Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

89. Das Münchener Künstlerfest von 1840. 447 
an die K. General-Bergwerks= und Salinenadministration, wo sie verwahrt 
bleiben, bis das Ergebnis mehrerer Jahre die Vornahme einer Versteigerung 
verlohnt. Vor der Versteigerung werden ausgesuchte Stücke der Krone zur 
Einverleibung in den K. Hausschatz angeboten. Solche Prachtstücke sind es, 
die wir in der K. Schatzkammer bewundern; aus solchen bestand auch die 
Halskette, welche Prinzregent Luitpold der Prinzessin Gabriele bei ihrer Ver- 
mählung mit seinem Enkel Prinz Rupprecht überreichte. 
89. Das Münchener Künstlerfest von 1840. 
Von Thomas Stettner.“ 
Wenn die rasch vorüberrauschende Schönheit eines Maskenzuges noch im 
Andenken von Kind und Enkel nachklingt, wenn wir noch nach zwei Menschen- 
altern der Erzählung der wenigen überlebenden Zeugen desselben andächtig 
lauschen wie einem schönen Märchen aus guter alter Zeit, dann müssen 
besonders glückliche Sterne über ihm geleuchtet haben. Solche waren wie 
kaum je einem Fest dem Dürerfest von 1840 beschieden. 
Die romantische Schule war vornehmlich unter Münchens Führung, 
zum vollen Sieg in der Kunst gelangt und frohe Tätigkeit herrschte allent- 
halben, doch nirgends mehr als in München; riesige Baugerüste stiegen zum 
Himmel empor, der Meißel des Bildhauers erklang, im stillen Atelier genügte 
den Malern Pinsel, Kohle und Stift kaum die überquellende Fülle von 
Erfindungen aufs Papier zu bringen; die Gußhäuser rauchten wie einst in 
den goldenen Tagen von Florenz: kurz, es war eine Lust zu leben. Und wie 
die Künstler das geistige Leben der Hauptstadt führten, so waren sie auch 
gesellschaftlich mit allen Kreisen eng verwachsen und überall gern gesehene 
Gäste. Da mochte denn der Wunsch sich regen der Freude an der schönen 
Gegenwart und der Dankbarkeit gegen ihren fürstlichen Beschützer dadurch 
sichtbaren Ausdruck zu verleihen, daß man — im Verein mit allen kunst- 
liebenden Kreisen der Stadt — die Schönheit der vergangenen Zeit, in der 
man im Gedanken lebte, im lebendigen Bild erstehen ließe. Dies Fest mußte 
gelingen. 
Gedacht, getan. Das Programm war bald entworfen, die Vorbereitungen 
bald in vollem Gange. Als Stoff lag ihnen zu Grunde die Verleihung des 
Künstlerwappens an Dürer durch Kaiser Maximilian. Das Ganze sollte aus 
drei Abteilungen bestehen: einem Aufzug der Bürger, dem Zug des Kaisers 
und einer Mummerei zur Belustigung des Kaisers. Ausklingen sollte es in 
eine Huldigung für König Ludwig. 
Im Hauptquartier ging es bald lebhaft zu. Da peinlichst darüber 
gewacht wurde, daß jeder zu seiner Rolle passe und daß die Kostüme ganz 
der Zeit entsprächen, ward über beides strenges Gericht gehalten. Jeden 
Abend fanden sich die Teilnehmer ein, deren Gewandung vollendet war, und
	        
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