige Hände am Donaugestade, der
königliche Gedanke wurde rasch zur Tat. Auch bei diesem Gebäude wurde
wie bei der Glyptothek den drei Schwesterkünsten Gelegenheit geboten mit
vereinten Kräften zu wirken. Durch die Anwendung der Lithochromie im
Innern wurde jene harmonische Pracht erzielt, die auf jeden Beschauer er-
greifenden Eindruck ausübt und ihn leicht vergessen macht, daß in der Mischung
römischer und griechischer Details in der Halle innere Widersprüche vorliegen.
Die Bildwerke in den äußeren Giebeln, die Besiegung der Römer und der
Franzosen durch die Deutschen darstellend, gehören zu den bedeutendsten Marmor=
gruppen, die seit Iktinos und Kallikrates' Zeit überhaupt wieder erstanden.
Wie läßt sich ihnen gegenüber am Vorwurf festhalten, Schwanthalers Werke
seien nur für den Guß, nicht für den Marmor geschaffen! Mit ihrem Bildner
ringen Joh. Martin Wagner, der im Saalfries die Entwickelung des deutschen
Kulturlebens darstellte, und Christian Rauch durch seine lieblichen Ruhmes-
genien um die Palme. Das prächtige eiserne Hängewerk der Decke ist nach
Schinkels Idee gefertigt.
Für die Auswahl der Namen und Bildnisse, die in die Halle der Ver-
klärten aufgenommen werden sollten, blieben im allgemeinen die Bestimmungen
des Geschichtschreibers Johannes Müller vom Sommer 1807 maßgebend. Während
sich damals, nach dem Siege bei Friedland, in der norddeutschen Hauptstadt
französische Frivolität breitmachte, die französischen Marschälle in den Palästen
unter den Linden residierten und auf dem Exerzierplatz Feuerwerke abgebrannt