Full text: Friedrich August III. König von Sachsen. Ein Lebensbild.

  
und Telegramme, welche der einstige Lehrer von seinen 
hohen Schülern im Laufe der langen Jahre seiner ersprieß- 
lichen Tätigkeit und seit seiner Pensionierung erhalten hat. 
Auf solch freundliches, menschlich-schönes Verhältnis ist der 
Umstand wohl nicht ohne Einfluß geblieben, daß im Eltern- 
haus der Schule der Weg aufs sorglichste bereitet wurde. 
König Georg sowohl, wie seine erlauchte Gemahlin, deren 
Familienleben wir in wenigen, aber überzeugenden Linien 
als ein geradezu ideales hinstellen durften, haben auf Schritt 
und Tritt über dem Wohl ihrer Kinder gewacht. Wie hoch 
weiland Prinzessin Georg über ihr Erzieheramt, ihren hehren 
Beruf als Mutter dachte, spiegelt sich in einem ihrer eigenen 
Bekenntnisse wider, in dem es heißt: „Ich sehe es als meine 
heiligste Aufgabe an, mich so viel als möglich um die Er- 
ziehung meiner Kinder zu kümmern, und halte es für meine 
Pflicht, sie so viel als möglich bei mir zu haben. So sind 
sie eigentlich immer in der freien Zeit, wenn ich es irgend 
kann, bei mir. Ich halte mich für die erste von Gott ein- 
gesetzte Erzieherin meiner Kinder.“ 
So gingen Schule und Erziehung im Elternhaus allezeit 
getreulich Hand in Hand und in prächtigem Einklang er- 
gänzte die eine die andere, so vereinigt zur gesunden Grundlage 
werdend für alle spätere Lebens= und Charakterentwicklung. 
Hier aber, wo es unsere Aufgabe ist, in erster Linie die 
äußeren Momente des Werdeganges festzuhalten, ehe wir 
nach Bestimmung der Grundlinien im Lebensbilde unseres 
erlauchten Königs, diesem Bilde auch Farbe und Tiefe zu 
verleihen, müssen wir zunächst zu der Zeit wieder zurück- 
kehren, wo in den Unterricht ein neues Element eintrat 
das humanistische. — Im Grunde genommen beginnt diese 
Phase mit der ersten Lateinstunde, an deren Schwelle das 
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