Von der Volksvertretung oder dem Landtage. 445
wesentlich dem Gedankenkreise der germanischen Staatseinrichtun-
gen an, deren Grundprincip von jeher die organische Verbindung
der Einherrschaft mit der Volksfreiheit, „das Königthum inner-
halb der verfassungsmässigen Ordnung«, gewesen ist.
(S. 35).
Allerdings ist die Volksvertretung, wie sie in allen monarchi-
schen Staaten Deutschlands besteht, in ihrer gegenwärtigen Gestalt
eine Neuschöpfung, welche unter dem mit bestimmenden Ein-
flusse allgemeinstaatsrechtlicher Ideen und ausserdeutscher Vorbil-
der zu Stande gekommen ist. Dennoch wäre es unwisseuschaftlich,
den tieferen inneren Zusammenhang unserer heutigen Volksvertre-
tung mit altgermanischen Rechtsgedanken und darauf beruhenden.
mehr als tausendjährigen Staatseinrichtungen verkennen zu wollen.
Form und Inhalt der Institution hat mannigfach gewechselt, aber
der Grundgedanke, verfassungsmässige Beschränkung und volks-
thümliche Bestimmung der Herrschergewalt durch Theilnahme der
Beherrschten an der Ausübung der Staatsgewalt, ist zu allen Zeiten
derselbe geblieben.
I. Geschichtliche Entwickelung der Volksvertretung'.
$ 170.
1) Die landständische Institution in aufsteigender Linie.
Wir übergehen hier die ältesten Formen der Volksvertretung
beı den Deutschen, das concılium der Taciteischen Zeit, die Reichs-
versammlungen der Franken, die Provinciallandtage der Herzöge
konstitut. Verfassungsrecht. Klüber, Oeffentl. Recht des deutschen Bundes
88279 ff. Zöpfl, Grundsätze (5. Aufl.) B. II. 88325 ff. S.161 ff. H.A. Zacha-
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S. 319471.
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