134. Aus dem Briefwechsel zwischen König Ludwig II. und Graf Bismarck. 617
leutnant Landmann die Batterie gleichwohl nicht verlassen, da diese, wenn sie
auch ihren Hauptzweck erreicht hatte, dennoch bei einem etwaigen Ausfall der
Franzosen sehr wirksam werden konnte. Anderseits mochte den Offizier große
Verantwortung treffen, falls im Laufe des 9. Januar abermals erhebliche
Verluste durch das Flankenfeuer verursacht würden. Er entschloß sich daher
mit nur zwei Geschützbedienungen in der Batterie zu bleiben, hierzu Freiwillige
zu verwenden und die übrige Mannschaft abrücken zu lassen. „Freiwillige
vor!“ hieß es und rasch hatte sich die nötige Geschützbedienung gefunden.
Mit Spannung sah die kleine Besatzung dem anbrechenden Tage entgegen,
aber dichter Nebel machte langsames Feuer notwendig, welches auch von
französischer Seite nur matt erwidert wurde. Infolgedessen konnte man mit
den Instandsetzungsarbeiten fortfahren, so daß der Abend des 9. die Batterie
in bester Ordnung fand. Beim Eintreffen der Ablösung herrschte kein Zweifel,
daß die Batterie sich auch in den kommenden Tagen halten müsse. Die Art,
wie die bayerischen Artilleristen auf diesem verlorenen, Tod und Verderben
bringenden Posten ausharrten und kämpften, ist das schönste Ruhmesblatt der
Fußartillerie in dem letzten Feldzuge. Zur Anerkennung erhielt die Batterie
Nr. 17 am 15. Jannar den Ehrentitel „Generalinspekteur“ und sie wird stets
unter den ersten genannt werden, wenn es gilt auf Beispiele unerschütterlicher
Disziplin, freudigen Opfermutes und echt bayerischer Tapferkeit hinzuweisen.
Die Fußbatterie „Limprun“ war die einzige bayerische Truppe, welche an
der Parade vor dem Deutschen Kaiser am 3. März in Longchamps teilnahm.
Hiebei riefen mehrere höhere preußische Offiziere aus dem Gefolge Kaiser
Wilhelms l. der Batterie Beifallsbezeugungen zu und der Kaiser selbst sprach
sich gegenüber dem kommandierenden General des 2. bayerischen Armcekorps,
Jakob Ritter von Hartmann, bezüglich der Leistungen der Batterie höchst
lobend aus.
134. Aus dem Briefwechsel zwischen König Ludwig lI. von
Bayern und Graf Bismarch.))
a) Versailles, 27. November 1870.
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster König,
Allergnädigster Herr!
Für die huldreichen Eröffnungen, welche mir Graf Holnstein auf Be-
fehl Eurer Majestät gemacht hat, bitte ich Allerhöchstdieselben den ehrfurchts-
vollen Ausdruck meines Dankes entgegennehmen zu wollen. Das Gefühl
meiner Dankbarkeit gegen Eure Majestät hat einen tiefern und breitern Grund
als den persönlichen in der amtlichen Stellung, in welcher ich die hochherzigen
1) „Gedanken und Erinnerungen“ von Otto Fürst von Bismarck, I. Band, S. 353 ff.
Stuttgart 1898, Cotta.