Zu dem allen kam noch, daß die hohe Politik und das
edle Weidwerk gar nicht selten miteinander Hand in Hand
gingen, die Jagdzüge von ehedem kamen gar vielfach den
Regierungsreisen moderner Staatsoberhäupter gleich, und
wäre die Jagd nicht gewesen, dann wären durch Gene—
rationen vielleicht die Landesherrn nie in entlegenere Ge—
biete ihres Reiches gekommen. Es war eben damals nicht
gar so einfach, Reisen zu unternehmen und es bedurfte
schon eines ganz besonderen Anlasses, solch mächtigen Troß
von Pferden und Fuhrwerk in Bewegung zu setzen, wie
ein weitausgreifender Jagdzug dies erforderte, und überdies
konnte man ehedem die Zeit der Rückkehr kaum auf Tage
voraussagen, während wir heute Wochen vorher mit Stun—
den und Minuten zu rechnen in der Lage sind.
Es ist gar verlockend, gerade bei dem Kapitel „Jagd“
recht weit zurückzublättern in den Geschichtsannalen der Wet—
tiner, und dieser Verlockung ist denn auch Oberst z. D.
von Schimpf, der treue Biograph König Alberts, gefolgt,
als er sein Buch „König Albert und das edle Weidwerk“
schrieb.
In anschaulicher Weise schildert uns da der Verfasser
die Ahnen der Wettiner als Jäger, aus jedem Jahrhundert
einen ihrer Vertreter sich auswählend.
Bemerkenswert ist vornehmlich die 1350 geschehene Ver-
leihung des Erzjägermeisteramtes des heiligen römischen
Reiches — „Archivenator“, sagt eine lateinische Urkunde —
an einen Wettiner, den Markgrafen Friedrich den
Strengen; von Schimpf spricht die jedenfalls zutresfende
Vermutung aus, daß bereits Friedrich I., des Genannten
Vater, von Kaiser Ludwig IV., seinem Schwiegervater, dies
Amt erhalten habe, welches das Recht verlieh, „auf aller
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