Full text: Leitfaden für das Preußische Jäger- udn Förster-Examen.

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werthungsverhältnisse sind. Unter Umständen gebieten auch Verpflich— 
tungen, Servituten 2c. die Betriebsart, zuweilen auch die benachbarte 
Bewirthschaftungsart 2c.) · 
Für die Einführung des Niederwaldes ist im Allgemeinen das 
Umgekehrte maßgebend, was für den Hochwald maßgebend ist. Zunächst. 
sind nur solche Hölzer tauglich, die an den Stöcken oder Wurzeln gut 
ausschlagen, d. h. die meisten Laubhölzer, ganz ausgeschlossen sind die 
Nadelhölzer. Je mehr Ausschlagsfähigkeit nun eine Holzart hat und 
je werthvoller sie dabei ist, um so geeigneter ist sie zum Niederwald. 
Obenan steht die Eiche dann folgen in der Reihenfolge ihrer Taug- 
lichkeit Erle, Ahorn, Esche, Ulme, Weide, Hasel, Akazie (vergl 8 124). 
Die Birke giebt nur auf zusagendem Standort, dann allerdings 
oft vorzügliche Erträge. In letzter Reihe sind zu nennen: Linde, 
Pappel, Eberesche und Buche, welche letztere wegen geringer Ausschlags- 
fähigkeit sich am wenigsten eignet. Außerdem eignen sich noch alle 
Straucharten zum Niederwald, sie kommen dann eingesprengt vor, haben 
aber keine hohe forstliche Bedeutung. 
Der Niederwald eignet sich auch für den kleinsten Waldcompler, 
vorzüglich für einzelne Parcellen. Er ist sehr passend für flachgründigen 
Boden, indem der große Wurzelstock mit seinen weitgehenden Wurzeln 
bequem das verhältnißmäßig geringe überirdische Holz ernähren kann. 
Auf ganz steilen Hängen ist er neben dem Plenterwald beliebt, da er 
eine bequemere Abnutzung und Wiedercultur gestattet und den Boden 
bindet. Er ist am vortheilhaftesten, wo starke Nachfrage nach den 
schwächsten Nutzsortimenten ist und in allen Fällen, wo es dem Besitzer 
auf möglichst baldige Ernte aus seinem Waldgrundstücke ankommt, also 
namentlich für Besitzer kleiner Waldgrundstücke. 
Schon die geringe Verbreitung des Mittelwaldes (auch zu- 
sammengesetzter Betrieb genannt), wie die in jüngster Zeit sehr vielfach 
in Angriff genommenen Ueberführungen von Mittelwald in andere 
Betriebsarten beweisen, daß er sich keines großen Beifalls unter den 
  
  
*) Bernhardt sagt in seiner Forstgeschichte Bd. III: „Das Ziel der Wirth- 
schaft ist die höchste Ausnutzung der konkreten Kraft des Standorts durch Erzeugung 
des werthvollsten Holzes. Die Aufgabe des Forstmanns gipfelt darin, seine Stand- 
orte frei zu individualisiren und an jeder Stelle genau die Holzart zu erziehen, 
welche hier die relativ werthvollste ist; die Betriebsart ist aber stets diesem Haupt- 
zwecke unterzuordnen.“
	        
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