Full text: Lesebuch zur Geschichte Bayerns.

143. An Prinz Luitpold, Regenten von Bayern. 655 
„Dem tut's koana nach“, sagen die Gebirgler von ihm. 
„Dem tut's keiner nach!“ Das Wort gilt nicht nur vom Bergsteiger. 
Die Krone ist ein Symbol der höchsten Würde, doch nicht immer ziert sie das 
rechte Haupt, unsern Fürsten krönt sein Leben! 
Seitdem Machiavell den Fürsten riet sich besser gefürchtet als geliebt zu 
machen, haben sich die Zeiten geändert und mit den Zeiten wandelt sich auch 
die staatsmännische Weisheit. In der Furcht erzieht man Knechte. Ein 
glückliches, ein freies Volk jubelt nur dem geliebten Fürsten zu. 
Und so schwingen auch wir, brave Bayern und gute Deutsche, die weiß- 
blaue Fahne und geloben aufs neue Ergebenheit, Liebe, Treue! Heil unserm 
Regenten, dem Rechtschaffenen, dem Gütigen, Heil! 
143. An Prinz Luitpold. Regenten von Bayern, 
zum 12. März 1905. 
Von Paul Heyse.) 
Auch mich, o Herr, an diesem Freudentag 
Treibt das Gemüt in Ehrfurcht dich zu grüßen, 
Da rings dein Volk mit wärmstem Herzensschlag 
Dir treue Wünsche huldigend legt zu Füßen. 
Denn was in Tausenden verstummen mag, 
Dess darf der Mund des Dichters überfließen, 
Der manch ein Lied im langen Leben sang, 
Doch keines, das nach Höflingsrede Rlang. 
Wie fühlte sich nicht auch von jedem Zwange, 
Wer vor dein Antlitz treten darf, befreit, 
Auf dem so freundlich glänzt von Stirn und Wange 
Der milde Schimmer echter Menschlichkeit! 
Und jener Name von so holdem Klange 
„Vater des Vaterlandes“ — wer dir ihn leiht, 
Der sah in deinem Aug’ der Hoheit Blüte, 
Die Majestät der schlichten Seelengüte. 
Wohl ward dir's an der Wiege nicht gesungen, 
Das Schmeichellied von Diadem und Thron. 
Der goldne Reif hat deine Stirn umschlungen, 
Erst da dein Haar sich färbte silbern schon. 
Doch um so freier in die Niederungen 
Des Lebens blichtest du, als höchsten Lohn, 
Der einem Herrschenden zu hoffen bliebe, 
Erkennend eines Volhs Vertrau'n und Liebe. 
Und da die Zeit, die große, naht'’ heran 
Von langer Not und Schmach uns zu befreien, 
Bezeugtest du, daß auf des Krieges Bahn 
Die Wittelsbacher nie die letzten seien. 
  
1) Paul Heyse hat dieses Gedicht Sr. K. Hoheit dem Prinz-Regenten zu dessen 
Geburtstag von Gardone aus übersandt.
	        
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