Vor 1 Uhr hatten sich im Stucksaal der zweiten Etage
des königlichen Schlosses die Staatsminister, die Herren vom
großen Dienst, die Kammerherrn und die Herren der 1.
und 2. Hofrangordnung zum Vortritt vor Sr. Majestät
versammelt, während die Herren beider Kammern im großen
Ballsaal sich vereinigten.
Der Feier wohnten ferner die Herren vom Corps diplo-
matique und viele am Hofe vorgestellte fremde Kavaliere
bei, sowie Herren vom Zivil und Militär der 3. bis 5. Hof-
rangordnung, welche sich im Gobelinzimmer und in den
Paradesälen versammelt hatten. Den Ankommenden erwies
im Vestibül des Treppenhauses eine Kompagnie des 1. (Leib-)
Grenadier-Regiments Nr. 100 und am Eingang zu den
Gemächern eine Paradewache des Gardereiter-Regiments die
militärischen Honneurs. Auf der Haupttreppe paradierte
Hofdienerschaft in Gala.
Den inzwischen im Thronsaal Versammelten verkündete
um 1 Uhr der Parademarsch des im Turmzimmer aufge-
stellten Trompeterkorps des Gardereiter-Regiments das
Nahen Sr. Mojestät.
Der König und Prinz Johann Georg erschienen unter
Vortritt und Begleitung der im Stucksaal versammelten
Herren im feierlichen Zuge, dem die königlichen Leibpagen
in ihrer kleidsamen Tracht vorausschritten, im Thronsaal.
Beim Eintritt brachte Graf Könneritz ein dreimaliges Hoch
aus, in das die Versammlung begeistert einstimmte.
Der König bestieg nun den Thron und ließ sich nach
einer begrüßenden Verneigung bedeckten Hauptes auf dem
Thronsessel nieder, um die ihm vom Vorsitzenden des Ge-
samtministeriums, Staatsminister von Metzsch, überreichte
Thronrede zu verlesen. Sie hatte folgenden Wortlaut:
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