Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

426 82. Walhalla. 
82. Walhalla. 
Von Martin Greif“) 
Auf Walhallas Stiegen Rosenrot umflossen Die Vihtorien bieten 
Ha ich einsam da, Fern der alte Dom Hohe Kränze dar, 
Alle Fluren schwiegen Und der Mond ergossen Siille herrscht und Frieden 
Fern und nah. Auf dem Strom. Wunderbar. 
Nur die Amseln sangen Lieuchtende Gestalten Aber nah und ferne 
Drüben noch im Wald, Ziehn zum Tempel hin, Cebenshauch und Drang, 
Abendglocken klangen Hohe Kränze halten Keimen goldner Sterne — 
Und verstummten bald. Die Vihtorien drin. Sonnenuntergang! 
Blauer Wellen Blinken, In die weh'nden Lüfte, 
Grüner Donaustrand! In den rof'gen Strahl, 
Duft'ge Schleier sinken In die Bergesklüfte, 
Auf das Land. In das Tal! 
Helden! Zänger! Meister! Atmen, wandeln, weben 
Wär's nicht einz'ges Glück, Könnt ihr droben nicht, 
Führten sel'ge Geister Alles ist das Leben, 
Euch zu uns zurüch? Allles ist das Licht. 
83. Gedanken Jean Pauls über seine Zeit. 
Von Hans Drobst.“ 
Die ersten Werke Jean Pauls bis in den Anfang des 19. Jahrhunderts 
hinein sind voller Spott über das morsche Reich: er geißelt den Druck der 
kleinen Fürsten und ihre Soldatenspielerei, die unkriegerischen Reichstruppen 
und die verknöcherte Rechtspflege; er schildert mit bitteren Worten das Leben 
der unfreien Bauern; nur die Reichsstädte nennt er die „deutschen Niederlassungen 
und Absteigequartiere der Göttin der Freiheit.“ Ebenso unbefriedigt zeigt er 
sich als Beobachter der Ereignisse in Frankreich, „wo Revolutionen sich durch 
die Revolution wälzen und der Staat ein Meer wird, dessen Bewohner sich 
bloß fressen und jagen;“ er findet, daß die Revolution „wie eine weite, elektrische 
Wolke die Kröten und die Frösche und den Staub in die Höhe zog, indes 
sie die erhabenen Gegenstände umschlug.“ Die Koalitionskriege machen seine 
Seele „beklommen vom Bedauern des edlen, kriegerischen Blutes.“ In der 
„Huldigungspredigt vor und unter dem Regierungsantritt der Sonne, gehalten 
am Neujahrsmorgen 1800“ ruft er das Lichtgestirn an: „Ziehe dem Jahr- 
hundert, diesem wilden Titan, das Schwert aus der Hand und gib ihm 
deinen geheiligten Olzweig ins Grab! Wie, war nicht seine letzte Bahn wie 
die einer Königsleiche mit Trauertuch belegt und wird es nicht wie diese 
unter Kanonen eingesenkt? — Gib uns Liebe und Friede, Mutter des Lebens 
und der Wärme!“ 
1) Gesammelte Werke, I., S. 297. Leipzig 1895 ".
	        
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