12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg. 49
12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg (am 5. Juli 907).
Von Friedrich Bech.)
1. Die Völker des Ostens, sie dringen heran,
Sie zeichnen mit Flammen und Blut die Bahn,
Sie brausen einher wie Sturmeswind —
Weh Deutschland dir, dich leitet ein Kind!
2. Und Ludwig bebt: „Wer schützt mir die Markr
Auf, Bayerns Herzog, so hühn und stark!"
Der spricht: „Ich wahre dir treuen Sinn,
Und willst du mein Leben, ich geb’ es dir hin!“
3. Sie rüsten die Waffen, die spiegelnde Wehr,
An der Ennsburg schart sich der Deutschen Heer.
Wo die Donau strömet vorbei mit Macht,
Da lagern im Feld sie bei dunkler Nacht.
4. Ermattet vom Zuge, wie schlafen sie tief!
Doch warnend die Stimme des Wächters rief:
„Die Feinde stürmen !“ Er rief es in Eil';
Schon stürzt er, getroffen vom Todespfeil.
5. Und im Flusse, so schaurig, da rauscht es und schäumt,
Erwacht, ihr Getreuen! Nicht länger gesäumt!
Dort schwimmt es und klimmt es am Uferrand;
Schnell greifet zum Schwerte, zum Eisengewand!
6. Unholden vergleichbar im nächtlichen Traum
Umschwammen die Heiden des Lagers Raum.
Mit funkelndem Blich in die Thristenschar
Stürzt gierig des Mordes der wilde Magyar.
7. Rings schallt es von Hieben, Geschrei und Stoß,
Aus tiefen Wunden das Blut entfloß.
Und wie sich die Ebne vom Morgen erhellt,
Deckt manche Leiche das Würgefeld.
8. Und als sich nun Freund und Feind erhannt,
Ist heller am Tage ihr Zorn entbrannt.
Sie ringen in grauser Vertilgungsschlacht —
Da dunbelt aufs neue hernieder die Nacht.
9. Doch stündlich mehrt sich des Feindes Wut
Und Hord' um Horde, sie lechzt nach Blut.
Richt wanken die Deutschen am zweiten Tag;
Am dritten endlich die Kraft erlag.
1) Gedichte, S. 189 ff. München 1844. Lit. art. Anstalt.
Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 4