Full text: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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und auf die Juden so schlecht zu sprechen ist. Im Ganzen aber 
könnte er noch heute jeder parlamentarischen Versammlung. als 
wohlmeinender Redegreis bestens empfohlen werden. 
So weit der bloße Patriotismus reicht, ist er vollkommen am 
Platz. In dem Fache der patriotischen Entrüstung leistet er Vor- 
zügliches. Aber vergessen wir nicht, daß es politische Fragen gibt, 
zu deren richtiger Auffassung die erregbare nationale Empfindlichkeit 
wirklich ganz allein genügt. Eine solche Frage war schon damals 
die französische Theorie der Rheingränze. 
Diese Theorie hatte bereits im fünfzehnten Jahrhundert bei den 
Feldzügen des Dauphins (oben S. 107) ihre verhängnisvolle Rolle 
zu spielen begonnen, und von da an fortwährend gespukt, um ins- 
besondere in Straßburg selbst deutsche Köpfe zu berücken und deutsche 
Gewissen zu verwirren. „Viele unter uns — versichert Wimphe- 
ling — sind mehr dem französischen, als dem deutschen Reiche ge- 
neigt. Denn von den unseren werden zu Zeiten Botschafter nach 
Frankreich gesandt, welche halbe Franzosen sind. Wenn sie von den 
Franzosen freundlich empfangen werden, so reden sie ihnen zu Munde 
und gehen auf ihre Absichten ein, in der Hoffnung, bei einer künftigen 
französischen Eroberung Ehren und Würden zu erlangen.“ 
Solchen gegenüber hält Wimpheling die deutsche Fahne hoch und 
sucht durch zusammengekarrte Aussprüche aller möglichen großen und 
kleinen Schriftsteller zu erhärten, daß Straßburg nie zu Gallien oder 
Frankreich gerechnet worden sei. „Lassen wir nicht die übermüthigen 
Gallier sich anmaßen, was unser ist"“, ruft er aus. Schade, daß 
seine historische Beweisführung um se viel weniger stark ist, als 
sein Patriotismus. Schade, daß ihn überhaupt jedes edle Gefühl 
so leicht über die Gränzen seines Wissens hinausreißt. Sonst wür- 
den wir gern seine Schrift „Deutschland“ dem berühmten Buche 
Arndts „Der Rhein Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Gränze“ 
an die Seite setzen. 6 . 
Auch sein „Abriß der deutschen Geschichte“ ist wissenschaftlich 
genommen eine schlimme Arbeit. Die Auswahl und Behandlung 
11“
	        
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