52 13. Markgraf Luitpolds Heldentod in der Ungarnschlacht.
zusammengebrochen, mit welchem die Deutschen zwar ebenfalls viele blutige Kriege
geführt hatten, das ihnen aber doch als Vormauer gegen Osten gedient hatte.
Noch im nämlichen Jahre dehnten die Ungarn ihre Streifzüge bis in das Herz
Sachsens aus. Die Bayern sahen sich somit bereits auf ihrer ganzen Ostfront
hinauf bis nach Nordosten von dem gefährlichen Feinde umfaßt.
Diese drohende Lage, die fortwährenden Verwüstungen ihres Landes
scheinen sie zu dem Entschlusse gebracht zu haben mit dem gefürchteten heid-
nischen Feinde einmal gründlich abzurechnen; vielleicht trugen dazu auch die
inneren Verhältnisse Ungarns bei. Denn just war der große König Arpad aus
dem Leben geschieden, er, dessen kräftiger Arm den Magyaren ihr Reich er-
stritten hatte; sein Sohn Zoltan aber war noch minderjährig und mehrere
Parteien standen sich mißgünstig gegenüber.
Im Juni 907 sammelte sich der gesamte bayerische Heerbann in der
Ostmark, bei ihm befand sich der junge König Ludwig, genannt das Kind, den
Oberbefehl führte der Ungarnsieger, Markgraf Luitpold. In der Ennsburg
blieb der König mit seinem Hofe zurück, das bayerische Heer rückte den Feinden
entgegen und am 5. Juli kam es zur Schlacht, deren Ausgang entscheidend
für das Geschick des bayerischen Stammes wurde. Aventin gibt einen sehr
umständlichen, aber durchaus unglaubwürdigen Bericht über sie; allein wir
erfahren weder durch ihn noch durch einen der Chronisten weder etwas über
den Ort, an dem sie vorfiel, noch die Ursache, warum gerade diese Haupt-
schlacht mit der gänzlichen Niederlage der Bayern endete, während sonst stets
beim Zusammenstoß der Heere die Magyaren den kürzeren zogen.
Von den Bayern war die ganze waffenfähige Mannschaft, das Aufgebot
des Heerbannes, ins Feld gerückt und das ganze Heer, die Blüte des Stammes,
blieb im Blute liegen auf der schrecklichen Walstatt. „Der bayerische Stamm
ist nahezu aufgerieben“, schrieb ein gleichzeitiger Chronist; mit dessen Söhnen
fiel der Führer des Heeres, der erste Fürst im Bayernlande, der tapfere Mark-
graf Luitpold, es fielen mit ihm der erste kirchliche Würdenträger, der Erz-
bischof Theotmar von Salzburg, die Bischöfe von Freising und Seben, Udo
und Zacharias, und zahlreiche Grafen, Abte und edle Herren; Aventin nennt
die Namen von 19 Grafen. Vom König Ludwig erzählt er, daß er mit
genauer Not nach Passau entkommen sei.
Die Folgen der Niederlage waren entsetzlich. Zunächst fielen die Ungarn
sofort in Bayern ein, überschritten den Inn und verwüsteten das Land. Aventin
nennt als Klöster, welche damals eingeäschert wurden: St. Pölten, St. Florian,
Matsee, Otting, Chiemsee, Tegernsee, Schliersee, Schäftlarn, Benediktbeuern,
Schledorf, Staffelsee, Polling, Dießen, Wessobrunn, Sandau, Siverstatt, Thier-
haupten, Ilmmünster, Münchsmünster, Oberaltaich, Niederaltaich. Der König
flüchtete in die Rheinlande.
Schlimmer noch wogen die politischen Einbußen. Wie zu den Zeiten
der ersten Einwanderung der Bajuwaren ward die Enns wieder zur Ostgrenze,