Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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Erscheinungen findet sich eine sorgfältige Grenze zwischen den Ane 
sprüchen persönlicher Freiheit, welche die Bauern mit Grund er- 
hoben, und den Thorheiten commnnistischer und religiöser Bestre- 
bungen gezogen. Die Stedinger haben an der Nordsee den Helden- 
kampf um ihre persönliche Freiheit geführt, und ihre Verketzerung 
wurde von jeher als eine Lüge der römischen Kirche betrachtet. Die 
Gemeinden in den Niederlanden, und voran die Friesen, haben 
wiederholt ebenso wie die Waldstätte Uri, Schwiz und Unterwalden 
nichts als persönliche Freiheit und persönliches Recht auf ihre Banner 
geschrieben, unter denen die letztern siegreich von Jahrhundert zu 
Jahrhundert fortgeschritten sind. Es war drückend, die schwäbischen 
während der benachbarte Schweizer Landmann Herr war auf seinem 
Grund, persönlich frei, und in Abgaben oder Leistungen an Kirchen 
oder Herren nur nach klarem Recht besteuert werden kennte. Es 
erklärt sich leicht, daß von diesen Schweizer Bauern eine Art Evan- 
gelium sozialer Stellung durch That und Beispiel über alle Bauer- 
schaft hin sich verbreiten mußte. Wie im Nerden die Käselrödter 
1491, die Dithmarsen 1500 das Beispiel der freien Friesen nach- 
bildeten und ihre Freiheit hier gegen die Dänen, dort gegen Hol- 
land behaupteten, so erhol sich auch in Schwaben und Elsaß der 
Ruf der freien Bauerschaft der Schweiz seit dem Ende des 15. Jahr- 
hunderts lauter und lauter und wurde um so drohender, je fester 
und versteinerter die Gewalten dastanden, welche sich dem Freiheits- 
drang der Bauern entgegenstellten, und je mehr die Wege zu ihrem 
Ziele durch heimliche Verschwörung, finstere Rachepläne und reli- 
giösen Schwarmgeist alsbald gleichsam aufgelockert wurden. 
Nichts ist bezeichnender für den lang und schwer erduldeten 
Druck, den im Elsaß der unfreie Mann ertrug, als die dramatische 
Geschichte, die uns aus dem dritten Viertel des 15. Jahrhunderts 
unter dem Namen des Buchsweiler Weiberkriegs bekannt ist. 
Es war Herr Jakob von Lichtenberg mit dem Bart, der nach seinem 
Schloß Buchsweiler die schöne Bärbel brachte, und Anlaß gab zum
	        
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