16. Der Bamberger Dom. 67
besonderer Vorliebe schmückte. Die eingeschrägten Rahmen oder Leibungen
der Rundbogenfenster sind mit Halbkugeln, sogenannten Diamanten, belebt.
Vom Jußgesims der Apsis, dessen niedrige Bogenöffnungen Licht in die Gruft-
kapelle einlassen, führen vorgelegte Säulen zwischen den Fenstern empor und
geben dem eigentlich halbrunden Nischenbau äußerlich die Form eines Vieleckes.
Zwischen diesen Ecksäulen nun zieht sich unter den Fenstern ein außerordentlich
reiches Schmuckband hin: zu oberst ein Schachbrettfries, dann ein Zahn-
schnitt und ein Rautenfries, dann wieder ein Zahnschnitt und schließlich
ein Rundbogenfries. Ebenso zieht oberhalb der Fensterreihe ein reicher, mit
Blattwerk verzierter Rundbogenfries herum. Den oberen Abschluß bildet eine
herrliche Triforiengalerie, aus je drei Rundbögen auf Zwergsäulen bestehend.
Nicht minder kunstreich sind die Eingänge. Sie sind die eigentlichen
Prachtstücke der Außenseite romanischer Bauten. Sie verengern sich in stufen-
artigen Absätzen bis zur Mitte des Mauerdurchmessers, so daß es aussieht,
als stünden viele Tore hintereinander, immer eines kleiner als das andere,
mit der eigentlichen Türe als Abschluß. Allerlei Schmuckwerk macht diese
Gliederung noch lebendiger: am linken Ostportal Zackenlinien; in den Ecken
der Mauerabstufungen stehen Säulen; deren obere Hälfte wird von lebens-
großen Gestalten verdeckt; sie stehen auf Konsolen und haben zu Häupten
Baldachine: links Heinrich, Kunigunde und Stephanus, rechts Petrus, Adam
und Eva. Edle Haltung, schöner Faltenwurf, ausdrucksvolle Köpfe zeichnen
die Figuren der Adamspforte aus. Da sie erst im Laufe des 13. Jahrhunderts
der Leibung eingefügt wurden, kann die Darstellung des Kaiserpaares nicht
Lals geschichtlich treu gelten. Die Gnadenpforte, rechts der Apsis, führt den
Säulenschmuck schon reicher aus, verzichtet aber noch auf seitlichen Figuren-
schmuck. Damit sich die Säulen voneinander abheben, ist ihre Oberfläche
abwechselnd gestaltet, entweder glatt oder kanneliert oder wie mit einem
Riemengeflecht überkleidet. Ahnlich sind die auf den phantastischen Kapitellen
ruhenden Bögen unterschieden; einige sind, als wären gebogene Stäbe mit
dicken Nägeln befestigt, mit „Diamanten“ besetzt. Das Bogenfeld über dem
Türsturz ist mit einem Steinrelief. Tympanon oder Lünette genannt, sinnig
ausgefüllt: es zeigt die Madonna, der sich rechts das Stifterpaar, links die
Heiligen Petrus und Georg huldigend nahen.
Noch prächtiger ist das Fürstenportal am nördlichen Seitenschiffe. Das
Tympanon stellt das Jüngste Gericht dar. Die Pforte tritt aus der Mauer
heraus um eine reichere Vertiefung zu ermöglichen; die Säulen sind zahlreicher
und zeigen in der Oberfläche noch größere Mannigfaltigkeit als die der Gnaden=
pforte. In der Mitte des Schaftes tragen sie einen Ring oder Wirtel. Die
Figuren stehen zwischen den Säulen, immer zwei übereinander, eine auf den
Schultern der anderen, eine Anordnung, die sinnbildlich Propheten und Apostel
in ihrem Verhältnis andeutet. Einige Figürchen links oben an der Wölbung
zeigen, wie unbefangen der Künstler, was die Lünette nicht zu fassen vermochte,
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