138. Gruß an das Heer. 629
Kronprinzen, der Königin-Mutter, den Prinzen Otto und Ludwig, den Prin-
zessinnen Ludwig und Therese, dem General von Blumenthal u. s. w. in vier Ka-
rossen die illuminierten Straßen durchfuhren, überall auf Sas freudigste begrüßt.
Erst um Mitternacht erloschen die Lichter.
Am folgenden Tage waren die Truppen Gäste der Residenz, indem die
Bürgerschaft die Soldaten bewirtete und die Stadt den Offizieren ein Bankett
im Glaspalaste gab. Ich war durch eine Einladung an der Teilnahme ver-
hindert. Der Tag verging rasch mit der Besichtigung der wundervollen, echt
künstlerisch durchgeführten Ausschmückung der Stadt.
Am 18. Juli brachte mich und meine Leute wiederum ein langer Zug
nach Ingolstadt zurück und am nächsten Tage trat ich einen längeren Urlaub
an, um am Herde der Meinen auszuruhen von den Strapazen des Krieges
und des Friedens mich zu freuen, den unser Schwert erkämpft hatte.
Frieden waltet seitdem über unseren Gauen und in seinem Segen blüht
das erstarkte Reich. In Erfüllung ging, was die Väter kaum zu hoffen wagten.
Sollten dereinst wiederum die Fanale durch die deutschen Gauen flammen und
die Fahnen sich entfalten, so werden unsere Söhne und Enkel mit scharfem
Stahle zu wahren wissen, was wir im größten aller Kriege Schulter an Schulter
mit den verbündeten deutschen Stämmen errangen: die Einheit, Größe und
Macht unseres deutschen Vaterlandes, den Kaiser und das Reich!
138. Gruß an das Heer.
Von Wilhelm Hertz.:)
Ihr Helden von der Wacht am Rhein,] Noch eh' bereit des Feindes Macht,
In Pracht und Jubel zieht ihr ein Stand schon Alldeutschland auf der Wacht
Und aller Augen glühen. Ihn würdig zu empfangen.
Solang noch tönt ein deutsches Wort,
Tönt auch die Siegeshunde fort
Von euch und euren Mühen.
Und vorwärts gings, in gleichem Tritt
Der Bayer mit dem Preußen schritt,
Der Sachse mit dem Schwaben.
Der Altfeind sann auf neuen Raub:; Ihr jagtet sie bis fern ans Meer,
Er schrie sich prahlend toll und taub, Ihr finget sie, ein zahllos Heer,
Fuhr aus mit Roß und Wagen. Die andern sind begraben.
Noch gärt der Deutschen alter Zwist,
Ho dacht' er, was zerspalten ist, ..
... . Den wir mit Sorgen ausgesandt,
Das läßt sich leicht zerschlagen. Und frische Rarben schmerzen;
Doch sieh, durchs ganze deutsche Land Doch der Getreuen Opfertat,
Schloß sich vertrauend Hand in Hand Sie lebt und wirkt als edle Saat
Und neue Weisen klangen. In jedem deutschen Herzen.
Wohl mancher blieb im fremden Land,
1) Gesprochen beim Festmahl für bayerische Krieger im Museum zu München. „Ge-
sammelte Dichtungen“, S. 114. Stuttgart 1904, J. G. Cotta.